Die Ratte des Warlords (German Edition)
hinzu.
"Sicher kein Kommando?", fragte Abudi im Ton einer Vergewiss erung.
"Ja , völlig sicher", antwortete Tatuki verärgert. "Wer sollte sich auch auf unserem Gebiet so zu bewegen erdreisten?"
"Sind die Leichen geplündert?"
"Nur das Geld fehlt."
"Kepler hat so etwa s nie getan", wandte Abudi ein.
"Andere hätten alles mitgenommen", gab Tatuki sofort zu bedenken.
Er war nicht umsonst Oberst, dachte Kepler, während er die Glock zog.
"Es ist völlig belanglos, ob er es war", sprach erneut der Mufti. "Entscheidend ist etwas anderes." Es folgte eine Pause. "Wie wird er reagieren, wenn er von unserem Vorhaben bezüglich der Säuberungen erfährt?"
"Er wird ausrasten", antwortete Tatuki sachlich , aber mit Nachdruck.
"Er ist doch nur ein ungläubiger Killer", brauste der Mufti auf. "Ich dachte, es wäre ihm mittlerweile egal, wen er tötet."
"Völlig. Solange es für ihn nicht Unschuldige sind", antwortete T atuki.
Eine Pause trat ein.
"Dann ist unsere Vorgehensweise klar, oder?", sagte der Mufti dann.
"Ich habe befürchtet, dass Sie das sagen werden", entgegnete Abudi, er klang bedauernd. "Aber Sie haben völlig Recht." Er seufzte unwillig. "Als Kämpfer will ich ihn nur ungern verlieren, aber es geht nicht anders."
"Rufen Sie ihn sofort her", wies der Mufti an. "Speisen Sie ihn mit einer Million ab, dann soll er umgehend irgendwo anders den Gerechten spielen."
"Er ist weiß – nicht blöd", meinte Tatuki nachdrücklich.
"Dann stellen Sie sich dahin, und wenn er ablehnt ..."
Kepler legte den rechten Zeigefinger an den Abzug der Glock und ließ das Glas fallen, während er die Tür öffnete.
"Ich bin hier."
Er überblickte den Raum. Tatuki stand zwar nicht im Licht, aber der Schatten konnte seine Überraschung nicht verbergen. Abudi und der Mufti saßen am kleinen Tisch in der Ecke, auf dem Kaffee, Tee, Früchte und Süßigkeiten serviert waren. Beide sahen Kepler ebenfalls überrascht und sehr angespannt an.
Dann wie ein ekliges Übel.
Eine Sekunde verging.
Abudi lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Geste wirkte verkrampft, obwohl der General sich gewohnt lässig zu geben versuchte.
Dann sah Kepler etwas in Abudis Augen aufblitzen, als der General einen Blick auf Tatuki warf. Der Oberst machte eine Bewegung. Kepler riss die Glock hoch und richtete sie auf ihn. Tatuki verharrte. Kepler, die Pistole immer noch auf ihn gerichtet, griff hinter sich und machte die Tür zu. Dann sah er Abudi an.
"Wieso?", fragte er fassungslos. "Sie waren ein guter Herrscher, warum wollen Sie jetzt durch Blut waten?"
Abudi blickte nur brüsk zurück.
"Du hast es richtig gefolgert, ich habe deine Leute heute getötet." Kepler richtete seinen Blick auf den verkrampften Tatuki. "Ich wollte diese Frauen retten, aber ich war zu spät und zu langsam."
Die Gesichter der Nonnen huschten an se inen Augen vorbei.
Er feuerte dreimal. Mit einem erstickten Aufschrei stürzte Tatuki zu B oden.
"Und Sie haben es befohlen ." Kepler sah den General und den Mufti an und deutete mit der Waffe an die Wand neben dem Fenster. "Beide dahin."
Abudi gehorchte bleich, aber beherrscht, der Mufti zitterte dagegen so, dass er sich kaum bewegen konnte. Kepler wartete, bis sie an der Wand standen und ging zu Tatuki, der mit schmerzverzerrtem Gesicht beide Hände an den Bauch gepresst hielt. Kepler blickte ihm in die Augen und schoss ihm in den Kopf.
"Der zum Beispiel war nicht unschuldig", sagte er an den Geistl ichen gerichtet.
Das Gesicht des Muftis war fast genauso weiß wie sein Gewand. Er schüttelte sich unkontrolliert und gab nur noch gurgelnde Geräusche von sich.
"Hör auf zu winseln" , sagte Kepler angewidert.
Unter seinem verächtlichen Blick strauchelte der Geistliche und versuchte die zitternden Hände abwehrend zu heben. Kepler schoss ihm ins Gesicht. Dann blickte er Abudi an, der blutbespritzt dastand und nun ebenfalls zitterte.
"Warum das alles, wozu?", fragte er. " Wozu? Es hätte alles anders werden können. Es hätte gut werden können."
"Kann es immer noch", brachte Abudi heraus.
"Nein, General", erwiderte Kepler unnachgiebig, "jetzt nicht mehr. Sie haben sich von der Macht korrumpieren lassen. Ich lasse wenigstens nicht zu, dass Sie noch mehr Unschuldige töten, wenn ich schon nichts mehr für diese Frauen tun kann." Er sah ihm in die Augen. "Das war's, Abudi. Ich hatte Sie gewarnt."
"Warten Sie!", schrie der General auf.
Wohl zum ersten Mal hatte er richtige Angst. Und vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher