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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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bekäme.«
    »Das ist tröstlich. Was deine Frage betrifft – Tony ist diese Woche aus unserem Haus in Bel Air ausgezogen. Und jetzt verbietet mir seine Exfrau, seine Kinder zu sehen, weil mich ein Bodyguard wegen einer frei erfundenen sexuellen Belästigung verklagt hat. Das alles ist völlig verrückt, und es lohnt sich nicht, die widerlichen Zusammenhänge einem normalen, vernünftigen Menschen zu erklären. Also versuch erst gar nicht, diesen Unsinn zu verstehen. Mir ist's rätselhaft, aber ich lebe mitten drin.«
    Obwohl Tanya einen gleichmütigen Ton anschlug, spürte Zoe, wie verzweifelt ihre Freundin war. »Klingt nicht besonders lustig. Aber Wyoming, das hört sich besser an, und ich wünschte, ich könnte mit dir auf dieser Ranch faulenzen.« Die Schwester erschien wieder in der Tür und gestikulierte heftig. Trotzdem widerstrebte es der Ärztin, das Gespräch abrupt zu beenden. Offenbar brauchte Tanya jemanden, mit dem sie reden konnte. Also hob sie noch einmal fünf Finger, und das Mädchen verschwand wieder.
    »Kannst du wirklich nicht hinkommen, Zoe? Nur für ein Wochenende ?«
    »Es wäre wundervoll. Leider gibt's im Augenblick niemanden, der mich vertreten könnte. Ich müsste meine Patienten an einen fremden Arzt vom Bereitschaftsdienst verweisen, und das würden sie hassen. Die meisten sind schwer krank, und sie verlassen sich drauf, dass ich bis zuletzt bei ihnen bleibe.«
    »Nimmst du dir nie frei?«, fragte Tanya erstaunt. Nicht, dass sie selber viel Freizeit hätte, aber nicht einmal ihr Job war so anstrengend wie die Pflege todgeweihter Patienten.
    »Nur selten. Und jetzt muss ich wieder arbeiten, tut mir Leid. Sonst zertrümmern sie die Tür meines Sprechzimmers und lynchen mich. Ich rufe dich bald wieder an. Lass dich nicht von diesen Arschlöchern unterkriegen, Tan. Solche
    Leute darfst du keine Sekunde lang ernst nehmen. Das sind sie nicht wert.«
    »Das sage ich mir auch. Trotzdem strapazieren sie meine Nerven. Irgendwie tragen sie immer den Sieg davon, zumindest in dieser Stadt – oder in dieser Branche.«
    »Das hast du nicht verdient.«
    Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte Tanya. »Danke. Übrigens, neulich habe ich Mary Stuart gesehen.«
    »Wie geht's ihr?« Zoes Stimme nahm einen kühlen Klang an, den Tanya ignorierte. Im Lauf der Jahre hatte sie der einen regelmäßig von der anderen erzählt, und sie hoffte immer noch, sie würde die beiden eines Tages wieder zusammenbringen.
    »Nicht besonders gut. Letztes Jahr starb ihr Sohn, und davon hat sich die Familie noch nicht erholt.«
    »Sag ihr, es tut mir Leid«, bat Zoe, und das meinte sie ernst. »Woran ist er gestorben? Bei einem Unfall?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Tanya ausweichend. Den Selbstmord wollte sie nicht erwähnen, weil sie wusste, wie schmerzlich Mary Stuart darunter litt und dass die Tragödie zur Privatsphäre gehörte. »Er war erst zwanzig, und er ging aufs Princeton-College.«
    »Wie schrecklich …« Obwohl Zoe täglich mit dem Tod konfrontiert wurde, waren ihre Gefühle nicht abgestumpft. Ihre Niederlagen im Kampf gegen den Tod hasste sie immer noch und würde sie niemals akzeptieren. Jedes Mal, wenn sie einen Patienten verlor, fühlte sie sich betrogen.
    »Ich weiß, du musst wieder an die Arbeit – aber denk über Wyoming nach. Wäre das nicht himmlisch?« Ein verrückter Traum. Trotzdem klammerte sich Tanya daran. Bei diesem Gedanken lächelte Zoe. Für sie war das nicht einmal ein Traum, denn seit elf Jahren gönnte sie sich keinen Urlaub mehr. »Ruf mich bald an.« Diese Bitte klang unendlich traurig, und Zoe wünschte, sie könnte die Freundin in den Arm nehmen. Seltsam, dass eine berühmte, erfolgreiche Frau so verletzlich und unglücklich war … Wer Tanyas Leben nicht kannte, würde niemals glauben, was man ihr antat und welch hohen Preis sie für ihren Erfolg zahlte.
    »Ja, natürlich rufe ich dich an. Und ich schicke dir Fotos von Jade.« Sobald Zoe den Hörer aufgelegt hatte, stürmten drei Schwestern zu ihr und klagten über das Gedränge im Wartezimmer. Nur das Mädchen, das den Anruf entgegengenommen hatte, starrte sie verwundert an. »Also war sie's wirklich. Ich konnte es kaum fassen. Wie ist sie denn so?«
    Warum stellten alle Leute diese dumme Frage?
    »Eine der nettesten, anständigsten Frauen, die ich kenne. Sie arbeitet verdammt hart und weiß gar nicht, wie begabt sie ist. Zweifellos hat sie was Besseres verdient als das Leben, das sie gerade führt. Und vielleicht kriegt sie's

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