Die Ranch
lächelte schwach. »Trotzdem ist er nicht Bobby Joe, sondern Gordon. Und er könnte dir wehtun. Für so eine Geschichte würde die Boulevardpresse ein paar Hunderttausend Dollar zahlen.«
»Das weiß ich. In dieser Hinsicht habe ich schon genug erlebt. Aber ich bin immer noch bereit, gewissen Menschen zu vertrauen. Und Gordon gehört dazu.«
»Vielleicht hast du Recht. Ich bitte dich nur – verschenk dein Herz nicht zu schnell. Du hast nur eines. Und wenn's gebrochen ist, lässt sich's sehr schwer reparieren.« Die beiden Frauen lächelten sich an. Nichts hätte Zoe lieber gesehen als Tanya an der Seite eines Mannes, der sie beschützen würde.
»Und dein Herz?«, fragte Tanya, während Zoe die Teetasse beiseite stellte. »Warum bist du schon so lange allein? Ist dein Herz gebrochen?«
»Nein, nur von der Sorge um andere erfüllt. Für die Liebe fand ich niemals Zeit, und jetzt habe ich mein Baby. Mehr brauche ich nicht.«
»Unsinn! Wir alle brauchen Liebe.«
»Wahrscheinlich bin ich aus anderem Holz geschnitzt.« Zoe sah traurig, unglücklich und einsam aus, und Tanya wünschte, sie könnte mehr für sie tun. Seit Jahren opferte sich Zoe für ihre Patienten auf, und niemand schien sich um
sie
zu kümmern. Sie wirkte erschöpft, und Tanya küsste ihre Stirn und löschte die Nachttischlampe. »Versuch, zu schlafen. Wenn's dir morgen nicht besser geht, rufe ich einen Arzt.«
»Schon gut, ich bin okay.« Zoes Augen fielen zu, und sie schlief ein, noch bevor ihre Freundin hinausging.
Leise schloss Tanya die Tür hinter sich. Auf dem Weg in ihr eigenes Zimmer kehrten ihre Gedanken zu Gordon zurück. Zoe hat Recht, überlegte sie, er könnte mir was Schreckliches antun … Und sie war so verletzlich. Den emotionalen Luxus, den normale Menschen für selbstverständlich hielten, durfte sie sich nicht leisten. Wenn Gordon der Boulevardpresse Interviews gab oder kompromittierende Fotos von Tanya machte, um sie zu erpressen …
Aber warum sollte sie sich dauernd um solche Gefahren sorgen? Sie war immer so vorsichtig gewesen, und jetzt hatte sie sich innerhalb von drei Tagen in einen Cowboy verliebt. Einfach verrückt. Und doch – nichts in ihrem Leben war ihr jemals richtiger oder vernünftiger erschienen. Nachdem sie die Zähne geputzt hatte, zog sie ihr Nachthemd an und sank ins Bett. Vor ihrem geistigen Auge erschien Gordon, sein lächelndes Gesicht, als sie ihm erklärt hatte, ihr Gesang sollte ihm Glück bringen. Und plötzlich wollte sie ihn so schnell wie möglich wieder sehen. Alles andere war ihr egal.
Wenig später schlief sie ein. In ihren Träumen sah sie ihn auf dem Rücken eines wilden Pferdes, in seiner silbergrünen Lederhose, die Hand hoch erhoben. Und sie sang die Hymne nur für ihn …
16
Als Mary Stuart am Tag nach dem Rodeo erwachte, hörte sie Geräusche direkt vor ihrer Tür. Sie zog ihren Morgenmantel an und eilte in den Wohnraum, wo sie einer vollständig angezogenen, sichtlich besorgten Tanya begegnete. »Stimmt was nicht?«
»Zoe ist krank. Immer wieder rannte sie ins Bad, die ganze Nacht, aber sie will mir nicht verraten, was ihr fehlt, sie behauptet, es wäre nur ein Virus. Aber das glaube ich ihr nicht. O Stu, sie sieht grässlich aus.« Tausend grausige Möglichkeiten gingen Tanya durch den Sinn, von Magengeschwüren bis zu bösartigen Tumoren. »Im Krankenhaus wäre sie besser aufgehoben, aber davon will sie nichts wissen.«
»Ich werde mal nach ihr sehen.« Bei Zoes Anblick erschrak auch Mary Stuart. Das Gesicht ihrer schlafenden Freundin war aschfahl, fast grünlich. Auf leisen Sohlen schlich sie aus dem Zimmer. »Mein Gott, wenn sie nicht ins Krankenhaus geht, sollte sie sich wenigstens untersuchen lassen.«
Da Tanya diese Meinung teilte, rief sie die Hoteldirektion an und fragte, ob in der Nähe ein Arzt praktiziere, der einen Hausbesuch machen würde. Auf die Frage, welches Problem es gebe, antwortete sie, eine ihrer Freundinnen sei sehr krank und sie würden nicht wissen, was ihr fehle. Es könnte eine
Blinddarmentzündung sein, die sofort behandelt werden müsse.
Wenig später rief Charlotte zurück und erklärte, der Doktor würde in einer halben Stunde eintreffen.
»Glaubst du, es ist was Ernstes, Stu?«, fragte Tanya, während sie warteten.
»Wenn ich das bloß wüsste!«, erwiderte Mary Stuart besorgt. »Hoffentlich nicht. Sie arbeitet so hart …«
Um halb neun erschien Dr. John Kroner, ein attraktiver, athletisch gebauter, junger Mann, der vermutlich auf dem
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