Die Ratte des Warlords (German Edition)
Katrin sah den General bittend an. "Mister Abudi, könnte ich bitte zu Hause anrufen? Nicht dass meine Eltern sich Sorgen machen. Ich rufe sie immer alle ein paar Tage an."
"Sie sind eine gute Tochter", sagte Abudi nach kurzem Nachdenken. "Sagen Sie Adil bescheid, sie kann aus dem Vorzimmer telefonieren", wandte er sich zu Kepler. "Und Sie müssen umgehend raus."
"Ja, Sir."
"Also, Mister Kepler ...", setzte Abudi an.
"Sir", unterbrach Kepler ihn.
"Was?", brauste der General auf.
"Sie sprechen immer noch Englisch , Sir", sagte Kepler auf Arabisch.
"Richtig, und ich wollte Ihnen sagen, Sie sollen sie wegbringen und wieder herkommen", erwiderte Abudi Worte für Wort. "Wenigstens passen Sie auf."
"Komm, Katrin", sagte Kepler zu dem Mädchen.
Abudis Sekretär ließ Katrin an das riesige Satellitentelefon, sobald Kepler ihm gesagt hatte, worum es ging. Danach bedeutete er Adil mit herauszugehen.
"Keine Details", befahl er Katrin.
Fünf Minuten später gingen er und Adil zurück ins Vorzimmer. Katrin redete immer noch. Sie warf einen Blick auf den Sekretär, dann auf Kepler.
"Mama, ich muss auf hören", sagte sie in den Hörer.
Sie ver abschiedete sich und legte auf.
Kepler brachte sie zur Hütte und fuhr zum Stab, sobald sie reingegangen war.
35. Abudi wartete ungeduldig. Über Katrins Besuch verlor er kein Wort, sondern hieß Kepler sich sofort zu setzen und reichte ihm eine Mappe.
Darin lag ein Foto von einer Gruppe junger Männer. Der Kopf von einem war mit roter Tinte eingekreist. Weitere Fotos von demselben Mann zeigten ihn in Begleitung anderer Männer, das letzte Foto nur sein Gesicht in Großaufnahme.
" Sie müssen nach Al Muglad", sagte Abudi, als Kepler die Fotos weglegte.
Diese Stadt lag direkt hinter der Grenze zu Gharb Ku rdufan. Zumindest solange er sich noch immer viel um die Gegend von Malakal kümmern musste, hielt Abudi sich an den Waffenstillstand mit dem Warlord, der dort das Sagen hatte.
"Ich will, dass es deutlich ist ." Der General, lehnte sich zurück, verschränkte die Hände ineinander und berührte mit den Zeigefingern nachdenklich seine Nase. "Und vor allem muss es gemein, böse, hinterhältig und eine unmissverständliche Botschaft sein." Er lächelte. "Deswegen sollen Sie es machen."
"Wer ist das?", wollte Kepler ohne die Schmeichelei zu beachten wissen.
"Ein Störfaktor sozusagen", antwortete Abudi. "Der Neffe von Baruk. Der Idiot hat sich auf die Nigerianer eingelassen. Er ist dem Größenwahn verfallen, fürchte ich, und versaut mir meine Geschäfte."
"Welche?", fragte Ke pler scharf.
"Rohstoffe, was sonst", antwortete Abudi leicht p ikiert. "Es schwappt schon zu uns rüber. Ich will nicht, dass meine Bauern und Minenarbeiter Drogen kaufen, anstatt ihr Geld mir zu geben." Der General war aufgebracht. "Ich habe Baruk und diesen Lokalmatador gewarnt, aber sie ignorieren es. Sie halten sich für clever. Mir sind Idioten lieber, die sind brutaler, aber berechenbarer."
"Gut", sagte Kepler gelassen. "Wann?"
"So schnell es geht."
"Wie alt sind die Fotos?"
"Heute morgen gekommen, also etwa zwei Tage."
"Sie haben überall Leute, oder?", sagte Kepler anerkennend. "Manche sind sogar gut. Und Sie wissen auch, wo der Kerl sich rumtreibt, ich brauche nicht die ganze Stadt nach ihm abzusuchen, richtig?"
Er mochte psychologische Spielchen nicht. Das hieß aber nicht, dass er sie nicht beherrschte. Ein zufriedenes Lächeln umspielte Abudis Lippen.
"Ich brauche eine für die Stadt passende Ausrüstung", begann Kepler.
"Ja, natürlich", erwiderte der General sofort. "Was?"
" Eine MP5 für Kobi, ich will in der Stadt kein Sturmgewehr."
Abudi zögerte einen Augenblick, sonst war nur seine Leibgarde mit den teuren Maschinenpistolen von Hec kler und Koch bewaffnet. Dann nickte er.
" Kobi soll sie hier abholen, ich sage Adil bescheid."
"Deutlich, hm? Kann ich auch Ihre S-Klasse haben?", machte Kepler weiter.
Kepler graute davor, schon wieder hunderte von Kilometern im alten Jeep zu fahren. Außerdem, er wollte ausgeruht in Al Muglad ankommen. Er holte eine Karte heraus, breitete sie auf dem Tisch aus und studierte sie.
Der General blickte ihn fragend an und er wies auf die Karte.
"Ich fahre in dieses Dorf, es liegt gerade noch in Ihrem Gebiet", sagte er nac hdenklich. "Sobald ich wieder weg bin, können die Leute einige Bemerkungen über den Benz fallen lassen, das könnte die von Ihnen gewünschte Wirkung verstärken. Ich nehme an, so ist es in Ihrem Interesse?"
"Sie nehmen
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