Die Ratte des Warlords (German Edition)
verlieren."
Im Koffer lagen Fotoapparate und Zubehör.
"Was machst du damit?", fragte Kepler er.
Katrin sah ihn schief an.
"Fotos ."
Kepler musste ob ihrer Schlagfertigkeit unter diesen Umständen leicht grinsen.
" Und was für welche?"
"Von Afrika. Ich bin Foto grafin, arbeite für GEO . Kennst du die Zeitschrift?"
Kepler nickte und Katrin erzählte ihm, wieso sie in Afrika war. Nachdem sie geendet hatte, sah er sie schweigend, aber anerkennend an.
"Ich hole Wasser, dann kannst du duschen", schlug er dann vor.
Katrin bedachte ihn mit einem derart gerührten Blick, wie ihn nur eine Frau zustande bringen konnte. Er musste unwillkürlich lächeln.
"Danke schön" , hauchte Katrin.
"Das Wasser ist kalt", dämpfte Kepler ihre Freude.
Er schleppte zwei Eimer Wasser an, füllte sie in die Tonne und erklärte Katrin, wie sie die Dusche benutzen musste. Danach fuhr er zur Kantine.
Sie war immer offen, weil die Einheiten rund um die Uhr unterwegs waren, und auch , weil das Gebäude nicht viele Menschen fassen konnte.
Als Kepler hereinkam, verstummten alle Anwesenden und sahen ihn an.
" Salām", begrüßte er die Menge laut.
Er erhielt gesagte und gemurmelte Antworten in einem ungeordneten Chor, dann setzten die Unterhaltungen wieder ein.
Kepler ging zum Tresen und verlangte zwei Portionen. Er bekam zwei Schü sseln mit Hirsebrei und zwei Fladenbrote. Auf eine Breiportion legte der Koch ein Stück Ziegenfleisch, das war die Zugabe für Offiziere.
Abudi hatte also keine Zeit vergeudet und entsprechende Befehle erteilt.
Kepler bat den Koch, das Essen einzupacken. Der Mann wickelte die Schüsseln in ein Tuch und reichte sie ihm. Kepler bedankte sich und ging.
Katrin kam gerade aus der Dusche, als er zurück war. Sie hatte sich in ein Handtuch eingewickelt. Keplers Tücher waren unbestimmt grau, aber er hatte das Gefühl, dass der Stoff trotz der unscheinbaren Farbe leuchtete. Er musste wegsehen, um nicht auf Katrins lange Beine, ihre Schultern und den Busenansatz zu starren. Zur Seite blickend stellte er das Essen auf den Tisch.
"Zieh was an, dann essen wir", sagte er, drehte sich um und ging aus der Hütte.
Zwei Minuten später ging er wieder hinein. Katrin hatte wieder ihre Jeans und ein ärmelloses Shirt an. Sie setzten sich an den Tisch und aßen schweigend.
Kepler versuchte dabei geflissentlich, seine Besucherin nicht anzusehen. Sie warf einige Blicke auf ihn und schwieg ebenfalls.
Nach dem Essen holte Kepler das Gewehr heraus, zerlegte den Verschluss und säuberte ihn. Katrin bezog währenddessen ihr Bett. Nachdem Kepler mit dem Reinigen fertig war, setzte er das Gewehr wieder zusammen und räumte es weg.
Katrin hatte die letzten Minuten auf der Bettkante gesessen und ihm schwe igend zugeschaut. Sie blickte zur Seite, als Kepler sie ansah.
"Willst du heute noch raus?" , fragte er.
"Ich bin für heute lange genug draußen gewesen", antwortete Katrin kopfschüttelnd. "Ich will ins Bett, wenn ich darf", bat sie, "ich bin sehr müde."
"Klar", sagte Kepler. "Du brauchst nicht zu fragen, ob du schlafen darfst."
Er lächelte, erhob sich vom Tisch und ging hinaus damit Katrin sich bettfertig machen konnte.
Am Zaun stand sein Nachbar und schien auf ihn zu warten. Kepler ging zu ihm und der Sudanese reichte ihm die Hand. Das hatte er bislang nie als erster gemacht. Kepler drückte seine Hand und lehnte an den Zaun.
" Hallo, Abdullah", grüßte er.
" Joe. Du bist jetzt der Chef von Sobis Kompanie", sagte der Sudanese mehr als Feststellung denn als Frage.
"Ja", bestätigte Kepler ruhig.
"Weißt du", meinte Abdullah, "wenn du nicht so widerlich kalkweiß wärst, wärst du glatt ein prima Kerl."
Kepler lach te und deutete auf die Frau, die gerade aus dem Haus kam.
"Danke für das Fast-Kompliment. Neue?"
" Ja. So kann meine erste Frau sich mit ihr unterhalten und braucht mich nicht volllabern. Und", Abdullah zwinkerte schelmisch, "mehr Abwechslung."
"Das ist eine feine Sache", stimmte Kepler zu.
"Du brauchst jetzt auch nicht mehr in den Puff in Qurdud."
Kepler nickte nur, er hatte keine Lust, den Afrikaner über die Situation aufzuklären, außerdem musste er Abudis Rat befolgen.
Sie unterhielten sich eine Weile, dann ging Abdullah zu seiner Abwechslung.
Kepler setzte sich in den Schaukelsessel, der vor dem Ei ngang seiner Hütte stand. Er hatte ihn vor einem Jahr aus einem Einsatz mitgebracht. Der Sessel war geflochten, sehr stabil und groß. Kepler holte das kleine Fläschchen aus der Tasche,
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