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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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für ein paar Minuten in den Bungalow gegangen war. »Freut mich, dich anzutreffen.« Er erklärte sein Anliegen, und sie gab ihm die gewünschte Auskunft.
    »Wie nett von dir, mich deshalb anzurufen.« Manche Vertretungen fällten in solchen Situationen eigenmächtige Entscheidungen und machten sich hinterher nicht einmal die Mühe, den zuständigen Arzt darüber zu informieren.
    »Ist doch selbstverständlich.« Ausnahmsweise würde er sich eine kurze Mittagspause gönnen, erklärte er. »Hier ist der Teufel los. Seit meinem Praktikum habe ich nicht mehr so hart gearbeitet.« Früher hatte er Zoe nur zeitweise vertreten, nachts oder nachmittags. Nun arbeitete er zum ersten Mal eine ganze Woche in ihrer Klinik und genoss es in vollen Zügen. »Alles ist fabelhaft organisiert«, meinte er bewundernd, »und deine Patienten lieben dich. Deshalb fällt's mir verdammt schwer, ihren Ansprüchen zu genügen.«
    »Wahrscheinlich fragen sie gar nicht mehr nach mir. Und wenn ich zurückkomme, werden sie sich beschweren, weil Dr. Warner nicht mehr da ist.«
    »Das bezweifle ich.« Sam merkte, wie sonderbar ihre Stimme klang – als wäre sie eben erst erwacht oder hätte geweint. Mit seiner besorgten Frage, ob sie okay sei, brachte er sie aus der Fassung. Statt zu antworten, begann sie zu schluchzen und erschreckte ihn. »Ist einer deiner Freundinnen etwas zugestoßen? Oder dir?« Seine Intuition war fast beängstigend.
    »Nein, nein, alles in Ordnung …Übrigens – ich wollte dich gerade anrufen. Wir amüsieren uns so großartig. Deshalb möchte ich dich fragen …« Sie unterbrach sich, um nach Atem zu ringen, und hoffte, Sam würde es nicht hören. »Könntest du mich noch ein paar Tage vertreten? Ich komme spätestens am Sonntag in einer Woche zurück. Aber vielleicht hast du keine Zeit …«
    »Doch, das mache ich sehr gern.« Aufmerksam lauschte er auf jede Nuance in ihrer Stimme. Warum weinte sie? »Stimmt was nicht? Ich würde dir so gern helfen, Zoe. Was verheimlichst du mir? Sag's mir doch! Schließ mich nicht aus deinem Leben aus.«
    »Bitte, Sam, stell mir keine Fragen …«
    »Ist es so schrecklich, dass du's mir nicht verraten kannst? Warum willst du die Bürde mit aller Macht allein tragen?« Und plötzlich erkannte er die Wahrheit – jene grausame Wahrheit, die sie ihren Patienten immer wieder mitteilen musste und die sie jetzt selbst betraf. Sie war an Aids erkrankt. »Zoe?« Aber seine gepresste Stimme verriet ihr, was er soeben herausgefunden hatte, und sie schwieg. Diese Erkrankung erklärte vieles – warum sie sich gegen die Liebe sträubte, und warum sie in letzter Zeit so elend ausgesehen hatte. Trotz aller Vorsicht steckten sich viele Aidsärzte an. Ein Versehen, eine falsche Bewegung, ein Nadelstich – was auch immer, letzten Endes führte es zum Tod. »Zoe?«, wiederholte er sanft. Wäre er doch bei ihr und könnte sie tröstend in die Arme nehmen. »Hast du dich mit einer Nadel gestochen? Bitte, ich muss es wissen.«
    Eine Zeit lang hörte er gar nichts, und dann ein leises Seufzen. Das Schweigen war sinnlos geworden, das Geheimnis enthüllt. »Ja, letztes Jahr … Bei einer Blutabnahme … Ein kleines Mädchen, das sich zu heftig gewehrt hat …«
    »Oh, mein Gott. Warum hast du mir nichts erzählt? Wie geht's dir jetzt?« Um Himmels willen, sie hatte Aids, und er konnte ihr nicht helfen. »Fühlst du dich schlecht?«
    »Ja … Nichts Ernstes … Aber der hiesige Arzt meint, ich müsste mich noch ein paar Tage schonen, um sekundäre Infektionen zu vermeiden.«
    »Dann hör auf ihn. Was hast du für Probleme?« Plötzlich sprach er in sachlichem, klinischem Ton, und sie musste lächeln. »Atemnot?« Daraufwies ihre Stimme nicht hin, die ganz normal klang, von einem leisen Schluchzen abgesehen.
    »Nein, der übliche Horror – grässlicher Durchfall. Gestern Abend glaubte ich, meine letzte Stunde hätte geschlagen.«
    »Du wirst noch lange nicht sterben. Das verbiete ich dir.«
    »Bitte, Sam, halt dich da raus. Tu dir das nicht an. Du weißt, warum ich meine Klinik gegründet habe – weil der Mann, den ich liebte, an Aids starb. Es war schrecklich, ihn sterben zu sehen, und das will ich dir nicht zumuten.«
    »Bereust du, dass du bei ihm geblieben bist?«
    »Nein.« Bis zum Ende hatte sie Adam geliebt. Aber sie wollte Sam ersparen, was sie durchgemacht hatte.
    »Und wenn er dich weggeschickt hätte?«
    »Das hat er mehrmals versucht, ohne Erfolg. Niemals hätte ich ihn verlassen …« Als ihr

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