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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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Und Bill ist auch okay«, fügte sie unaufgefordert, mit trauriger Miene, hinzu. »Offenbar hat er viel zu tun.«
    »Und wie wird die Zukunft aussehen?«
    »Das weiß ich noch nicht …« Zögernd blickte Mary Stuart aus dem Fenster. »Ich habe lange nachgedacht.« Dann schaute sie wieder in Tanyas Augen und erinnerte sich an die endlosen Geständnisse in Berkeley, die stundenlangen Gespräche über ihre Träume. Damals hatte Tanya nur einen einzigen Gedanken gekannt – Bobby Joe zu heiraten. Und Mary Stuart hatte sich einen guten Ehemann und nette Kinder gewünscht. Dieser Traum war in Erfüllung gegangen und vor einem Jahr schmerzhaft zerstört worden. »Ob ich nach dem Sommer zurückkehren will, weiß ich noch nicht.«
    »Nach New York?«, fragte Tanya verwirrt. Sie konnte sich Mary Stuart nicht in Kalifornien vorstellen, wo sie außer der alten Freundin niemanden kannte. Zudem war sie eine typische Ostküstenbewohnerin.
    Aber Mary Stuart schüttelte den Kopf, und ihre Antwort schockierte Tanya noch mehr. »Nein – zu Bill. Er glaubt, er könnte zwei Monate ohne mich in London verbringen, obwohl die Firma meine Reise bezahlt hätte. Und ich soll zu Hause auf ihn warten, um ihn wieder zu versorgen. Aber er spricht nicht mehr mit mir, kümmert sich nicht um mich, geht nie mit mir aus. Damit bestraft er mich für Todds Tod. Ich bin verheiratet, er ist es nicht. Bisher ließ ich mich bestrafen, weil ich mich schuldig fühlte – bis ich Todds Sachen wegräumte. Das war wie eine Befreiung, und jetzt quält mich mein Gewissen nicht mehr. Was mein Sohn tat, war schrecklich und furchtbar dumm – und einzig und allein seine Entscheidung. Ich hätte es nicht verhindern können.«
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Tanya erleichtert. Genau das hatte sie der Freundin in New York zu erklären versucht und befürchtet, auf taube Ohren zu stoßen. Nun, möglicherweise hatte sie den Stein ins Rollen gebracht.
    »Ja, inzwischen glaube ich's. Aber Bill wird mich bis in alle Ewigkeit bestrafen.« Unglücklich betrachtete Mary Stuart die Landschaft des Los Angeles County, die am Fenster vorbeizog. »Wir sind nicht mehr verheiratet, Tan, es ist vorbei. Und das weiß er genauso gut wie ich, wenn er's auch nicht zugeben würde.«
    »Vielleicht braucht er noch etwas Zeit«, wandte Tanya ein. Sie wollte fair bleiben, obwohl sie der Freundin innerlich zustimmte. Was sie in New York erfahren hatte, genügte ihr, um Mary Stuarts Überzeugung zu teilen.
    »Nein, es gab kein Zurück. Es hat lange genug gedauert, bis ich den Tatsachen ins Auge blicken konnte. Eine zwanzigjährige, gute Ehe … so etwas wirft man nicht so leicht weg. Und ich hatte gedacht, der schwere Schicksalsschlag würde uns erst recht zusammenschweißen.«
    »Am Tod eines Kindes zerbrechen viele Ehen. Einer beschuldigt den anderen, oder beide versteinern. Von solchen Fällen habe ich oft gelesen. Deshalb überrascht's mich nicht, was mit euch geschehen ist.«
    »Bedeuten all die Jahre gar nichts? Ich dachte, das wäre so ähnlich, als hätte ich auf der Bank Geld für schlechte Zeiten gehortet. Doch nachdem das Dach über meinem Kopf eingestürzt ist, muss ich feststellen, dass mein Konto leer ist.« Mary Stuart lächelte wehmütig, doch sie hatte sich bereits mit ihrem Schicksal abgefunden. »Ein Jahr wie das letzte möchte ich nicht noch einmal erleben. Da lässt sich nichts mehr kitten.«
    »Würdest du's versuchen, wenn er dich darum bittet?« Tanya hatte die gute Ehe ihrer Freundin stets bewundert.
    »Keine Ahnung. Im Augenblick will ich nicht zurückschauen, sondern vorwärts.« Eine Zeit lang schwiegen sie, während sie die San Bernardino Mountains erreichten. Sie lagen auf den Sofas, Tanya hatte den Cowboyhut abgenommen und die Stiefel ausgezogen. »Und was macht Tony?«
    »Inzwischen hat er seinen Anwalt angerufen, und meiner ist auch schon informiert. Alles ist vorhersehbar – und ziemlich mies. Tony will das Haus in Malibu haben. Das kriegt er natürlich nicht. Immerhin habe ich's gekauft und das meiste Geld hineingesteckt. Aber ich werde ihm einiges zahlen müssen, wenn ich das Haus behalten möchte. Er kriegt noch den Rolls, und außerdem verlangt er Schmerzensgeld, weil er so lange unter meinem Lebensstil gelitten hat.« Gleichmütig zuckte sie die Achseln.
    Aber Mary Stuart runzelte missbilligend die Stirn. »Eigentlich sollte er sich schämen.« Sie hatte stets verabscheut, was die Leute ihrer Freundin antaten, als hätten sie ein Recht dazu, weil

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