Die Ranch
verlierst du deine Stellung.«
Er nickte, obwohl es ihm egal war. Seit drei Jahren arbeitete er auf der Ranch als Vorgesetzter der anderen Cowboys. Das alles würde er Tanya zuliebe aufgeben. »Ich liebe dich«, flüsterte er an ihrem Mund.
»Und ich liebe dich auch.« Ja, sie musste tatsächlich verrückt sein. Keiner von ihnen ahnte, was die Zukunft bringen mochte, und Gordon wollte nicht einmal darüber nachdenken.
»Kommst du am Samstag wieder zum Rodeo?«
»Natürlich.« Wie gern würde sie mit ihm auf dem Zaun des Geheges sitzen …
»Lass dir bloß nicht einfallen, wieder zu singen! Vielleicht hättest du ein zweites Mal nicht mehr so viel Glück, und die Fans würden dir was antun.«
»Nein, ich werde nicht singen.« Nun lehnten sie nebeneinander an einem dicken Baumstamm. »Das meine ich ernst.« Vor drei Tagen hatte sie mühelos den Weg zu seinem Herzen gefunden, als würde sie dorthin gehören, und nun machte er sich große Sorgen um sie.
»Dann darfst du auch nicht mehr auf wilden Pferden reiten«, konterte sie. Doch sie wusste, dass sie ihn nicht daran hindern konnte. Vielleicht später.
»Jetzt muss ich ständig Angst um dich haben«, seufzte er.
»O nein … Sollten wir dem Schicksal nicht vertrauen? Immerhin hat's uns zueinander geführt. Warten wir einfach ab, was passieren wird. Manchmal ist das Leben voller Überraschungen.«
»Du
bist die Überraschung, und ich liebe dich.«
In dieser Nacht blieben sie noch sehr lange beisammen, küssten sich und redeten. Am Sonntag hatte er frei und wollte einen Ausflug mit ihr machen. Sie schlug ihm vor, in ihrem Wohnmobil wegzufahren. Aber er entgegnete, er würde lieber seinen Laster benutzen und ihr alle seine Lieblingsplätze zeigen. Bereitwillig stimmte sie zu. Wie sollte sie den Freundinnen erklären, was sie vorhatte? Es widerstrebte ihr, mit Mary Stuart und Zoe über ihre neue Liebe zu diskutieren. Vorerst wollte sie dieses magische Glück für sich behalten.
»Bis morgen«, flüsterte er schließlich. Am nächsten Tag würden sie sich nicht küssen und umarmen können. Erst am späten Abend, wenn er sie heimlich besuchte und mit ihr spazieren ging. Die Hoteldirektion missbilligte Romanzen zwischen Gästen und Cowboys, trotzdem ließ sich dergleichen nicht immer verhindern. Aber Gordon schwor, er habe sich nie zuvor in einen weiblichen Gast verliebt. Und nun hatte er gewissermaßen den Jackpot gewonnen.
Sie stand in der Tür und schaute ihm nach, als er lautlos im Dunkel verschwand. Inzwischen war es zwei Uhr geworden, fast zwei Stunden lang hatten sie sich geküsst und unterhalten. Als sie in den Bungalow zurückkehrte, hörte sie ein Geräusch und zuckte zusammen. Sie hatte geglaubt, die Freundinnen würden schlafen, aber sie traf Zoe in der Kochnische an, wo sie gerade Wasser aufsetzte.
Leichenblass, in eine Decke gewickelt, stand Zoe am Herd. Sie litt an einem heftigen Durchfall, was sie aber nicht erwähnte.
»Bist du okay?« Tanya überlegte, wie sie ihre lange Abwesenheit erklären sollte. Doch das war nicht nötig, denn Zoe erriet den Grund und stellte keine Fragen. »Du siehst krank aus.«
»Alles in Ordnung«, erwiderte Zoe wenig überzeugend.
In wachsender Besorgnis sah Tanya ihre Freundin zittern. »Geh ins Bett, ich bringe dir den Tee.« Dankbar gehorchte Zoe. Ein paar Minuten später folgte Tanya ihr mit einer Tasse Pfefferminztee. Zoe zitterte immer noch, sah aber etwas besser aus. »Was ist los mit dir?«
»Nur ein Virus«, erwiderte Zoe.
Aber Tanya glaubte ihr nicht. »Soll ich einen Arzt rufen?«
»Natürlich nicht, ich bin selber Ärztin und habe alles bei mir, was ich brauche.« Azidothymidin und andere Medikamente, sogar Injektionsmittel, falls der Durchfall wieder außer Kontrolle geraten sollte. Mit Mühe und Not hatte Zoe vorhin das Bad erreicht. Während sie an ihrem Tee nippte, saß Tanya auf dem Bettrand. Um die Freundin von ihrem Zustand abzulenken, wechselte Zoe entschlossen das Thema. »Sei vorsichtig, Tanny, falls Gordon dir was vormacht und die Story an eine Zeitung verkauft … Du kennst ihn kaum.«
Verblüfft hob Tanya die Brauen. Nicht zum ersten Mal bewunderte sie den Scharfsinn ihrer Freundin. Gewiss, nichts war unmöglich, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass Gordon vertrauenswürdig war. Und normalerweise geriet sie nur in Schwierigkeiten, wenn sie ihre Instinkte ignorierte. »Er ist okay, Zoe. Und wenn's auch verrückt klingt – irgendwie erinnert er mich an Bobby Joe.«
»Mich auch.« Zoe
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