Die Ranch
wurden Sie in der Presse nicht gerade als
Jungfrau Maria dargestellt. Der Kerl hat ziemlich miese Geschichten erzählt, und diesem Schmutz will Tonys Exfrau ihre Kinder nicht aussetzen. Wenn ihr Anwalt Sie im Zeugenstand befragt und nach allen Regeln der Kunst auseinander nimmt, werden Sie die Kinder nicht einmal zum Gottesdienst in der St. Paul's Cathedral einladen, geschweige denn nach Wyoming mitnehmen dürfen.« In ihren Augen brannten neue Tränen. Er wusste nicht, wie tief er sie verletzte. »Tut mir Leid, Tanya, so ist es nun mal. Damit müssen Sie sich vorerst abfinden – zumindest, bis sich die Wogen nach dem Turner-Prozess geglättet haben.«
»Und nächstes Mal?«, fragte Tanya und putzte sich die Nase. Sie kannte das Szenario viel zu gut.
»Nächstes Mal?«, wiederholte er. Immerhin war es ihr gelungen, Bennett Pearson sekundenlang zu verwirren. »Noch eine Anklage?« Davon hatte er nichts gehört.
»Nein. Aber es wird nicht lange dauern. Seit dem letzten Prozess ist nur eine Woche vergangen.«
»Seien Sie nicht so zynisch.« Aber er musste ihr Recht geben. In ihrer Position war sie ständig die Zielscheibe irgendwelcher Angriffe, kein Wunder, dass Tony sie verlassen hatte. Im Augenblick hasste sie ihr Leben noch viel intensiver als ihr Mann.
»Reden wir über Leo«, fuhr Bennett fort. Bezüglich der Kinder konnte er nichts unternehmen. Er wollte nicht vor Gericht und zahllosen Kameras die Frage erörtern, ob Tanya im Stande war, nackt vor einem Bodyguard herumzulaufen oder mit ihrem Fitnesstrainer zu schlafen. Sicher hatte sie nichts dergleichen getan, aber Tonys Exfrau würde unbarmherzig darauf herumreiten.
»Ich will nicht über Leo reden«, protestierte sie unglücklich und erschöpft.
»Falls wir uns sofort zu einem Vergleich entscheiden, geht er auf vierhundertneunzig runter. Und ich finde, wir sollten dieses Angebot annehmen.«
Beinahe hätte sie den Hörer auf die Gabel geknallt. »
Vierhundertneunzigtausend Dollar?«,
schrie sie. »Sind Sie verrückt, Bennett? Der Kerl hat die ganze Geschichte erfunden. Dafür soll ich ihm eine halbe Million zahlen? Warum bemüht er sich nicht um eine Filmrolle?«
»Weil ihn kein Mensch kennt. Um eine halbe Million zu kriegen, müsste er in vier oder fünf Filmen mitspielen, und das könnte Jahre dauern. Auf diese Art kommt er schneller ans große Geld heran.«
»Einfach widerlich …« Und was am schlimmsten war, Bennett hatte Recht.
»Wenn wir uns Zeit lassen, wird er seine Forderung wieder verdoppeln. Soll ich seinen Anwalt anrufen und sagen, wir sind einverstanden? Natürlich werde ich auf strenger Vertraulichkeit bestehen. Der Anwalt hat mir erzählt, Leo würde bereits mit einem Sender über einen TV-Film verhandeln.«
»Oh, mein Gott!« Stöhnend schloss sie die Augen. In welchem Albtraum lebte sie? »Wie bin ich jemals in diesen Müll geraten? Und warum muss ich drin bleiben?«
»Wollen Sie Ihre Steuererklärung vom letzten Jahr sehen? Vielleicht ist das ein kleiner Trost.« Aber sie schüttelte bedrückt den Kopf. Es war einfach zu viel.
»So was kann mich nicht trösten, wenn ich so tief in der Scheiße sitze, Bennett. Diese Leute spielen mit meinem Leben, erzählen Lügen über mich … Allmählich komme ich mir wie ein Geldschrank vor, in den man einfach nur greifen muss.« Natürlich. Wenn man auf die Schnelle eine halbe Million einheimsen wollte, brauchte man Tanya Thomas nur zu verleumden oder zu erpressen.
Bennett räusperte sich. So sehr es ihm auch widerstrebte, seine Klientin zu bedrängen – er hatte keine Wahl. »Was soll ich Leos Anwalt sagen, Tan?«
Nach einem langen, drückenden Schweigen gab sie sich geschlagen. »Okay, wir zahlen diesem Bastard, was er verlangt …« Um die ganze widerwärtige Geschichte möglichst schnell zu vergessen, fuhr sie hastig fort: »Und Wyoming? Können Sie da irgendwas unternehmen, Bennett?«
»Was denn? Soll ich die Ranch für Sie kaufen?« Er versuchte, zu scherzen und Tanya aufzuheitern. Aber er wusste, er würde sich vergeblich darum bemühen. Trotz allem, was die Öffentlichkeit glaubte – es war verdammt schwierig, das Leben eines Stars zu führen. Eine glanzvolle Fassade – und dahinter ein gebrochenes Herz.
»Können Sie Tonys Exfrau irgendwie dazu kriegen, mir in diesem Sommer die Kinder zu überlassen? Wenigstens für eine Woche«, fügte sie hinzu, obwohl sie den Bungalow für vierzehn Tage bestellt hatte.
»Also gut, ich versuch's. Aber ich fürchte, es wird nicht klappen.
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