Die Ratte des Warlords (German Edition)
neuen Anzuges an. Die Glock ließ sich gut unter der Jacke herausziehen. Nachdem Kepler sie mit einem kleinen Stein von der Feuerstelle beschwert hatte, den er in die Seitentasche gelegt hatte, ging es noch besser. Kepler zog die Jacke aus und nahm das Halfter ab.
Während der ganzen Zeit hatte Katrin ihn von ihrem Bett aus beobachtet. Ke pler hatte ihren auf ihm ruhenden Blick zu Anfang gespürt, danach hatte er sich auf seine Arbeit konzentriert. Jetzt, nachdem er fertig war, spürte er Katrins Blick wieder. Er sah sie fragend an, aber sie blickte unverbindlich zurück.
"Ich hole uns was zu essen", sagte er und ging hinaus.
Seine Männer waren in der Kantine und trugen die Berettas sehr offe nsichtlich und sehr stolz. Sie luden Kepler wieder ein mit ihnen zu essen, aber er lehnte diesmal ab. Sie grinsten ihn wissend an und wünschten ihm eine gute Nacht. Kepler befahl ihnen, morgen wieder zu üben und ging nach Hause.
Während des Essens, während des Spazierganges danach, und später, als sie draußen saßen, sprach Katrin nicht. Sie sah ihn nur immer wieder seltsam an und er wusste mit diesem Blick nichts anzufangen. Als es Zeit zum Schlafen war, ging Katrin in ihr Bett. Sie wies Kepler nicht ab, als er sich neben sie legen wollte, aber sie machte ihm kaum Platz. Dann, als er sie ehrerbietig umarmte, erwiderte sie sein Begehren sehnsüchtig und verlangend.
Am nächsten Morgen konnte Kepler nicht laufen, dazu war es vor Sonnenau fgang viel zu dunkel, die schmale Sichel des neugeborenen Mondes leuchtete nur spärlich. Kepler wärmte sich mit einigen Dehnübungen auf und trainierte danach vierzig Minuten lang den Schattenkampf.
Als er zurückkam, sah er, dass Katrin in der Tür stand und ihn beobachtete. Sie war wohl vom Qu ietschen der Tür aufgewacht, als er hinausgegangen war.
Sie machte ihm wortlos Platz, als er eintreten wollte. Sie sagte kein Wort, als er sich nach dem Duschen anzog und begleitete ihn genauso wortlos zur Tür.
Erst dort legte sie eine Hand auf seinen Unterarm.
"Dirk", sagte sie bittend, "sei vorsichtig."
Kepler nickte erstaunt.
"Ich werde dich vermissen", flüsterte sie und küsste ihn, das ersparte ihm die Antwort. "Komm schnell wieder", sagte sie leise, drehte sich um und ging weg.
Kepler sah ihr verwundert nach, dan n trat er hinaus.
Er kam als erster beim Stabsgebäude an, Abudi erschien einige Minuten später in Begleitung von Adil und vier schwarzvermummter Ga rdisten.
"Sie fahren mit mir", wies er Kepler an.
Sie stiegen hinten in den Mercedes ein. Adil nahm am Steuer Platz, die Gardisten bestiegen einen Jeep.
Trotz der schlechten Licht - und Straßenverhältnisse legte der Sekretär ein rasches Tempo vor. In Qurdud ließ Abudi anhalten, sie tranken schnell einen Kaffee und bewegten sich ein wenig, um die Muskeln zu entspannen, danach ging es weiter. In der Nähe von Talodi erreichten sie eine halbwegs befestigte Piste, die auf den Karten als eine Fernstraße verzeichnet war. Adil erhöhte nochmal die Geschwindigkeit, allerdings konnte man nun halbwegs vernünftig sprechen.
"Zu unserer Mission, Mister Kepler", sagte Abudi g eschäftig. "Ich treffe mich in Kaduqli mit einem Vertreter der Regierung. Es ist zwar das Territorium der UNO, Sie passen trotzdem auf. Der andere bringt auch einen Mann mit."
Es war also eingetreten, was Kepler vor langer Zeit geahnt hatte. Abudi hatte zwar seine Expansion vorerst gestoppt, als er an den Grenzen von Dschanub Kurdufan angelangt war. Aber er hatte sich auf die Malakal-Region konzentriert und dort sehr gründlich für klare Verhältnisse gesorgt. Die Zentralregierung hatte sich nicht minder gründlich verrechnet, nun stand er grinsend da und Khartum war gezwungen, mit ihm zu verhandeln, wollte es etwas vom Erdöl haben.
" Ich bin kein Bodyguard, Sir", warnte Kepler.
" Aber Sie sind der Beste. Und Sie sind weiß, das allein ist schon verwirrend genug." Der kleine General lächelte. "Und Sie sprechen viele Sprachen."
Kepler schloss die Augen. Abudis G eldgeschäfte interessierten ihn wenig.
Der Weg von Weriang nach Kaduqli dauerte normalerweise zehn Stunden , obwohl es nur hundert Kilometer Luftlinie waren. Real waren es fast zweihundert, in Afrika konnte man nicht einfach so durch die Gegend fahren, und wenn es doch eine Straße gab, musste man immer noch das Auto schonen. Abudi genehmigte nur einmal fünf Minuten, um die Beine zu vertreten. Deswegen schafften sie die Strecke in sieben Stunden. Gegen Mittag kamen sie in Kaduqli
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