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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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das Sechste Siegel mit sich führte.
    Die Briten zeigten den Überlebenden kein Erbarmen und schossen wahllos auf sie herab. Er entfernte sich so schnell wie möglich vom Schlachtfeld, doch nicht so schnell wie eben, als ihn sein Zorn wütend vorangetrieben hatte. Er suchte in den Dornwäldern der Umgebung Schutz, bis er dem drohenden Tod und dem Ende aller Hoffnung entkommen war.
    Childress
    Sie fuhren küstennah weiter und warteten auf die nachmittägliche Ebbe. Leung hatte ihr erklärt, dass es nur sinnvoll war, sich der Küste zu nähern, wenn die Gezeiten besonders schwach waren – ihr Unterseeboot lief sonst zu große Gefahr, auf Grund zu laufen, wenn sie die Tiefe falsch einschätzten.
    Als der Kapitän den richtigen Augenblick für gekommen hielt, kletterten er und Childress zum Kommandoturm hinauf. Al-Wazir ließ seinen Einsatztrupp auf dem Vorderdeck Position beziehen, mit eingefetteten Gewehren, Enterhaken und Brechstange. Ihre zusammengewürfelten Waffen und Uniformen und die Tatsache, dass sie sich ihre Haut mit Entenfett eingeschmiert hatten, ließ sie eher an Zugräuber denken statt an Matrosen, die einen Hafen zu erstürmen hatten.
    Der Schlüssel hing weiterhin um ihren Hals, denn niemand von ihnen war sich sicher, was der Priester mit seinem Hilfsangebot wirklich beabsichtigte.
    Die Aufgabe konnte so einfach sein, dass es sich nur um das Öffnen einer Tür handelte; dann würde al-Wazir einen seiner Männer losschicken, um genau das zu tun.
    Oder sie würden sich einer verborgenen Herausforderung stellen müssen, die Childress’ Kenntnisse göttlicher Traditionen und die von ihr beanspruchten Kräfte einer Maske notwendig machen würden. In diesem Fall würde al-Wazir zu ihr zurückkehren.
    Sie näherten sich der Küste. Ein Mann am Bug bestimmte mit einem Handlot die Tiefe. Childress warf einen erneuten Blick auf die Karte – eine scharfe Kurve wartete nach den Brandungspfeilern direkt vor ihnen auf sie, wenn sie den eingezeichneten Symbolen Glauben schenken durfte. Es sah überhaupt nicht nach einem zugänglichen Hafen aus. Das waren einfach nur Felsen, die aus dem Wasser ragten. Sie fragte sich, ob Vater Francis sie in den Tod geschickt hatte, denn wenn die Five Lucky Winds erst einmal auf Grund gelaufen war, konnten sie nur noch darauf warten, dass sie ein britisches Patrouillenluftschiff zufällig entdeckte und ihnen mit Geschossen und Bomben ein blutiges Ende bereitete.
    Aufgeregt schrie der Mann am Handlot plötzlich auf. Childress sah in die Richtung, in die er mit einer Hand zeigte. Was eben noch wie eine massive Wand ausgesehen hatte, erwies sich nun als zwei eng beieinanderstehende Felsen, die ihnen die Durchfahrt ermöglichten.
    »Ich wünschte mir, ein Ruderboot dabeizuhaben«, sagte Leung. Paolina hatte ihres vor der Küste Sumatras mitgenommen. »Dann würde ich das Schiff von den Männern hineinrudern lassen.«
    »Das Schiff in Schlepptau nehmen?«, fragte Childress überrascht.
    »Es lässt sich machen.« Er lächelte. »Langsam. Sehr langsam.« Er gab über das Sprachrohr Befehle weiter und korrigierte ihren Kurs alle paar Sekunden. Der Rumpf kratzte einmal über den Boden, als sie die Kurve in Angriff nahmen – Gott, ist das knapp, dachte Childress –, doch es war nur ein kurzer Kontakt, kein lang gezogenes Kreischen, wie es ein Zerbrechen des Rumpfs angezeigt hätte. Doch obwohl Leung zusammenzuckte, schien sich niemand wirklich Sorgen zu machen. Dann tauchten sie in Schatten ein, als sich vor ihnen unterhalb der Landzunge ein schmaler Höhleneingang auftat. Die Wellen schlugen sanft gegen seine Wände, die vor weißem Guano starrten.
    Al-Wazir rief etwas und sprang über Bord. Seine Männer folgten ihm und schwammen in die Dunkelheit hinein, während Leung die Maschinen zu stoppen befahl.
    Sie hatten vielleicht eine Anlegestelle entdeckt. Wenn sie Glück hatten, dann würde sie stabil genug sein. Sie blickte hinter sich und erkannte, dass sie zwischen den Felsen eingeschlossen waren. Wie im Leben schlossen sich Tore, wenn man sie durchschritt. Der einzige Weg war der Weg nach vorne.
    Vor ihnen brüllte jemand, zuerst undeutlich; dann war al-Wazirs Stimme zu hören. Ein Schuss ertönte. Leung lief hochrot an, aber sie hielten die Position. Das Unterseeboot konnte nicht weiterfahren, bis der Landetrupp den Weg freigemacht hatte.
    Einer der Matrosen kehrte aus dem Schatten zurück, und sein Kopf hüpfte im Wellengang hin und her. Er gab der Five Lucky Winds das Zeichen

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