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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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gingen sie zur Gepäckausgabe, wo der Fahrer wartete. Tanya versteckte sich hinter ihrer Freundin, trotzdem zog sie neugierige Blicke auf sich, ein paar Leute lächelten sie schüchtern an und tuschelten.
    Ein paar Sekunden später stürmte eine Horde Teenager mit Kugelschreibern und Papier heran. »Dürfen wir Sie um Autogramme bitten, Miss Thomas?« Kichernd stießen sie einander beiseite.
    Daran war sie gewöhnt, und sie gab ihren Fans immer Autogramme. Aber sie wusste aus Erfahrung, dass sie sich beeilen musste. Immer mehr Leute würden sie erkennen, und innerhalb weniger Minuten würde ein undurchdringliches Getümmel entstehen. Nach dem letzten Autogramm flüsterte sie ihrer Freundin zu: »Los, wir müssen verschwinden, sonst wird's ungemütlich.« Sie bedeutete dem Chauffeur, die Reisetasche zu übernehmen, und Mary Stuart beschrieb ihm hastig ihren Koffer. Dann rannten die beiden Frauen zum Ausgang, wo ihnen weitere Fans entgegenkamen.
    Zwei ungehobelte Burschen packten Tanyas Arme, und einer hielt ihr seinen Kugelschreiber unter die Nase. »He, Schätzchen, unterschreibst du was für mich? Vielleicht deinen BH?« Beide lachten schallend und fanden sich ungemein witzig.
    Inzwischen war der Fahrer herangekommen. »Danke, Jungs, ein andermal.« Ehe Mary Stuart wusste, wie ihr geschah, wurden sie zur Tür hinausbugsiert. Draußen liefen sie an weiblichen Fans vorbei, zwei Mädchen zückten ihre Kameras, aber Tom hatte bereits den Schlüssel hervorgeholt, sperrte das Wohnmobil auf, schob Tanya hinein und zog ihre Freundin hinter sich her. Blitzschnell schloss er die Tür.
    Mary Stuart rang nach Atem. Wie eine Stampede, dachte sie. Nun hatte sie selbst erlebt, welch ein schwieriges Leben Tanya führte. So etwas passierte vermutlich überall – im Supermarkt, in den Wartezimmern der Ärzte, im Kino. Nirgends konnte der Superstar hingehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Grauenhaft!«, stöhnte Mary Stuart, während Tanya drei Coladosen aus dem Kühlschrank nahm. Eine Dose gab sie ihrer Freundin, die andere dem Chauffeur.
    »Man gewöhnt sich dran. Danke, Tom, das war knapp.«
    »Gern geschehen.« Nun müsse er Mary Stuarts Gepäck holen, erklärte er und ermahnte Tanya, die Tür verschlossen zu halten.
    »Eigentlich wollte ich rausspringen und Karten für mein nächstes Konzert verkaufen«, erwiderte sie grinsend.
    »Seien Sie bloß vorsichtig.« Auf dem Gehsteig drängten sich zahlreiche Fans, die auf das Wohnmobil zeigten und Fotos machten. Zum Glück konnten sie nicht hineinschauen, sahen nur verspiegelte Fenster und schwarzen Lack. Als Tom zurückkam, musste er sich mühsam einen Weg durch die kreischende Menge bahnen. Aber er war kräftig gebaut, und es dauerte nicht lange, bis er mit Mary Stuarts Koffer und der Reisetasche einstieg. Ehe ihm jemand zu folgen vermochte, warf er die Tür zu.
    »Großer Gott, wie aggressiv die Eingeborenen heute sind!«, seufzte Tanya und beobachtete das Gewühl. Manchmal machten ihr die penetranten Fans immer noch Angst. Es war schrecklich, dauernd bedrängt und gejagt zu werden.
    Mitfühlend wandte sich Mary Stuart ihr zu. »Ich verstehe nicht, wie du das erträgst.« Während sie sich setzten, startete Tom den Motor.
    »Ich auch nicht«, gestand Tanya und stellte ihre Cola auf einen weißen Marmortisch. »Irgendwie krieg ich's hin. Wenn man zum ersten Mal ein Mikrofon umklammert und aus voller Kehle singt, glaubt man, es würde nur um die Musik gehen. So ist es nicht. Nach einer Weile hat's nichts mehr damit zu tun. Die Musik kann man nur in der Badewanne oder im Bett genießen. Aber wenn man sich da hinauswagt… Sie würden mich auffressen, wenn ich's zuließe. Alles geben sie mir, ihre Seelen und Herzen, sogar ihre Körper, falls ich daran interessiert wäre. Dafür verlangen sie
meine
Seele und
mein
Herz, und ich muss aufpassen, sonst würde ich beides verlieren.« Tanya wusste sehr gut, welchen Preis sie für ihren Erfolg zahlte. Einen Teil von sich hatte sie geopfert, und sie würde ihn nie mehr zurückgewinnen. Sie hatte hart gearbeitet, Vertrauen und Liebe verschenkt, und letzten Endes stand sie allein auf dem Gipfel ihres Ruhms. Mary Stuart konnte nur ahnen, wie es dort aussah. »Wie war der Flug?«, fragte Tanya und lehnte sich in ihrem wuchtigen Clubsessel zurück. »Und wie geht's deiner Tochter?«
    »Danke, die Reise war sehr angenehm. Alyssa geht's gut. Jetzt ist sie in Holland – und verliebt. Am Telefon klang ihre Stimme so glücklich, dass es fast wehtat.

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