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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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ganz vergessen. Das Kreuz hatte er nach dem ersten Einsatz abgenommen und von dem Pass glaubte er nicht, ihn je wieder zu brauchen. Er benutzte die Truhe für Bücher und Zeitschriften, die er im Laufe der Zeit besorgt hatte, um in der wenigen Freizeit etwas zu tun zu haben. Außerdem lag in der Kiste das Geld, das er verdiente. Den größten Teil davon gab er den Nonnen, für sich behielt er nur soviel, dass es für seine ein paar Vergnügungen reichte.
    Kepler gab das Geschirr in der Kantine ab und ging zu den Männern, die dra ußen auf ihn warteten. Er deutete ihnen mitzukommen und sie gingen zusammen zu dem Schießplatz hinter dem Stab. Dort wartete Kepler, bis die Männer sich in einer Reihe aufgestellt hatten.
    "Ich bin jetzt euer Kommandeur", sagte er. "Hat einer Probleme d amit?"
    Die Männer schüttelten die Köpfe und schwiegen wartend.
    "Ich will sicher sein, dass wir uns blind aufeinander verlassen kö nnen und dass meinen Befehlen sofort Folge geleistet wird", sagte Kepler. "Wenn einer von euch nicht unter mir dienen will, kann er die Einheit wechseln. Ich werde demjenigen nichts tun, der General auch nicht."
    Keiner der Männer rührte sich.
    " Gut. Dann die Regeln. Was ich sage, wird sofort und ohne Widerrede gemacht. Spielt einer falsch – bringe ich ihn um. Und wenn einer Probleme mit Drogen hat, sagt er es mir jetzt. Ich werde kein zweites Mal fragen. Ist alles klar?", fragte Kepler und sah die Männer direkt an.
    "Ja, Sir", antworteten sie zackig und einstimmig.
    "Gut." Kepler machte eine Pause. "Dann Folgendes. Ich gebe euch zwei Tage frei, ihr könnt euch ausruhen und eure Mädchen besuchen. Viel Spaß dabei." Er lächelte ebenso wie die Männer. "Dann werden wir üben. Was und wie, sage ich euch noch. Lasst in der Zwischenzeit euren Waffen Pflege und Wartung zukommen. Allen bitte, auch denen zum Schießen. Ihr könnt gehen."
    Die Männer sahen sich an und grinsten einander unverhohlen an. Kepler en tschied, dass ihm der Einstand als Kommandeur gelungen war.
    Er stieg in den Jeep und fuhr in Richtung der Nuba-Berge. Dort siedelten Schwarzafrikaner, die sich selbst ebenfalls Nuba nannten. Kepler kannte sie von früher. Er sprach einige Brocken Moro, einer der vielen Sprachen der zahlreichen Nuba-Stämme, und unterhielt freundliche Beziehungen zu ihnen. Diese Leute brauten Hirsenbier und Kepler mochte es eigentlich gern. Er kaufte eine Einliterplastikflasche mit dem trüben Getränk und fuhr zurück.
    Am Abend aßen er und Katrin gemeinsam. Kepler hatte das Gefühl, sie würde sich von ihm abgrenzen, obwohl , wenn er manchmal ihren Blick auffing, war dieser weder abweisend, noch reserviert, noch distanziert. Sie sah ihn eher mit einem Wunsch an, den Kepler nicht erraten konnte. Wahrscheinlich war es der Wunsch, dass er sie nach Hause brachte.
    Nach dem Essen, als es zu dämmern anfing, bot Kepler seiner unfreiwilligen Besucherin einen Spaziergang an. Ka trin lächelte freudig. Sie gingen in die Dämmerung hinaus und schlenderten um das Feld hinter der Hütte.
    Katrin lebte dabei auf, sie schien sich plötzlich wohl zu fühlen. Sie atmete tief die würzige Luft der Savanne ein und genoss sie. Ihr unbestimmtes Lächeln wärmte Kepler irgendwie.
    "Danke", sagte Katrin als sie zurückgingen. Sie sah sich um. "So ist Afrika wunderschön", flüsterte sie.
    "Es hat einen besonderen Zauber", stimmte Kepler nachdenklich zu. "Aber das hat jedes Land, überall auf der Welt. Wo die Menschen nicht sind."
    Katrin sah ihn von der Seite an.
    "Hast du viele Länder gesehen?"
    "Ein paar", antwortete Kepler unbestimmt.
    "Welche?"
    "Fast ganz Westeuropa, Amerika, Balkan..."
    " Oh, die Adria ist wirklich schön", hauchte Katrin wehmutig. "Nicht wahr?"
    " Keine Ahnung. Ich war als Soldat im Kosovo."
    "War es schlimm?"
    "Wie überall, wo die Menschen sich wegen einer Lappalie nicht einig werden können", antwortete Kepler bedrückt. "Wie hier."
    Katrin sagte nichts und er hing seinen Gedanken nach. Erst an der Hütte schü ttelte er sie ab.
    "Ich hab e Merisa besorgt. Wir können es draußen trinken", bot er Katrin an.
    "Gern", lächelte sie. "Was ist Merisa?"
    "Bier."
    "Bier? Hier?", staunte Katrin.
    "Moslems trinken es auch. Es ist leicht, ist kaum Alkohol drin."
    E r überließ Katrin den Schaukelsessel und holte für sich einen Stuhl aus der Hütte. Anschließend holte er das Bier und zwei Becher. Nachdem er sich hingesetzt hatte, füllte er die Becher und reichte einen davon Katrin. Sie probierte und zog irgendwie

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