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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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behauptete er, selbst vom Missionseifer gepackt. "Wissen Sie, was sie über Gott sagen?"
    "Genug", schnitt Kepler ab. " Sowohl was in der Bibel als auch das, was im Koran steht", fügte er nachdrücklich hinzu.
    "Wissen Sie, was sie tun?", wechselte der Mufti die Richtung. "Was für ein widerliches Leben sie führen?"
    "Saufen und huren", gab Kepler zurück. "Das machen viele, egal ob Chri sten, Moslems oder Drusen."
    "Dem soll ein Ende bereitet werden..."
    Das hatte hochtrabend und als unverhohlene Drohung geklungen.
    "Wollen Sie etwa den zweiten Iran errichten?", fragte Kepler sarkastisch.
    "Ein wahrer Gottesstaat ist ein hehres Ziel", belehrte der Mufti ihn.
    "Dann sehen Sie sich mal Europa an, was der Katholizismus dort angerichtet hatte", empfahl Kepler. "Oder die Kommunisten oder die Nazis."
    "Wir können es besser machen", meinte der Mufti selbstgefällig.
    "Wie denn das?", explodierte Kepler beinahe. "Religiöse Säuberungen?", fragte er erbost. "Dann ethnische? Dann gegen Andersdenkende?" Er blickte Abudi scharf an. "Wir müssen reden."
    "Äh ...", begann der General.
    Kepler sa h ihn eisern an und erhob sich.
    Abudi folgte ihm. Sie gingen hinaus in das Büro des Sekretärs. Der General deutete Adil, den Raum zu verlassen.
    "Was erzählt der Typ da für einen Schwachsinn?", fragte Kepler wütend, sobald sie allein waren. "Keine Ausflüchte", warnte er.
    "Die Kirche will die Christen weghaben", sagte Abudi betont gleichgültig.
    "In welcher Form?"
    "Egal. Hauptsache, sie sind weg", meinte Abudi, aber er fühlte sich sichtlich unwohl unter Keplers Blick, nicht so herrisch wie sonst immer.
    "Wollen Sie es tun?", fragte Kepler leise, aber es klang deutlich dr ohend.
    "Ach was, nein", lä chelte Abudi ihn beruhigend an.
    "Wozu reden Sie dann mit dem Kerl überhaupt?"
    Abudi zuckte die Schultern.
    "Ich bin Muslim ."
    " Das waren Sie schon immer", gab Kepler fassungslos zurück. "Sind Sie plötzlich erleuchtet worden?"
    "Erleuchtet, das ist gut", sagte der General nachdenklich lächelnd. "So könnte man es sagen, ja ." Er machte eine Pause. "Religion ist eine Macht. Und die Kirche ist eine noch größere Macht."
    "General, Sie brauchen diese Macht nicht", sagte Kepler eindringlich. "Sie h aben genug davon", versuchte er Abudi begreiflich zu machen. "Sie werden von allen Menschen unterstützt, egal welchen Glaubens."
    "Die Macht der Kirche ist wirklich sehr groß", b eharrte der General, dann sah er Kepler beruhigend in die Augen. "Keine Sorge, Mister Kepler, ich spiele ein bisschen mit, damit ich auch die Kirche als Verbündeten, oder zumindest nicht als Feind habe. An meiner Politik wird sich nichts ändern, außer einigen Kleinigkeiten. Ich mache etwas in Richtung Alkohol und Frauen. Ansonsten bleibt alles beim Alten, wirklich."
    Sudan war größtenteils nun mal muslimisch und Kepler respektierte jede Religion, auch wenn er ihre Bräuche nicht gut fand.
    " Nur die Kleinigkeiten", sagte Kepler. "Habe ich Ihr Wort darauf, General?"
    "Ja, das haben Sie."
    Sie blickten einander in die Augen und Abudi reichte ihm die Hand. Kepler drückte sie. Anschließend besprachen sie das Anliegen mit den Funkgeräten, danach ging Abudi zurück in sein Büro.
    Kepler atmete beruhigt durch. Er glaubte dem General, aber so restlos ruhig wie früher fühlte er sich trotzdem nicht mehr.
    Als Adil zurüc kkam, fragte Kepler ihn über den Mufti aus. Der Sekretär sagte nur, der wäre ein enger Mitarbeiter von at-Turabi, dem Führer der Nationalen Islamischen Front. Was genau er hier wollte, wusste Adil nicht.
    Kepler hörte sich daraufhin nach dieser Vereinigung um. Schließlich war es Jasmin, die ihm erzählte, die NIF würde die radikale Islam isierung des Landes anstreben, vor allem im afrikanischen Teil Sudans, wo viele Anhänger der Naturreligionen lebten und die wenigen Christen es besonders schwer hatten. Jasmin befürchtete, sollte dieser Trend anhalten, würde jeglicher Liberalismus in Abudis Reich dem Starrsinn einer religiösen Ideologie weichen.
    Dieses G espräch alarmierte Kepler. Er begann genauer zuzuhören, wenn Abudi sprach, und achtete besonders auf Dinge, die mit der Religion zusammenhingen.
    Und tatsächlich, der General hatte einige seiner Einstellungen verändert. Kepler persönlich kam Abudi kein einziges Mal mit dem Thema Islam oder Gott und Glauben allgemein, das vermied er tunlichst. Aber öffentlich, schwadronierte er immer öfter darüber, dass man stets nach dem Willen Gottes zu handeln hätte. Die

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