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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Seine Bereitschaft, sich in der Wildnis vor a Muralha ihre Worte anzuhören, hatte sich in seiner Heimatstadt in mechanische Selbstgewissheit gewandelt. Ophir hatte ihn wieder zu dem gemacht, was es für ihn bedeutete, Messing zu sein.
    Sie umrundeten zahlreiche Kegel und überquerten gelegentlich größere Lücken auf schmalen, schwankenden Brücken. Eine warme Brise zerrte an ihr und brachte aus der Tiefe unter ihnen den Duft von Wäldern und Fels, der sich hier mit dem Gestank der Stadt vermischte. Obwohl dieser Ort von Messing und für Messing gebaut worden war, wimmelte es nur so vor anderen Spezies – ihrem Essen, ihrer Kleidung, ihrer Körperpflege, ihren Tieren.
    Hier unten saßen die Leute im Türrahmen und in Fenstern und ließen ihre Beine über dem Nichts baumeln. Katzen, Opossums und andere Nagetiere rannten an den Geländern und Haltekabeln entlang, und die meisten von ihnen hatten Glöckchen an ihren Halsbändern. Angeleinte Kinder tapsten umher.
    Boas schritt weiter entschlossen auf die im Schatten liegende Felswand zu, die sich an der Unterseite des Felsvorsprungs befand.
    Je weiter sie kamen, umso ruhiger und kälter wurden die Laufstege. Die Kegel schienen als Lager oder dem Handel zu dienen. Es gab weniger Tiere, keine Kinder, und die Luft begann, moderiger zu riechen.
    Schließlich trat er auf einen Steinbalkon mit Kragdach, an dessen Rückseite sich drei in die Oberfläche geschlagene Bögen befanden.
    »Das ist das Büßertor«, sagte er leise.
    »Ist das nur ein Name, oder hat er eine besondere Bedeutung?«
    »Es ist nur ein Name.« Er fügte noch wenig aufschlussreich hinzu: »Es gibt Zeremonien.«
    Paolina probierte das Einzige aus, was ihrer Meinung nach hier unten funktionieren konnte. »Und irgendwo hier unten befindet sich dein Gedächtnis?«
    Boas drehte sich zu ihr um und starrte sie an. »Wenn mir meine Kristalle gestohlen worden sind, dann wären sie in der Nähe dieser Tür. Ich beabsichtige, die momentan geltenden Anweisungen zu Schimmern und anderen Artefakten der Mauer zu erfahren.«
    »Was, wenn dir befohlen wird, mich zu töten?«
    »Dann werden wir sehen.« Er begann leicht zu vibrieren. »Ich bin schließlich Messing.«
    »Du bist auch Boas«, ermahnte sie ihn. »Du hast gesagt, dass ich jenseits der Autorität bin. Vergiss das nicht.«
    »Messing vergisst nicht.« Er klang jetzt mürrisch.
    »Nein, aber man kann es aus dir entfernen.«
    Damit drehte sich Boas auf dem Absatz um und marschierte durch die mittlere Tür. Sie tat den erneuten Gedanken an eine Flucht ab und folgte ihm in den Palast der Obrigkeit.
    In der staubigen Eingangshalle war es ruhig. Ein Lufthauch strich über ihre Gesichter. Matt glühende Siegellichter, die schwache Kopien der Magie zu sein schienen, mit denen die Messingwagen angetrieben wurden, erhellten den Raum gerade ausreichend. Auf dem Fußboden standen Steinbänke, die aus dem Fels geschlagen worden waren, und auf ihnen hatten früher sicherlich die Bittsteller gesessen. Hinter einem Pult teilte sich der Flur in zwei Gänge auf, an deren Ende Türen tiefer in den Mauerfels hinein führten.
    »Das ist unvorschriftsmäßig«, sagte Boas. »An diesem Ort sollte eigentlich Betriebsamkeit herrschen.«
    »Draußen stand niemand. Was hast du denn hier drinnen erwartet?«
    Er ging weiter. Sie erreichten bald eine Treppe, die sowohl nach oben als auch nach unten führte. Es handelte sich nicht erneut um einen Steigermaschinenschaft, sondern um in den Fels getriebene Treppenstufen. Boas entschied sich für den Weg nach oben, ohne das zu kommentieren, und Paolina folgte ihm.
    Die nächste Ebene war eindeutig als Lager benutzt worden. In Holzkisten lagen Schriftrollen und mit Seidenbändern zusammengebundene Papierstapel. Alte Land- und Seekarten wurden in großen, fächerartigen Gestellen aufbewahrt. Tische, Stühle und Schreibtische hatte man übereinandergestapelt.
    Er führte sie weiter nach oben.
    Sie fragte sich, was geschehen sein mochte. War seine ihm so teure Obrigkeit zerfallen? Oder war sie durch eine andere Regierungsform ersetzt worden?
    Auf der nächsten Ebene entdeckten sie weitere flackernde Lichter, aber auch Electricität und sogar Teppiche. Hinter den Türen waren Geräusche zu hören. Hier wurde gearbeitet, im Gegensatz zu den verlassenen Stockwerken unter ihnen. Boas ging den Weg zurück, den sie gekommen waren, als ob er über dem Büßertor entlanggehen wollte.
    Paolina betrachtete die Zeichen, an denen sie vorbeikamen, aber sie

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