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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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den Nagel auf den Kopf. Im gemeinsamen Zimmer auf dem College waren es immer Mary Stuart und Eleanor gewesen, die sauber gemacht hatten. Zoe demonstrierte irgendwo, und Tanya telefonierte mit Bobby Joe oder probte mit dem College-Orchester für ein Konzert. Bei der Hausarbeit hatten sie sich nie hervorgetan.
    »Ich möchte sie so gern wieder sehen«, sagte sie vorsichtig. Würde Mary Stuart böse sein? Hoffentlich nicht zu sehr. Wenn sich eine der beiden weigerte, auf der Ranch zu bleiben, würde ihr das Herz brechen.
    Mary Stuart gab keine Antwort, schaute aus dem Fenster und erinnerte sich an jene Tragödie kurz vor dem College-Abschluss. Danach hatte sie Zoe nicht mehr gesehen, aber sie dachte manchmal an sie. Tanya traf sich mit den beiden ehemaligen Zimmerkameradinnen, aber an den Wiedersehensfeiern im College hatte keine der drei Frauen teilgenommen. Berkeley war einfach zu groß und unpersönlich, um einen Anreiz zu bieten.
    In den nächsten Stunden lasen die zwei Reisegefährtinnen. Mary Stuart hatte mehrere Bücher eingepackt, Tanya blätterte in Zeitschriften, und zu ihrer Erleichterung fand sie keine neuen Klatschgeschichten über sich. Um neun Uhr erreichten sie Winnemucca, wo sie übernachten wollten, eine aufgemotzte kleine Stadt voller Restaurants und Casinos, die vom Highway lebte. Tom steuerte das Wohnmobil auf den Parkplatz des Red Lion Inn, wo er ein Zimmer bestellt hatte.
    Bevor Tanya und Mary Stuart im luxuriösen Wohnwagen schlafen gingen, wollten sie im Restaurant essen und sich mit den Spielautomaten vergnügen. Eigentlich war es eher ein Café als ein Restaurant, mit fünfzig Spielautomaten und ein paar Black-Jack-Tischen.
    Tanya schlüpfte in ihre Stiefel, ergriff den Cowboyhut und die Sonnenbrille. Wegen der Hitze verzichtete sie auf die kurze schwarze Perücke, die ebenfalls zu ihrer Tarnung gehörte. Während die zwei Freundinnen im Marmorbad vor dem Spiegel standen, ihre Gesichter wuschen und die Lippen bemalten, lachten sie. Wie albern, in Winnemucca eine Spielhölle aufzusuchen …
    »Hör mal, Mädchen, das musst du ernst nehmen«, mahnte Tanya und zwinkerte Mary Stuart zu. »Stell dir vor, eine von uns gewinnt den Jackpot. Erzähl's bloß nicht Tony!« Sie fand es immer noch erstaunlich, dass er so schnell aus ihrem Leben verschwunden war, ohne Rücksicht auf einstige Gefühle. Als hätte er sie kaum gekannt. Seit der Trennung war sie so wütend auf ihn, dass sie ihn nicht einmal vermisste. Hin und wieder erinnerte sie sich an das entschwundene Glück, aber die Wehmut, die sie dabei empfand, verflog sehr schnell. Es war ein Fehler gewesen, diesen Mann zu heiraten. Hätte sie sich bloß mit einer Affäre begnügt… Sein Verhalten kränkte sie, aber nicht so tief, wie sie zunächst befürchtet hatte, und das verblüffte sie. Vielleicht stumpfte sie allmählich ab. Oder die Liebe war nie so groß gewesen, wie sie geglaubt hatte. Seltsam – die ganze Ehe schien sich in einem grauen Nebel zu verlieren. Nur seine Kinder fehlten ihr.
    Sie stiegen aus dem Wohnmobil, und Tom runzelte besorgt die Stirn. Aber Tanya versicherte ihm, alles sei okay, er solle sich entspannen, spielen oder schlafen, was immer ihm gefallen würde. Also ging er ins Motel, ließ sich seinen Schlüssel geben und bestellte das Dinner. Unterdessen wechselten Tanya und Mary Stuart zwei Fünfzig-Dollar-Scheine in Viertel-Dollar-Münzen, die sie in einen kleinen Eimer warfen. Sie amüsierten sich köstlich an den Spielautomaten, gewannen ein paar Dollar und starrten die anderen Leute an. Da gab es viele Frauen mit blauen Haaren, in geblümten oder pastellfarbenen Kleidern und Zigaretten zwischen den Zähnen. Die Männer tranken Whiskey und spielten Black Jack oder Poker, die Frauen bevorzugten die Spielautomaten.
    Als Tanya zehn Viertel-Dollar-Münzen gewann, klatschte sie in die Hände. Grinsend schlenderte ein Mann zu ihr, der an einem Automaten in ihrer Nähe spielte. Er hatte lange dünne Beine, keine Hüften, und seine Jeans schienen bei jeder Bewegung tiefer hinabzurutschen. So wie Tanya trug er einen Cowboyhut, und ein Zwei-Tage-Bart verdunkelte sein Gesicht. »Wie viel haben Sie denn gewonnen?«, fragte er im Konversationston. Nervös schaute Mary Stuart ihre Freundin an. Sie wollte sich nicht mit einem Betrunkenen auseinander setzen.
    »Ein paar Dollar«, erwiderte Tanya gleichmütig und konzentrierte sich auf den Automaten.
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie wie Tanya Thomas aussehen? Nur größer

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