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Die Ranch

Die Ranch

Titel: Die Ranch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steel Danielle
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nichts. Lass dir erklären …«
    »Spar dir die Mühe!«, fiel Mary Stuart ihr mit scharfer Stimme ins Wort. »Ich reise ab!«
    Verwundert wandte sich Tom, der gerade das Gepäck auslud, zu ihr. Dann warf er Tanya einen fragenden Blick zu. Aber sie war zu sehr mit ihren Freundinnen beschäftigt, um ihn zu beachten. »Das ist unfair, Mary Stuart. Gib uns dreien wenigstens eine Chance. Wir waren so lange nicht zusammen, und ich dachte …«
    »Hättest du dir's bloß etwas gründlicher überlegt! Du weißt doch, was ich in diesem Jahr durchgemacht habe, und ich verstehe nicht, dass du mir das zumutest.«
    In Tanyas Augen brannten Tränen. Erst jetzt erkannte sie, wie selbstsüchtig sie gewesen war. Sie hatte sich die Gesellschaft beider Freundinnen gewünscht und geglaubt, nach zweiundzwanzig Jahren müssten die alten Wunden verheilt sein.
    »Tut mir Leid, Mary Stuart«, sagte Zoe leise. »Ich hätte ohnehin nicht hierher kommen dürfen, wegen meiner Arbeit in San Francisco – und meiner kleinen Tochter. Nach dem Dinner lasse ich mich zum Flughafen bringen.« Seit zwei Jahrzehnten behandelte sie schwer kranke, verzweifelte, aufgewühlte, manchmal geisteskranke Menschen, und sie hatte sich angewöhnt, stets in ruhigem, vernünftigem Ton zu sprechen, auch wenn sie selbst von heftigen Gefühlen erfasst wurde.
    »Nicht nötig«, erwiderte Mary Stuart und versuchte, ihre Fassung wieder zu gewinnen. Sie merkte, wie unhöflich sie sich benahm, aber Zoes Anblick hatte sie völlig durcheinander gebracht. »Morgen früh fliege ich sehr gern nach New York zurück«, beteuerte sie und verbarg ihre Enttäuschung.
    »Warum seid ihr so dumm?« Tanya kämpfte mit den Tränen. »Seit über zwanzig Jahren geht ihr mir mit diesem Unsinn auf die Nerven. Jetzt sind wir fast fünf und vierzig. Habt ihr nichts Besseres zu tun, als auf alten Geschichten rumzureiten? Heiliger Himmel, ich muss mich dauernd mit irgendwelchen idiotischen Problemen abplagen und weiß nicht einmal mehr, was letzte Woche passiert ist, geschweige denn vor zweiundzwanzig Jahren. Wollt ihr nicht ein bisschen Rücksicht auf mich nehmen?« Erbost beobachtete sie ihre Freundinnen, die sich wortlos anstarrten. Inzwischen brachte Tom das Gepäck in den Bungalow. Er würde in einem Hotel in Jackson Hole absteigen und seiner Chefin während der nächsten zwei Wochen zur Verfügung stehen, falls sie Ausflüge plante. Aber nun wusste er nicht recht, wie sich die Dinge entwickeln würden. »Können wir wenigstens drinnen weiterreden?«, schlug Tanya ungeduldig vor, und die beiden Frauen folgten ihr ins Haus.
    Tom trug den Proviant in die Küche, dann verschwand er. Verlegen standen sie im Wohnzimmer, und Tanya fragte sich, was sie tun sollte.
    »Würdet ihr euch setzen? O Gott, ihr macht mich wahnsinnig … Hört mal zu«, fuhr sie fort, nachdem sie alle Platz genommen hatten. »Vielleicht hätte ich euch nicht so schockieren dürfen. Das war eine verrückte Idee, und ich entschuldige mich. Aber ich fand, nach all den Jahren müssten wir endlich wieder zusammenkommen. Ich habe euch vermisst, weil ihr meine einzigen Freundinnen seid. Sonst gibt es niemanden auf dieser Welt, der sich ernsthaft für mich interessiert. Vor kurzem verlor ich meinen Mann, ich habe keine Kinder, nicht einmal mehr Stiefkinder – nur euch. Ich würde so gern frühere Zeiten heraufbeschwören. Wollt ihr's nicht wenigstens versuchen?«
    »Wir beide lieben dich«, erwiderte Mary Stuart bedrückt. »Zumindest ich … Und Zoe sicher auch, sonst wäre sie nicht hier. Wegen der Aussicht und der Cowboys sind wir wohl kaum hergekommen.« Lächelnd nickte Zoe. »Aber wir zwei lieben uns
nicht,
da liegt das Problem. Wenn wir hier bleiben, müssten wir schwierige Zeiten überstehen.«
    Wieder nickte Zoe, und Tanya seufzte enttäuscht. Vor ihrer Ankunft hatte sie mit gewissen Ressentiments gerechnet, aber nicht erwartet, dass sich beide Freundinnen zur Abreise entschließen würden. Zweifellos wäre es besser gewesen, sie hätte nur Mary Stuart eingeladen und auf das ehrgeizige Unternehmen einer Wiedervereinigung verzichtet. »Und heute Nacht? Den ganzen Tag sind wir gefahren und todmüde, Mary Stuart. Und du, Zoe, bist mit zwei Maschinen geflogen und siehst ziemlich erschöpft aus. Immerhin sind wir keine jungen Mädchen mehr«, scherzte sie, aber keine ihrer Freundinnen lächelte. »In dieser Nacht solltet ihr hier bleiben. Entscheidet morgen, was ihr tun wollt. Wenn ihr beide sauer seid und verschwinden

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