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Die Räuberbraut

Die Räuberbraut

Titel: Die Räuberbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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verschwunden, wenn ich, sagen wir, ein Flugticket und ein bißchen Taschengeld hätte.«
    »Du versuchst, mich zu erpressen«, sagt Roz.
    »Keine Beschimpfungen, bitte«, sagt Zenia. »Ich bin sicher, daß du die Logik verstehst.«
    Roz zögert. Soll sie die Geschichte kaufen, soll sie Larry von Zenia loskaufen? Und wenn sie es nicht tut? Wie genau sieht die Drohung aus? Larry ist kein Kind mehr; es muß eine Menge über Mitch geben, was er sowieso ahnt. »Ich denke nicht«, sagt sie langsam. »Ich habe eine bessere Idee. Wie wäre es, wenn du die Stadt einfach so verläßt?
     
    Ich könnte dich immer noch wegen Unterschlagung belangen. Und dann ist da noch die Geschichte mit den gefälschten Schecks.«
    Zenia runzelt die Stirn. »Du legst zuviel Wert auf Geld, Roz«, sagt sie. »Was ich dir in Wirklichkeit angeboten hab, war Schutz für dich selbst. Nicht für Larry. Aber du bist es nicht wert, beschützt zu werden. Hier hast du also die ganze Wahrheit. Ja, ich bumse Larry, aber das ist nur ein Nebenschauplatz. In erster Linie ist Larry nicht mein Geliebter, in erster Linie ist er mein Dealer. Ich bin überrascht, daß deine unfähige Privatschnüfflerin nicht längst dahintergekommen ist, und ich bin erst recht überrascht, daß du selbst anscheinend auch nicht dahintergekommen bist. Du magst nicht unbedingt hübsch sein, aber früher warst du immerhin intelligent. Dein Mamasöhnchen hat sein flaches kleines Ego dadurch aufgeplustert, daß er einen netten kleinen Drogenhandel aufgezogen hat, mit Koks, der beliebten Entspannungsdroge der Yuppie-Generation. Erdealt, er versorgt seine gutbetuchten Freunde. Und er bedient sich selbst ziemlich großzügig – du kannst von Glück sagen, wenn er irgendwann noch eine Nase hat. Was glaubst du denn, was er jede Nacht im Toxique treibt 7 Der Laden ist berüchtigt! Und er tut es nicht nur für Geld, er tut es, weil’s ihm Spaß macht! Und weißt du, was ihm am meisten Spaß macht 7 Daß er es hinter deinem Rücken treibt. Daß er Mom eins auswischen kann. Wie der Vater so der Sohn. Der Junge hat ein Problem, Roz, und dieses Problem bist du!«
    Roz hat weiche Knie. Sie will das alles nicht glauben, aber Teile davon klingen, als könnten sie wahr sein. Sie erinnert sich an das Tütchen mit dem weißen Pulver, das sie gefunden hat, sie erinnert sich an Larrys Heimlichkeiten, an die Leerstellen in seinem Leben, die sie nicht füllen kann, und all ihre Ängste schlagen über ihr zusammen, gemischt mit einer gewaltigen Portion Schuld. War sie zu beschützerisch? Versucht Larry, ihr zu entkommen? Ist sie eine alles verschlingende Mutter? Schlimmer: ist Larry hoffnungslos süchtig?
    »Also würd ich’s mir an deiner Stelle gut überlegen«, sagt Zenia. »Denn wenn du nicht für die Information zahlst, gibt es andere Leute, die das tun werden. Ich denk, es würde eine nette Schlagzeile abgeben, findest du nicht auch? Sohn prominenter Geschäftsfrau bei Drogenrazzia verhaftet. Nichts wäre einfacher zu arrangieren. Larry vertraut mir. Er denkt, daß ich ihn brauche. Ich muß nur pfeifen, und dein Sonnyboy kommt mit gefüllten Taschen angerannt. Er ist wirklich niedlich, weißt du. Er hat einen niedlichen Hintern. Im Knast wird man ihn zu schätzen wissen. Was kriegt man heute für so was? Zehn Jahre?«
    Roz ist betäubt, sie bekommt das alles gar nicht mehr mit. Sie steht auf und geht zum Fenster, zu der Glastür, die auf den Balkon führt. Von hier aus kann sie eine neumondförmige Ecke des Springbrunnens sehen, tief unten. Das Wasser ist noch nicht abgelassen; tote, braune Blätter schwimmen darin herum. Wahrscheinlich hat das Hotel nicht genügend Personal, wegen der Rezession. »Ich muß mit ihm reden«, sagt sie.
    »Das würd ich an deiner Stelle nicht tun«, sagt Zenia. »Er könnte in Panik geraten und etwas Unüberlegtes tun. Er ist ein Amateur, er wird sich verraten. Im Augenblick schuldet er seinen Lieferanten eine Menge Geld. Ich weiß, wer sie sind, es sind keine besonders netten Leute. Es wird ihnen nicht gefallen, wenn er den Stoff die Toilette runterspült. Weil sie dann ihr Geld nicht bekommen, und in der Regel reagieren sie darauf nicht besonders freundlich. Sie mögen es auch nicht, wenn Leute erwischt werden und anfangen, über sie zu reden. Die Leute haben wenig Humor. Dein Larry könnte sich die Finger verbrennen. Um genau zu sein, er könnte in einem Straßengraben enden, minus ein paar Körperteile.«
    Das hier kann nicht wahr sein, denkt Roz. Der süße,

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