Die Ranch
»Ich bin da sehr aufgeschlossen.«
»Und völlig verrückt.« Nun wurde sie wieder ernst. »Vielen Dank, Sam, du bist wundervoll, und ich liebe dich. Vor diesen Gefühlen hatte ich Angst, und ich wollte dich nicht mit meinem Problem belasten. Aber nun hast du dir's selber aufgehalst. Natürlich kannst du dich immer noch anders entscheiden.«
»Ich bin immer für dich da.«
»Könnte ich das doch auch sagen …«
»Mit meiner Hilfe wirst du noch sehr lange auf dieser Welt bleiben.«
»Für Jade und dich, meine Klinik, meine Freundinnen …«
»Zoe, dafür lohnt es sich, zu kämpfen.«
»Ich werde mein Bestes tun. Das verspreche ich dir.«
»Gut, dann ruhe dich aus, und in ein paar Tagen kommst du frisch und munter zurück. Wenn der Durchfall nicht aufhört, lass dich ins Krankenhaus bringen.«
»Den habe ich schon überstanden.«
»Du musst viel trinken.«
»Das weiß ich. Hast du vergessen, dass ich Ärztin bin? Keine Bange, ich werde ganz brav sein.«
»Ich liebe dich.« Seltsam, wie glücklich er war … Soeben hatte er erfahren, dass sie an Aids litt, einer schrecklichen Krankheit, und trotzdem empfand er ein übermächtiges absurdes Glück.
Ebenso wie Zoe. Als ihre Freundinnen in den Bungalow zurückkehrten, lächelte sie noch immer.
»Was ist los mit dir?«, fragte Tanya misstrauisch. »Du siehst aus wie die sprichwörtliche Katze, die den Kanarienvogel verschluckt hat.«
»Vorhin habe ich mit Sam telefoniert. Er will in die Klinik einsteigen, als mein Partner.«
»Großartig!«, rief Mary Stuart.
»Moment mal!« Tanyas Augen verengten sich. »Sie erzählt uns nicht alles. Also, Zoe? Was habt ihr sonst noch besprochen?«
»Nun ja …« Zoe zögerte. »Er hat erraten, dass ich HIV-positiv bin.«
»Und was hat er gesagt?«, fragte Mary Stuart sanft.
»Er will mich heiraten«, verkündete Zoe und strahlte übers ganze Gesicht. »Ist das zu fassen?«
In ungläubigem Entzücken hielten beide Frauen den Atem an. Tanya war die Erste, die ihre Sprache wieder fand. »Dann musst du dich möglichst schnell erholen und nach San Francisco zurückfliegen, sonst schnappt ihn dir eine andere vor der Nase weg. Der Junge ist einfach fabelhaft.«
»O ja, das ist er.« Noch wusste Zoe nicht, was sie tun sollte. Jedenfalls würde sie mit Sam zusammenarbeiten und alles auskosten, was das Leben ihr noch zu bieten hatte. Und wenn er sie unbedingt heiraten wollte – vielleicht würde sie zustimmen. Wie auch immer, sie liebte ihn, und das war am wichtigsten.
»Verdammt will ich sein«, murmelte Mary Stuart, tief beeindruckt von Dr. Sam Warner.
Eine Zeit lang unterhielten sie sich noch über die große Neuigkeit, dann verließen Tanya und Mary Stuart das Haus, weil Zoe sich viel besser fühlte.
An diesem Nachmittag ging Mary Stuart mit Hartley spazieren. Das Ehepaar aus Chicago wollte angeln, und so war Gordon mit Tanya allein, obwohl er das nicht geplant hatte. Sie ritten zu einem Wasserfall in den Bergen, stiegen ab und saßen im Gras, zwischen wilden Blumen. Als sie sich küssten, fiel es ihnen schwer, die Leidenschaft zu zügeln. Obwohl ihnen nur mehr wenige Tage blieben, wollten sie nichts überstürzen.
Die Liebe war schnell genug über sie hereingebrochen, und nie zuvor hatte Tanya einen schöneren Nachmittag erlebt. Glücklich schaute sie zum blauen Himmel hinauf und betrachtete die majestätischen Berge. Später spazierten sie Hand in Hand umher, führten die Pferde am Zügel und sprachen über ihre Kindheit. Tanya erzählte von Zoes und Sams bemerkenswerter Liebe – zwei tapfere Menschen, mit einem schweren Schicksal konfrontiert.
Auf ihre Art war auch Tanya tapfer. Entschlossen hatte sie sich einen Weg durch ihre schwierige Welt gebahnt, und plötzlich stand ihr jemand zur Seite, voller Liebe, Mitgefühl und Verständnis. Was würde die Presse davon halten? Dieser Gedanke erschreckte sie ein bisschen, und sie versuchte, Gordon vor den Gefahren zu warnen, die ihm drohten. Doch das beeindruckte ihn nicht, und er forderte sie auf, sich umzuschauen. »Solange wir dieses Land haben und einander lieben, werden wir all die Banalitäten und Ärgernisse ertragen.«
»Ich muss in Kalifornien leben …«
»Natürlich. Aber wir werden hier in Wyoming ein Haus bauen – eine Zuflucht, in der wir immer wieder neue Kraft schöpfen können.«
Eine verlockende Idee, dachte Tanya. Ein zweites Heim in Jackson Hole … Das Strandhaus in Malibu könnte sie verkaufen. Sie hatte es ohnehin nie benutzt.
»Vielleicht
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