Die Ranch
verreist«, bemerkte er, während sie auf die Maschine warteten. Er musterte ihr blasses Gesicht und fragte sich, ob sie krank war oder nur gestresst. Jedenfalls hatte sie diese paar Ferientage dringend nötig, und er vertrat sie nur zu gern in ihrer Klinik. Über ihr Privatleben hatten sie nicht mehr geredet. Seit jenem Dinner schnitt Zoe nur berufliche Themen an, aber er gab die Hoffnung noch nicht auf. Er hatte angekündigt, bei ihrer Rückkehr für Mutter und Kind zu kochen, und wenigstens das akzeptierte sie. Darin sah sie eine Chance, die Freundschaft fortzusetzen. Sam steuerte ein anderes Ziel an. Vergiss nicht, nach Quinn Morrison zu sehen«, bat sie. Ich habe ihm hoch und heilig versprochen, du würdest ihn jeden Abend nach der Sprechstunde besuchen.« Bei einer Prostataoperation war der nette siebzigjährige Mann, einer ihrer Lieblingspatienten, mit Aids infiziert worden, und es ging ihm sehr schlecht.
»Ich schwöre es«, seufzte Sam und dachte an die unzähligen schriftlichen Instruktionen, die in Zoes Sprechzimmer lagen. Beschwichtigend ergriff er ihre Schultern. »Und ich werde mich um Jade kümmern und aufpassen, dass dein AuPair-Mädchen sie nicht verprügelt oder in deinem Schlafzimmer Sex hat, während das Kind im TV jugendgefährdende Sendungen sieht.«
»O Gott, sag so was nicht!«, jammerte Zoe, und er lachte.
»Wenn du dich nicht endlich beruhigst, verordne ich dir Prozac. Zumindest Valium.«
»Eine gute Idee.« Seit einigen Tagen schluckte sie Azidothymidin. Eine Vorsichtsmaßnahme. Sie legte großen Wert auf prophylaktische Therapien, noch bevor die ersten Symptome auftauchten. Diese Methode wandte sie bei allen ihren Patienten an, und sie hatte auch Sam darauf hingewiesen, falls neue Aidskranke in die Klinik kommen sollten. »Diese Reise dürfte ich mir wirklich nicht leisten«, stöhnte sie, und er schlug einen Besuch im Café vor.
»Ich kenne niemanden, der einen Urlaub mehr verdient hätte als du«, betonte er, nachdem er zwei Tassen Cappuccino bestellt hatte. »Schade, dass du nicht zwei Wochen auf der Ranch bleiben willst.«
»Vielleicht nächstes Jahr.«
»Oh, ich bin beeindruckt«, witzelte er. »Deutest du tatsächlich an, du würdest diesen egoistischen Trip wiederholen? Und ich dachte, es wäre eine einmalige Entgleisung.«
Damit mochte er Recht behalten, aber aus Gründen, die er nicht kannte und die sie ihm verschwieg. »Mal sehen.« Kokett zwinkerte sie ihm über ihren Kaffee hinweg zu. »Das hängt davon ab, wie's mir gefällt.«
»Was sollte dir da nicht gefallen?« Vor einiger Zeit war Sam im Yellowstone Park gewesen, der ihn fasziniert hatte.
»Je nachdem, wie hübsch die Cowboys sind …«
Obwohl ihm diese Antwort missfiel, grinste er. »Du meine Güte! Neulich wolltest du Nonne werden, und jetzt fliegst du nach Wyoming, um Cowboys zu verführen. Großartig! Ob ich dich je wieder in der Klinik vertrete, muss ich mir noch schwer überlegen. Am besten gebe ich allen deinen Patienten Placebos.«
»Untersteh dich!«, schimpfte sie belustigt.
»Übrigens, auch ich trage Cowboystiefel. Und ich kaufe mir gern einen dieser albernen Hüte, wenn dich das anmacht. Komisch – ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Dick Franklin jemals Cowboy spielt.« Sie lachte, und es machte ihm Spaß, sie mit diesem anmaßenden, aufgeblasenen Arschloch zu ärgern. Bei einem Ärztekongress in L.A. waren sie verschiedener Meinung über die Methoden von Brustkrebsoperationen gewesen, und Franklin hatte ihn wie einen Anfänger behandelt. Wenn Sam auch kein Chirurg war, so vertrat er doch vernünftige Ansichten, woran Dick Franklin zweifelte.
»Ich bringe dir einen Cowboyhut mit«, erbot sich Zoe.
»Solange du keinen Cowboy anschleppst …«
»Nach meiner Ankunft rufe ich dich sofort an«, versprach sie, während der Jet auf die Startbahn rollte. Sie würde nach Salt Lake City fliegen und dann in einer kleineren Maschine nach Jackson Hole, Wyoming. Dort würde sie dank ihres perfekten Timings ungefähr zur gleichen Zeit eintreffen wie Tanya.
»Richte deiner Freundin beste Grüße von mir aus. Ich würde sie gern mal kennen lernen.«
»Okay, ich sage ihr, sie soll dich besuchen«, neckte sie ihn. Alle Welt wollte Tanya treffen. Für viele Männer war sie eine Traumfrau.
»Pass auf dich auf«, bat er ernsthaft, als sie ihre Reisetasche ergriff, »und erhol dich gut, Miss Z. Du musst diese Tage nutzen und nur an dich selbst denken. Das hast du wirklich verdient.« Sie nickte gerührt,
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