Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
Neuengland gefolgt waren.
Offensichtlich waren sie in einem Unterseeboot in Blenheim Palace angekommen. Kitchens konnte sich bei bestem Willen nicht vorstellen, wie das möglich geworden war.
Zwei Mannschaften tot. Wenigstens ein Dutzend Männer des Royal Household-Regiments bei dem Versuch gestorben, Ihre Kaiserliche Majestät zu verteidigen. Dieser Doktor, Stewart. Alle Männer, die er unter dem Befehl Ottweills im Stich gelassen hatte.
Eine Queen.
Die Tür öffnete sich hinter ihm und schloss sich mit einem leisen Klicken wieder. Schritte hallten durch den Raum, in dem kein Teppich ausgelegt war. Kitchens wollte sich nicht umdrehen, um nachzusehen.
Der Premierminister ging hinter den Schreibtisch und setzte sich in den großen Ledersessel. Er legte einen Revolver vor sich hin.
Der nahm Kitchens’ gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch. »Sir?«
»Mr Kitchens.« Lloyd George sprach langsam und sorgfältig, ganz im Gegensatz zu seiner sonst üblichen Schlagfertigkeit. »Ich stelle fest, dass Sie nach England zurückgekehrt sind.«
Kitchens betrachtete die Pistole und fragte sich, ob sie vielleicht ein Eigenleben entwickeln würde. In der ständig dunkler werdenden Nacht war der Premierminister mittlerweile nicht mehr als ein Schatten, der sich leicht von seinem Hintergrund abhob.
»Sir, ja … Sir.«
»Die Maske Childress erzählt uns da eine ganz spannende Geschichte. Das trifft auch auf ihren, ähm, Botschafter zu.«
»Sir.« Er konnte ihren Worten nichts hinzufügen, denn er wusste von all dem nichts. Sie waren in der Begleitung von al-Wazir aufgetaucht, auf Veranlassung von Paolina Barthes, aber sie hätten genauso gut von den Irokesen zu ihnen gekommen sein können, soweit er in der Lage war, das zu beurteilen.
Lloyd George betrachtete seine eigene Hand. »Ich nehme nicht an, dass es von Bedeutung ist, ob Mr Wang nun tatsächlich der bevollmächtigte Botschafter seines Landes ist. Wenn diese Frau erst einmal mit ihm fertig ist, werden sie in Beijing nichts anderes mehr behaupten. Dieser sinnlose Krieg mag tatsächlich zu Ende gehen, und unsere Freunde in Valetta und Phuket können sich wieder ihren kleinen, unerträglichen Fehden und ihrer Auseinandersetzung mit dem Allmächtigen widmen.«
»Sir.« Das entwickelte sich schnell zu einer sehr beruhigenden Silbe.
»Glauben Sie an Gott, Mr Kitchens?«
»Sir?«
Der Premierminister beugte sich vor, und der Anzug knisterte, als sich seine schattenhafte Silhouette bewegte. »Sie haben mich gut verstanden.«
»Natürlich, Sir. Wer denn nicht?«
»Es würde Sie überraschen.« Finger trommelten auf der Tischoberfläche. »Man hat mir dringend nahegelegt, Ihnen die Möglichkeit einer selbst verursachten, möglichst tödliche Verletzung nahezulegen. Das würde der Krone den Ärger und die Kosten für einen Prozess ersparen, ganz abgesehen von der öffentlichen Demütigung dafür, dass wir es offensichtlich nicht geschafft haben, das Leben Ihrer Kaiserlichen Majestät angemessen zu beschützen.« Weiteres Trommeln. »Sind Sie an dieser Option vielleicht interessiert?«
»Sir.«
»Ich verstehe das als ein Nein. Ich sage das in allem Ernst, verstehen Sie?«
Trotz der zunehmenden Abendkühle lief Kitchens der Schweiß den Rücken hinunter. »Sir, ja, Sir.«
»Gott hatte den Tod der Queen zu einem festgelegten Termin vorbestimmt. Die grausamen Naturwissenschaften und falsche Entscheidungen haben ihr Leben verlängert, animiert durch … gewisse Elemente in Regierung und Gesellschaft. Selbst einem Mann in meiner Position steht es nicht immer frei, eigene Entscheidungen zu treffen; vielleicht ist das für einen Mann in einer solchen Position auch gar nicht möglich. Es hat einige recht verhalten geführte Streitgespräche über die Bedeutung einiger subtiler Hinweise gegeben, was gewisse Nachrichten Ihrer Kaiserlichen Majestät anbetraf. Sie, Sir, haben das vermutlich größte Problem in der Geschichte unseres Landes, das zugleich sein schrecklichstes Geheimnis war, mit Ihrem Einsatz gelöst.« Erneutes Fingertrommeln. »Es wird Ihnen zwar nahegelegt, sich umzubringen, aber hängen will man sie nicht. Ich würde Seine Kaiserliche Majestät, der vor Kurzem noch der Prinz von Wales war, nicht gerade als dankbar für die Ermordung seiner Mutter bezeichnen. Allerdings verschließt er auch nicht die Augen vor dem, was sich hier abgespielt hat.«
Ein langes Schweigen folgte. Die beiden Männer starrten sich durch die Dunkelheit an.
Schließlich konnte Kitchens die
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