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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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SPLA, sich hier niederzulassen. Nicht einmal Spionagesatelliten hätten das Lager entdeckt, geschweige denn die Augen des Piloten einer MiG-23, wenn sie mit knapp Schallgeschwindigkeit über den Wald raste. Aber dieser Wald hatte Kepler auch ermöglicht, mit seinen Männern nah an das Lager heranzuschleichen.
    Sie verkrochen sich ins Dickicht. Kepler rief in Qurdud an und gab die Koordinaten des Lagers durch. Die Stimme des zuständigen Offiziers klang heftig erregt, die von Abudi einige Stunden später nicht minder bestürzt. Er hatte versucht, einen Luftangriff zu organisieren, aber dieser Versuch war gescheitert.
    Sudan besaß drei MiG-23 Flogger und keine davon konnte Bodenangriffe fliegen. Mehr als die Hälfte der zwölf MiG-29 Fulcrum waren nicht einsatzfähig, die andere Hälfte war genauso wie die Flogger nur auf Luftkampf ausgelegt, mit wem auch immer. Die flugklaren Kampfbomber, die nicht unter dem Befehl der SPLM standen, waren alle in Darfur. Und Abudis sämtliche Hinds waren gerade in diesem Moment in die Kämpfe weiter nördlich verwickelt. Vorausgesetzt, die Hubschrauber würden den Einsatz überstehen und einsatzfähig bleiben, eher als in fünfzehn Stunden konnten sie nicht da sein.
    Bis zur Abenddämmerung waren es noch zwei Stunden. Der Weg nach Norden, in Richtung der eigenen Truppen, war erstens durch das Lager und zusätzlich durch den Verband abgeschnitten, dem sie vor einigen Stunden ausgewichen waren. Er war bestimmt schon umgekehrt, bewegte sich auf sie zu, suchte jetzt viel gründlicher und war höchstens noch eine Stunde entfernt. Der Weg nach Westen würde die Einheit zurück auf die offene Fläche führen, wo bestimmt auch schon gesucht wurde. Der im Moment einzige freie Weg war nach Süden. Aber er war genauso aussichtslos, denn wie der nach Westen, führte er sie noch tiefer ins Feindesland. Im Osten floss Bahr al-Dschabal, der Bergfluss.
    Und dahinter lag der Sudd. Das war ein vom Nil erschaffenes Sumpfgebiet, eine ungeheure, hunderte Kilometer breite, dicht verfilzte Masse aus Schilf und Papyrus. Wie eine Mauer sperrte sie den Bahr al-Dschabal ein. Irgendwo darin gab es einen Kanal für die Schifffahrt, aber der war sehr weit entfernt. Der Sudd hinderte die SPLA daran, großflächig in Dschunqali einzufallen, aber er versperrte auch Kepler den Weg aus der Einkesselung.
    Und wie auf Bestellung meldete Kobi, dass er den Typen sah, der hier das Sagen hatte. Der Mann stand mit anderen Offizieren mitten auf einer freien Fläche und unterhielt sich mit ihnen. Mehr als ein paar Minuten Zeit für eine Entscheidung blieben Kepler nicht. Er rief alle Männer über Interkom.
    "Entledigt euch von wirklich allem außer Waffen und etwas Munit ion", wies er an, "und pinkelt nochmal kräftig. Wir werden gleich um unser Leben rennen."
    " Toll", kam Budis Kommentar. "Wo wir eben leckere Kekse erbeutet haben."
    "Schieb einen in die Fresse und halt sie", gab Kepler zurück. "Und komm her."
    Niemand kommentierte mehr. Kepler reichte sein Telefon Kobi und nahm das AWSM vom Rücken.
    " Ruf im Hauptquartier an", befahl er Kobi, während er den Schalldämpfer abschraubte. "Sag Abudi, er soll die Hinds so schnell wie möglich startklar machen. Und sag ihm, er soll sein Iridium geladen und eingeschaltet haben. Dann lade meins auf soweit wie es auf die Schnelle geht."
    Kobi sah ihn verdattert an, machte sich aber folgsam an die Ausführung des Befehls. Tatuki räusperte sich.
    "Was haben Sie vor, Colonel?", erkundigte er sich.
    "Ich ballere dem Typen da die Birne weg. Dann werden Budi und ich die and eren ein paar Minuten niederhalten und ihr werdet rennen, und zwar schnell. Etwa drei Kilometer weiter südlich ist der Bahr al-Dschabal weniger als fünfhundert Meter breit, dort setzten wir über."
    "In den Sudd?", machte Tatuki ungläubig.
    "Ja."
    "Ist das nicht ...", der Oberst hüstelte, "...leichtsinnig? Oder sogar gefährlich?"
    "Leichtsinnig und gefährlich", erwiderte Kepler beiläufig, während er Kobis Fernglas nahm und die Entfernung zu der Offiziersgruppe ermittelte, "ist es, im Norden Schwedens im Winter draußen länger als drei Minuten lang zu pinkeln."
    Er ließ das Fernglas fallen und trat es kaputt, dan ach stellte er sorgfältig das Visier am AWSM ein.
    "Das mit dem Sudd ist hirnrissig blöd", stellte er richtig.
    "Und deswegen gehen wir hin?", hinterfragte Tatuki.
    Kobi, der mit seinem ersten Auftrag fertig war und nun wie irre am Generator kurbelte, hielt inne und sah zu Kepler.
    "Ja",

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