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Die Rastlosen (German Edition)

Die Rastlosen (German Edition)

Titel: Die Rastlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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gern?«
    Er ging schnell. Sie folgte ihm. Er blieb stehen. Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Hören Sie, Annie. Ich will offen und ehrlich zu Ihnen sein. Es hat nichts mit Ihnen zu tun. Mit Ihnen ist alles in Ordnung. Wenn es das ist, was Sie quält, können Sie ganz beruhigt sein. Nein, es geht um Ihren Vater. Er bereitet mir Probleme. Verstehen Sie, bei ihm ist mir äußerst unwohl. Bei seinen Methoden ist mir äußerst unwohl.«
    »Schön, das kann ich klären.«
    »Wissen Sie, Annie, das beruhigt mich. Aber trotzdem.«
    Sie schien sich nur schwer damit abzufinden, dass man sie nicht anziehend genug fand, ihre Unterlippe zitterte – aber hätte sie verstanden, dass eine andere Frau seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte und nun bis auf weiteres jede andere Quelle des Verlangens in ihm austrocknete? – und gerade, als er befürchtete, sie werde den Vorwand nutzen und sich lauthals darüber aufregen, dass er sich nicht ihren Erwartungen entsprechend um sie kümmerte, bemerkte er bei einem routinemäßigen Blick über die Schulter seiner zudringlichen Gesprächspartnerin den Inspektor am anderen Ende der Aula.
    Er versuchte sofort, entspannter zu wirken.
    »Ich muss nur schnell in meinen Terminkalender schauen«, erklärte er, »und dann sagen Sie mir, wann Sie verfügbar sind. Hätten Sie am Mittwoch Zeit? Ich kann uns einen Raum organisieren. Nun, was meinen Sie?« Einen Sekundenbruchteil hatte sich sein Blick mit dem des Inspektors gekreuzt.
    »Sie sind bereit, mir Nachhilfe zu geben?«, fragte sie und beäugte ihn misstrauisch. »Ehrlich?«
    »Sieht ganz danach aus, oder?«, sagte er und grinste breit. »Halten Sie ein bisschen Abstand. So ist’s gut.«
    Wenn es zu einer richtigen Diskussion zwischen ihnen kommen sollte, einer vernünftigen Aussprache, würde sie bestimmt nicht hier und jetzt stattfinden. Es war klüger, vor Behördenvertretern nicht aus der Rolle zu fallen, Gesetzeshütern kein schlechtes Image zu vermitteln.
    Er kratzte sich am Kopf. »Zweihundert Euro, finden Sie das teuer?«
    »Für einen ganzen Monat?«
    »Nein, für die Stunde.«
    Er wimmelte sie ab, berief sich auf Marianne, die er angeblich noch aufsuchen müsse. Was er schließlich auch tat, weil er meinte, ein zwischenzeitlicher Kontakt würde die abendliche Auseinandersetzung entschärfen, die ohnehin anstrengend zu werden versprach. Er war sich sicher, dass sie nicht vor dem Morgengrauen zu Bett gehen würden. Und bestimmt ziemlich betrunken wären.
    Das Bürofenster von Marianne ging auf den Campus. Er winkte ihr freundschaftlich zu. Hallo. Sie erstarrte. Seit heute Morgen waren also anscheinend kaum Fortschritte zu verzeichnen, außer dass sie sich nicht mehr die Hand vor den Mund hielt. Er bedeutete ihr, das Mobiltelefon zu nehmen. Er rief sie an. »Kommst du raus und trinkst einen Kaffee mit mir? Ich würde mich freuen.«
    Sie machte den Mund auf, aber er hörte nur ihren Atem, der durch das Telefon unglaublich nah klang.
    »Alles gut, alles in Ordnung…«, begann er wieder. »Alles in Ordnung. Reg dich ab. Oder ein Eis. Sollen wir ein Eis essen gehen? Bei dem schönen Wetter. Was meinst du? Könntest du aufhören, das Gesicht zu verziehen, wenn du mich anschaust? Das wäre echt nett. Ich bin schließlich dein Bruder.«
    »Nein. Kein Eis. Danke.«
    »Du hast recht. Das macht dick. Wir können uns ins Gras legen. Beruhige dich. Alles in Ordnung.«
    »Alles in Ordnung? Wie traust du dich, das zu sagen? Du kannst mich mal.« Sie drückte ihn weg. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, klappte sie ihr Handy zu und stopfte es in ihre Tasche. Gewöhnlich pflegte sie sich nicht so derb auszudrücken. Das war ein hervorragender Gradmesser für ihre Stimmung. Sie rief ihn noch mal an. »Du kannst mich mal«, wiederholte sie und legte auf. Die Wiederholung bedeutete, dass sie kurz vor der Weißglut stand. Bestimmt spielte sie auf Schwüre, Versprechungen usw. von ihm an, aber konnte sie ihm ernsthaft vorwerfen, dass er sie nicht einhalten wollte, dass er es damals nicht ernst gemeint hätte?
    Sie verstellte die Lamellen der Jalousie, um ihn nicht mehr zu sehen, aber er blieb sowieso nicht mehr länger dort stehen. Auf dem Weg zum Parkplatz sagte er sich, dass es ein erfolgreiches Gespräch gewesen war. Sie hatten die ersten Worte gewechselt. Es war nicht wichtig, was sie ausdrückten. Was sie ausdrückten, war zweitrangig.
    Am Nachmittag besuchte er Myriam in ihrer Wohnung. Sie zogen sich aus, und als sie danach eine Zigarette rauchten,

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