Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Haustür zerschmettert und waren die Treppe hochgehuscht. Gott sei Dank hatte der Wecker geschrillt.
    Harris drehte sich mit einem Aufstöhnen auf die andere Seite und legte den Arm um die zusammengerollte Gestalt, die neben ihm lag.
    »Guten Morgen, Jude.«
    Das Mädchen rollte sich noch mehr zusammen.
    Harris küßte Judys nackten Rücken hinab, und sie wand sich vor Wonne. Er schob seine Hand zwischen ihre Arme und die angezogenen Schenkel und streichelte sanft ihren flachen Bauch. Sie drehte sich träge zu ihm um und streckte dabei die Arme und Beine.
    »Hallo«, sagte Judy und küßte ihn.
    Er zog sie an sich, und sie schmiegten sich aneinander.
    »Es ist spät«, sagte er.
    »So spät nicht.«
    »O doch.« Er streichelte über die Innenseite ihrer Schenkel und reizte sie. »Hattest du heute nacht nicht genug?«
    »Nein.« Judy küßte seine Lider.
    »Aber ich.« Er schlug lachend die Bettdecke zurück. »Nun geh in die Küche und klappere mit Töpfen und Pfannen.«
    »Du fieser Kerl.«
    Er schaute zu, als sie ihren Morgenrock anzog und in der Küche verschwand. Er hörte, wie Schranktüren geöffnet und geschlossen wurden, Wasser lief in einen Kessel und Radio-One-Musik ertönte. Harris blieb liegen und dachte an Judy.
    Sie lebten jetzt sechs oder sieben Monate zusammen, und ihre Liebe schien von Tag zu Tag stärker zu werden. Judy war Modezeichnerin, und zwar eine gute. Sie hatten sich auf der Party eines gemeinsamen Freundes kennengelernt. In dieser ersten Nacht hatte er bei ihr geschlafen, doch Judy hatte sich nicht von ihm anfassen lassen. Er hatte es natürlich versucht, aber sie hatte ihn freundlich abgewiesen, und zu seinem Erstaunen war er am nächsten Morgen froh darüber gewesen. Wochen später, als ihnen klargeworden war, daß sie sich liebten, hatte er sie gefragt, warum sie sich damals so verhalten hatte. Sie hatte es nicht erklären können, weil sie es selbst nicht ganz verstanden hatte. Nicht die Tatsache, daß nichts zwischen ihnen gewesen war, sondern daß sie ihn bei sich schlafen gelassen hatte. Sie hatte nie zuvor mit einem Mann geschlafen, und obwohl sie zwei Jahre verlobt gewesen war, hatte sich die Beziehung auf Berührungen und den Austausch von Zärtlichkeiten beschränkt.
    In jener Nacht hatte es geknistert. Sie hatte ihn fast auf sonderbare Weise bedauert. Nach außen hin wirkte er selbständig und selbstsicher, doch in Wirklichkeit war er der sprichwörtliche >kleine, verlorene Junge<. Er hatte gelächelt und gesagt, das sei ein übler Trick bei Frauen, aber sie hatte genickt und erwidert:
    »Ja, das war ziemlich offensichtlich. Aber darunter war in Wirklichkeit eine kleine, verlorene Seele auf der Suche. Du, Harris, bist ein vielschichtiger Mann.«
    Er war beeindruckt gewesen. Geschmeichelt, daß jemand interessiert genug war, um zu versuchen, sein wahres Ich zu ergründen. Sie hatte ihm erklärt, daß sie sich gewünscht hatte, ihn diese Nacht bei sich zu haben, jedoch die letzte Barriere nicht überwinden wollte, bis sie seiner sicher war. Und ihrer selbst.
    Ein paar Monate später mieteten sie eine Wohnung im King's-Cross-Viertel und zogen zusammen. Sie sprachen über eine Heirat und sagten sich, daß es noch nicht wichtig war. Sie wollten mindestens ein Jahr lang zusammenleben und sich dann entscheiden. Entweder für eine Ehe -oder dagegen.
    Manchmal, für gewöhnlich wenn er allein war, stieg die alte Härte in ihm auf, und er sagte sich: >Harris, du hast hier eine gute Lösung gefunden, alter Junge. Du hast, was du willst, und brauchst dich nicht an die Kette legen zu lassen. < Wenn er jedoch mit Judy zusammen war, mit ihr spazierte, Händchen hielt, mit ihr schlief, dann verbannte Zärtlichkeit alle Härte aus seinen Gefühlen.
    Judys Ruf aus der Küche riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Okay, Faulpelz, das Frühstück ist fast fertig.«
    Harris sprang aus dem Bett, zog seinen alten, blauen Bademantel an und ging auf die Toilette am Ende des kleinen Flurs. Dann eilte er hinunter zur Haustür, um die Zeitung zu holen. Als er in der Küche war, küßte er Judy auf den Hals und setzte sich an den kleinen Tisch.
    »Gut, daß du mich rechtzeitig gerufen hast. Ich dachte schon, meine Blase platzt.«
    Judy servierte ihm Speck mit Tomaten auf Brot und nahm dann am Tisch Platz, um ein hartgekochtes Ei zu essen. Harris haßte Eier am Morgen.
    Er entfaltete den Minor, um die Überschriften zu lesen. Für gewöhnlich las er die Zeitung auf dem Weg zur Schule im Bus - mit Vorliebe ließ er

Weitere Kostenlose Bücher