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Die Rastlosen (German Edition)

Die Rastlosen (German Edition)

Titel: Die Rastlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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frisch in seinen Klamotten vom Vortag, war weder geduscht noch rasiert, weshalb er, um keinen allzu schlechten Eindruck zu hinterlassen, seine Zeitung zusammenfaltete und seinem Gefährten zuhörte, der begonnen hatte, ihm die Wettervorhersage der nächsten sechs Tage vorzutragen. Ein spannendes Thema – außer man ließ sich von einer auf zweihundert Euro reduzierten Last-Minute-Reise auf die Antillen verführen.
    Der Inspektor war um die dreißig Jahre alt und ein bisschen dick. Seiner Meinung nach lag das nicht an den Croissants, sondern daran, dass er sich das Rauchen abgewöhnt hatte. Vielleicht auch am Alkohol. Oder an seiner Frau, die etwas zu üppig für ihn kochte, scherzte er. »Mit Frauen kann man gar nicht vorsichtig genug sein, stimmt’s?«
    »Sie sagen es, Inspektor. Da gebe ich Ihnen vollkommen recht.«
    Er brannte darauf, den Inspektor zu fragen, was er zu so früher Stunde in der Cafeteria des Campus machte, aber er hielt sich zurück. Er würde nicht den kleinsten Fehler begehen. Er sah auf und lächelte die Kellnerin an, als sie ihm seine Eier servierte.
    »Für einen Dozenten sind Sie ein ziemlicher Frühaufsteher, das muss man sagen…«, bemerkte der Inspektor und schielte auf seine Spiegeleier.
    »Nein, das ist eine Ausnahme«, antwortete er. »Zum Glück ist das eine Ausnahme, so einen Rhythmus würde ich auf Dauer nicht durchhalten.«
    Er musste dem Inspektor gut fünfzehn Sekunden in die Augen sehen, bevor der verstand und lächelnd nickte. »Entschuldigen Sie, ich wollte nicht taktlos sein.«
    »Sie sind nicht taktlos, Inspektor. Ich finde es nicht störend, dass Sie Ihren Job machen, das können Sie mir glauben. Man kriegt ja mit, dass die Kriminalität ansteigt in diesem Land.«
    Der Inspektor winkte der Kellnerin zu, um ihr zu bedeuten, dass er auch Spiegeleier wollte. Unterdessen hatte sich der Ort mit Menschen gefüllt, zwei weitere Frauen bedienten, und ein zweiter Koch war in der Küche eingetroffen.
    Der Inspektor war wegen eines Drogenfalls auf dem Campus, aber er behielt das Verschwinden von Barbara im Hinterkopf. »Ich habe vor kurzem mit ihrer Stiefmutter geredet. Ich habe ihr versprochen, dass wir unser Möglichstes tun, aber was sollen wir denn machen? Wir haben keine Leiche, wir haben nichts in der Hand. Und wissen Sie, die Welt ist groß.«
    Er pflichtete den Worten des Polizeibeamten bei, während der ihn plötzlich musterte.
    »Sind Sie eine Treppe runtergefallen?«, fragte er ihn. »Sie müssen mir nicht antworten. Das ist kein Verhör.«
    »Eine Treppe? Nein. Sieht es wirklich so schlimm aus?«
    »Nein… Ein bisschen gelb. Ein bisschen blau. Und Ihre Lippe ist ein bisschen aufgeplatzt.«
    »Ein bisschen aufgeplatzt? Nun, ich bin neulich abends verprügelt worden. Die Typen haben mich auf dem Parkplatz überfallen. Die haben Kleinholz aus mir gemacht. Fragen Sie mich nicht, warum. Wer weiß, ob es überhaupt einen Grund gab. Heutzutage werden Leute wegen einer Lappalie auf offener Straße abgestochen, das wissen Sie genauso gut wie ich. Es ist zwecklos, jedes Mal nach einer Antwort zu suchen. Die Leute werden überhaupt immer durchgeknallter, oder? Finden Sie nicht? Die haben mich jedenfalls ganz schön zugerichtet.«
    »Ich weiß. Wir sind total überfordert. Tut mir leid. Aber die Situation gerät aus den Fugen. Das Böse nimmt überhand in diesem Land. Wenn man nicht mal mehr vom Büro bis zu seinem Auto gehen kann, ohne dass man von den nächstbesten Verrückten zusammengeschlagen wird, heißt das doch, dass etwas nicht mehr in Ordnung ist, dass etwas nicht mehr richtig läuft. Was wollten die denn, Ihrer Meinung nach?«
    »Weiß der Geier!«
    Diesmal sah er sie genau in dem Moment am Eingang stehen, als er das Wort »Geier« aussprach, sie war blass, trug die Haare offen und hatte den Blick auf ihn geheftet. Nur wenige Stunden zuvor hatte er diese Frau in seinen Armen gehalten, sich mit ihr allerlei Intimitäten hingegeben – vom Einbruch der Nacht bis in den frühen Morgen, fast ohne Pause –, hatte in allen möglichen Stellungen bis zur totalen Erschöpfung mit ihr geschlafen, bis sie gegen fünf Uhr morgens ein letztes Mal kamen, sie ausgelaugt und ausgepumpt waren, aber das reichte offensichtlich nicht, es half nichts, nach dem heftigen Verlangen zu urteilen, das ihn erneut überkam. Seine Lust auf sie war erneut angestachelt, scharf wie ein Rasiermesser, loderte auf wie eine Flamme aus feuriger Glut, so dass er hochfuhr, einen Schein auf den Tresen legte,

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