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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Tod noch vergewaltigt würde. Wenigstens das hatte er ihr ersparen können.
    Plötzlich öffnete die Frau ihre Augen und Kepler schreckte hoch.
    "Marie..." Er fiel auf die Knie und griff nach ihr. "Es tut mir leid, dass ich..."
    Marie hustete, ein Schwall Blut kam aus ihrem Mund. Sie schüttelte den Kopf.
    "Ist schon gut", krächzte sie und versuchte zu lächeln. "Ich gehe dahin, wo es keine Schmerzen mehr gibt."
    Gottes Töchter waren stark. Kepler nickte.
    "Kann ich etwas für Sie tun?"
    "Ja. Sagen Sie es bitte meiner Schwester." Marie hustete wieder. "Sie heißt Louise Dufeau, sie lebt im Kloster nahe Saint-Etienne."
    Sie hatte mit immer schwächerer Stimme gesprochen. Als sie geendet hatte, lächelte sie Kepler an und schloss die Augen.
    "Mache ich", versprach er.
    Er wartete , bis sie gestorben war. Er legte sie behutsam auf die Erde und ging.
    Am Auto drehte er sich um und sah zurück. Neunzehn Menschen waren tot, und die , die in der Mission verbrannt waren. In hilfloser Wut ballte Kepler die Fäuste. Dann brach sein Zorn ungehemmt aus.
    E r riss die Glock aus dem Halfter und leerte das Magazin in einen Baum, der zehn Meter entfernt stand. Aber der hatte ihm nichts getan.
    "Tut mir leid", entschuldigte Kepler sich bei ihm.
    Während er das Magazin wechselte, sah er auf die Stelle. Alle sie bzehn Kugeln waren in einen Kreis von weniger als fünf Zentimetern gegangen. Kepler schüttelte den Kopf. Das Dröhnen darin übertönte seine Gedanken nicht. Er war wütend auf sich selbst. Er hatte versagt. Er hatte die Frauen nur gerächt, nicht gerettet. Einige Momente stand er mit hängenden Armen da, bis er diese Gedanken wegschüttelte. Er stieg ein. Wenigstens sprang der Motor gleich an. Kepler knallte den Rückwärtsgang herein, wendete und fuhr zu den Nuba. Nicht wegen des Bieres, er brauchte ein Alibi, um etwas Zeit zu gewinnen.
    E r sah an sich herunter. Seine Hände und die Kleidung waren rot vom Blut der Nonne. Er fuhr zum schmalen Flussbett, das neben der Straße floss und schon fast vertrocknet war. Er stieg aus, ging ins seichte Wasser und schrubbte seine Hände sauber, dann seine Kleidung so gut es ging. Dann stieg er wieder ein und fuhr weiter. Beim Fahren, während die Sonne, die immer heißer wurde, und der Wind seine Kleidung trockneten, nahm er die Glock, die er auf den Beifahrersitz gelegt hatte. Er schraubte mit einer Hand den Schalldämpfer ab und steckte die Pistole in das Halfter, den Schalldämpfer verstaute er in seiner Weste.
    B ei den Nuba bat Kepler ohne auszusteigen und ohne den Motor abzustellen um Merisa. Er bekam die zwei Flaschen, bezahlte und fuhr zurück.
    Zu Hause ging er zu dem Schrank, in dem er Getränke aufbewahrte. Er stellte die Flaschen mit dem Bier hinein, dann fiel sein Blick auf die Kiste, die er aus Malakal hatte, es fehlten nur drei Fläschchen. Kepler schüttelte den Kopf und widerstand der Versuchung, ein Fläschchen zu leeren, oder auch alle.
    "Ich war viel zu langsam", mur melte er und blickte zur Seite.
    Er setzte sich auf das Sofa, stützte die Ellenbogen an den Knien ab und nahm den Kopf in die Hände. Er dachte nach, aber er fand keinen plausiblen Grund, warum die Nonnen hatten sterben müssen.
    Es konnte nicht sein, versuchte er sich einzureden, dass eingetreten war, wovor er die ganze Zeit Angst gehabt ha tte. Dann dachte er wieder an die Worte des Milizenkommandeurs, sie ließen ihn nicht mehr los. Er spürte, wie sich in ihm eine bodenlose Verzweiflung ausbreitete. Was in letzter Zeit vorgefallen war, lief darauf hinaus, dass Abudi seine Politik geändert hatte. Er überlegte, was das zu bedeuten hatte. Dass er die Zeichen nicht gesehen hatte. Dass er sie nicht hatte sehen wollen, korrigierte er sich.
    Dann dachte er völlig nüchtern, ohne Wünsche und Hoffnu ngen. Das, wofür er gekämpft und getötet hatte, der Wunsch nach Frieden für die Schutzlosen dieser Welt, der ihn angetrieben hatte, das alles war seit diesem Augenblick nichts mehr wert. Wovon er dachte, dass es von Dauer wäre, war es nicht mehr und würde es nie wieder sein. Eine unendlich tiefe Ausweglosigkeit breitete sich in ihm aus. Dann war er wieder zurück in der Realität. Er hatte in all den Jahren nichts erreicht. Nichts, dieses Wort hallte in seinem Kopf.
    Blieb nur eins. Er hatte Abudi einmal ein Versprechen gegeben.
    Plötzlich klingelte sein Telefon. Eine Sekunde lang hatte Kepler die wilde Hoffnung, dass dieser Anruf von Abudi war, der alles als ein Missverständnis aufklären und

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