Die Ratte des Warlords (German Edition)
an.
Kepler sah sich neugierig um, er war seit drei Jahren nicht mehr hier gewesen.
Sie fuhren in Sichtweite des World-Vision-Camps vorbei, und Kepler glaubte, seinen alten Scania gesehen zu haben. Auch sonst hatte sich nicht viel geändert, abgesehen davon, dass mehr Menschen auf den Straßen unterwegs waren.
"Wann ist das Treffen?", fragte Kepler.
"Gleich", antwortete der General kurzangebunden und angespannt.
Adil hielt vor einem Hotel. Das ziemlich schäbig aussehende Haus, von dem der gelbliche Putz stellenweise abgeplatzt war, lag direkt gegenüber einem Stadion an der staubigen Durchfahrtsstraße.
Sie wurden erwartet. Neben dem Hotel stand ein weißer UN-Toyota, daneben zwei Chevrolet-Geländewagen. Neben den be iden schwarzen Blazern mit völlig abgedunkelten Scheiben stand eine Gruppe schwarzer Männer, die von oben herab auf die zwei weißen neben dem Toyota stehenden UN-Mitarbeiter blickten. Als Abudis Mercedes und der Jeep vorfuhren, unterbrachen die Schwarzen ihre Unterhaltung und starrten zu den beiden Autos herüber.
Abudi hatte Recht gehabt. Als Kepler ausstieg, sah er Verwunderung s owohl bei den Schwarzen als auch bei den Weißen. Er setzte die Sonnenbrille auf, obwohl es von der Sonne her nicht nötig war, ging um den Mercedes und wartete auf Abudi, dem Adil die Tür aufhielt. Die Leibgardisten waren schon ausgestiegen und beäugten die anderen Männer genauso misstrauisch, wie die es taten.
Die hintere Tür eines Blazers ging auf und ein korpulenter Schwarzer mittlerer Größe in Anzug und Krawatte stieg aus. Er sagte einige Worte zu seine r Eskorte. Sie blieb bei den Blazern, während der Dicke in Begleitung eines Mannes zum Hoteleingang ging. Auch einer der UNO-Männer setzte sich in Bewegung.
"Gehen wir", sagte Abudi knapp.
"Parkt die Autos rückwärts vor die Wand", befahl Kepler Adil leise. "Aber erst in ein paar Minuten."
Er ging hinter Abudi her, der leicht genickt hatte, als er die Anweisung gehört hatte. Sie schlossen zu den anderen auf und gingen zu fünft schweigend hintereinander ins Hotel. Dort folgten sie dem UNO-Mann in den ersten Stock. Er führte die Gruppe zu einem Zimmer, machte die Tür auf und ließ alle eintreten.
Kepler sah sich um. E s war ein relativ kleiner Raum. Um einen niedrigen Tisch herum standen fünf Sessel. Kepler gefiel das nicht, die Möbelgruppe stand direkt vor dem Fenster. Der UNO-Mann trat als letzter ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er blickte auf Abudi und den Dicken und lud sie mit einer Geste ein, Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich in einen Sessel, der etwas abgesondert von den anderen stand. Kepler hob die Hand, ging zum Fenster und blickte auf das Gebäude des Stadions. Es war nur einige hundert Meter entfernt. Kepler zog die Gardinen zu. Abudi und der schmal lächelnde Dicke wechselten einen Blick, während der Weiße von einem zum anderen sah.
Als Kepler fertig war, nickte Abudi und setzte sich . Kepler nahm im Sessel neben ihm Platz. Der Dicke setzte sich ebenfalls. Sein Bodyguard nicht, er baute sich finster blickend hinter dem Sessel seines Bosses auf.
Kepler, dessen Augen wegen der Sonnenbrille nicht sich tbar waren, musterte den Dicken und seinen Bodyguard eingehend.
"Wir wollen beginnen", sagte der UNO-Mitarbeiter auf Englisch.
Kepler sah auf ihn. Der Mann war nervös, obschon er seine Aufregung ziemlich gut zu verbergen verstand.
"Brauchen wir ihn?", fragte der Dicke auf Ar abisch.
"Ich verstehe Sie", sagte der Weiße in derselben Sprache, bevor Abudi antworten konnte. "Die UNO tritt hier als Vermittler auf."
"Sie haben das Treffen arrangiert", richtete der Dicke sich an ihn , "damit ist Ihre Aufgabe getan. Was wir zu besprechen haben, geht die UNO nichts an."
"Aber ...", setzte der UNO-Mitarbeiter an.
"Wir warten sowieso , bis Sie weg sind, bevor wir die wichtigen Sachen besprechen", sagte der Dicke. "Wenn Sie sofort gehen, sparen Sie uns allen Zeit."
Abudi nickte höflich, aber zustimmend, als der UNO-Mitarbeiter ihn ansah.
"Na gut", sagte der Mann. "Ich will aber die Zusicherung beider Seiten, dass, egal wie Ihre Absprache läuft, die Arbeit der UNO nicht behindert wird."
"Haben Sie", bestätigte Abudi sofort.
"Sie nutzen unserem Land", sagte der Dicke, sein Ton war im Gegensatz zu dem von Abudi gönnerhaft. "Wir haben kein Interesse daran, Sie zu behindern."
"Habe ich Ihre Zusa ge?", bohrte der UNO-Mann nach.
Er gefiel Kepler. Er handelte nüchtern , entschieden und bestimmt, trotz seiner starken
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