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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Erreger, Leptospira icte-ro-haemorrhagiae, wird von Ratten übertragen, entweder durch ihren Urin, durch die Haut oder den Verdauungskanal. Es ist ein Berufsrisiko für Arbeiter in Abwässerkanälen. Die Inkubationszeit reicht von sieben bis zu dreizehn Tagen. Die Krankheit kommt mit plötzlichem Fieber, Muskelschmerzen, Appetitverlust und Erbrechen zum Ausbruch. Das Fieberstadium hält ein paar Tage an, bevor die Gelbsucht einsetzt und der Patient entkräftet wird. Die Temperatur sinkt für gewöhnlich in etwa zehn Tagen, aber Rückfälle sind nicht auszuschließen. Wir behandeln die Krankheit oftmals mit Penicillin und anderen Antibiotika, aber wir haben ein spezielles Serum dagegen. Das Dumme ist, daß die Krankheit selten als Weilsche Krankheit diagnostiziert und das Serum deshalb nicht rechtzeitig eingesetzt wird.
    Das wissen wir also über die Krankheit. Und jetzt ist das Unglaubliche bei den beiden Fällen der vergangenen Nacht, daß sich der ganze Prozeß binnen 24 Stunden abspielt.« Er legte wie um der Wirkung willen eine Pause ein. »Da gibt es auch noch andere Unterschiede.«
    Er blickte Tunstall an und ersuchte stumm um die Erlaubnis, weitersprechen zu dürfen. Tunstall nickte.
    »Das Fieber setzt nach fünf oder sechs Stunden ein. Die Gelbsucht beginnt sofort. Das Opfer verliert schnell alle Sinne - als erstes das Sehvermögen. Der Körper verfällt in ein Koma, das gelegentlich von heftigen Krämpfen unterbrochen wird. Dann passiert das Schrecklichste. Die Haut - die inzwischen völlig gelb ist - spannt sich. Sie wird immer dünner, bis sie fast durchsichtig ist. Schließlich reißt sie. Klaffende Löcher erscheinen am ganzen Körper. Das arme Opfer stirbt unter grauenvollen Schmerzen, die anscheinend selbst mit unseren stärksten Drogen nur wenig gelindert werden können.«
    Die drei Männer schwiegen, während Harris benommen diese Worte verarbeitete.
    »Der arme Keogh«, sagte er schließlich.
    »Ja, und Gott helfe jedem sonst, der gebissen wird«, fügte Tunstall fast ungehalten hinzu. »Bevor noch etwas passiert, beauftragen wir jetzt die Spezialisten von >Rat-kill<. Das ist eine gute Firma für Schädlingsbekämpfung, die sehr diskret ist. Die Leute untersuchen heute morgen das Trümmergrundstück und das Haus, in dem die Frau wohnte, und wenn Sie uns sagen können, wo der Junge gebissen wurde, beauftragen wir die Experten, sich auch in diesem Gebiet umzuschauen.«
    Harris erzählte ihnen von dem alten Kanal, den Keogh als Abkürzung benutzt hatte. »Lassen Sie mich einige der Schädlingsbekämpfer dort hinführen. Ich kann ihnen die genaue Stelle zeigen.«
    »Ja«, sagte Foskins. »Wir gehen jetzt zum ehemaligen Friedhof, um zu sehen, wie die Leute vorankommen. Sie können uns begleiten und dann einige der Experten zum Kanal führen.«
    »Ich muß erst in der Schule anrufen.«
    »In Ordnung, aber kein Wort zu irgend jemandem über diese Sache. Sagen Sie nur, das Krankenhaus braucht Sie für die Klärung einiger Fragen. Wenn Sie wieder zu Ihrer Schule gehen, möchten wir, daß Sie Ihre Schüler befragen, ob sie in letzter Zeit irgendwelche Ratten gesehen haben, und wenn ja, wo. Wenn sie von irgend etwas gebissen wurden - wovon auch immer müssen sie sofort ins Krankenhaus. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie den Schülern das sagen können, ohne sie zu erschrecken.«
    »So leicht lassen sich meine Schüler nicht erschrecken«, sagte Harris lächelnd.
    »Ich denke, hier war es«, erklärte Harris dem einzigen Schädlingsbekämpfer, den man ihm vom chaotischen und grausigen Schauplatz der Tragödie auf dem ehemaligen Friedhof mitgegeben hatte. Er und der Experte von >Ratkill<, ein ruhiger, kleiner Mann, der mit seinen vorstehenden Zähnen und dem schmalen, spitzen Gesicht ein wenig dem Tier ähnelte, das er für Geld bekämpfte, standen nun vor einer hohen Backsteinmauer.
    »Der Kanal ist auf der anderen Seite«, sagte Harris. »Wenn wir ein Stück weiter runtergehen, kommen wir an ein Geländer, und wenn sich dort nichts verändert hat, wird es da einige Öffnungen geben.«
    Auf dem Weg verlor der kleine Mann, der Albert Ferris hieß, etwas von seiner Zurückhaltung und seinem Argwohn gegen Harris' Beruf und begann eine Unterhaltung mit dem Lehrer.
    »Wissen Sie, ich habe noch nie so etwas wie heute morgen gesehen. Ich bin seit fünfzehn Jahren in der Firma, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Überall Blut und Leichenstücke. Grauenvoll. Aber keine Ratten. Keine toten Ratten, wissen Sie.

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