Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
Vom Netzwerk:
geringste Hast verriet.
»Müssen wir uns nicht beeilen?«
»Weshalb? Sie werden frühstücken, dann werden sie arbeiten. Und die Sicherheitsleute müssen auf die Frauen aufpassen, dass sie nicht abhauen, sondern ihren Job erledigen. Damit, dass jemand von außen versucht reinzukommen, rechnen die doch nicht. Jetzt kommt die Haupttür. Pass auf, dass du nicht von einem Fenster aus gesehen werden kannst.« Er huschte voran.
In die Mauer war an der Frontseite eine schwere, ebenfalls grün lackierte Metalltür eingelassen worden. Sie war mit zwei Sicherheitsschlössern versehen und hatte keine Klinke.
»Was nun?«
»Wir sperren sie ein, mit einem kleinen Stückchen Holz«, flüsterte Peter. »Papier ginge auch, aber Holz ist besser. Du drückst einfach einen kleinen Span in den Schlüsselschlitz. Sieh her. Es reicht, dass er zwei oder drei Millimeter tief drinsteckt. Dann brichst du den Span ab. Wenn du ganz sichergehen willst, spuckst du vorher auf den Span. Er quillt dann auf und nach zehn Minuten kriegst du keinen Schlüssel mehr in das Schloss. Wenn auf der Innenseite der Gegenschlüssel in einem parallelen Zylinder geführt wird, wendest du dort das gleiche Verfahren an. Wir müssen uns auch um die Autos kümmern. Sie haben mindestens sechs, wenn nicht acht im Hof stehen. Bist du bereit, können wir rein?«
»Okay«, nickte Mann. »Was machen wir, wenn plötzlich jemand vor uns steht und Guten Morgen sagt?«
»Das entscheiden wir, wenn es so weit ist. Wir gehen da rüber, da ist Gebüsch. Außerdem ist hier die Küchenseite, siehst du da die Aluminiumrohre auf der Außenwand? Ich steige rauf, lege mich auf die Mauerkrone und zieh dich hoch.«
Keine Zeit für Zweifel und herkömmliche Höflichkeiten. Wahrscheinlich würde Peter auf die gleiche Weise den Buckingham-Palast aufrollen.
Es war wesentlich einfacher, als Mann befürchtet hatte. Sie saßen auf der Mauer und starrten hinunter auf die mit weißer Blendfarbe übertünchten Fenster des Küchentraktes. Zwei standen leicht geöffnet.
»Such dir ein Stückchen Holz und kümmer dich um die Schlösser im Tor! Ich steche derweil die Autoreifen ab.«
Der Innenhof des Anwesens war wie zu erwarten recht groß und Peter hatte Recht gehabt: Neun Autos standen auf dem Katzenkopfpflaster. Sie huschten zwischen die Wagen, Mann lief den direkten Weg zum Tor und drückte Holzspäne in beide Schlösser, nachdem er das Holz zuvor mit seiner Spucke befeuchtet hatte. Dann schlich er zurück zwischen die Autos. Sie trafen sich neben einem Jeep Cherokee und grinsten sich zu wie kleine Jungen, die dem Lehrer ein Schild mit der Aufschrift Ich bin doof auf den Rücken geklebt hatten.
»Jetzt wird es ernst«, sagte Peter leise. »Ich weiß noch nicht genau, durch welches Fenster wir reingehen, aber wir gehen rein. Ich bleibe immer vier Schritte vor dir. Wenn ich stehen bleibe, bleibst du auch stehen. Vier Schritte. Am besten nehmen wir eines der Frontfenster, da ist es am stillsten.«
Er eilte voraus und Mann hielt sich an die vier Schritte, so gut es ging.
Die großen Flügeltüren zur Eingangshalle waren verschlossen.
»Hat keinen Zweck«, meinte Peter leichthin, als habe er fest damit gerechnet. Er hob einen der Begrenzungssteine auf, die die Auffahrt säumten. Doch er warf ihn nicht, sondern drückte ihn fest gegen den rechten Flügel eines großen Fensters. Es knackte scharf, dann fielen Scherben nach innen in die Halle. In Manns Ohren war es ein mörderischer Lärm.
Peter kletterte durch die Öffnung und bedeutete Mann mit einer schnellen Handbewegung, ihm zu folgen. Der Deutschrusse verschwand hinter dem Sofa einer schwarzen Ledergarnitur. Mann folgte zügig und duckte sich ebenfalls hinter das Möbel.
»Achtung, der Hund!«, murmelte Peter und stand auf.
Das Tier blieb still, es hechelte nicht einmal. Es hatte die beiden Männer fest im Blick, senkte den Kopf und zeigte seine Zähne. Ein lautes Knurren kam aus seiner Kehle, voller Angriffslust.
Peter lockte: »Komm her.« Dann zog er eine Waffe und schoss. Es gab ein leises Plopp und das Tier fiel um.
»Okay!«, sagte Peter und lief los. Er rannte auf eine doppelte Glastür zu und drückte den rechten Flügel auf. Die Tür führte zu einem Gang. Peter winkte Mann nachzukommen.
Mann fühlte Panik und war gleichzeitig wütend. Das war nicht abgesprochen, eine Waffe war gar nicht angesprochen, nicht diskutiert worden.
»Verdammte Scheiße!«, zischte er.
Peter drehte sich zu ihm: »Was hast du geglaubt? Dass das ein Spaziergang

Weitere Kostenlose Bücher