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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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würde, wie ihn seine Beine tragen konnten. Ferris klammerte sich an seinem Arm fest, und Harris spürte, daß der Schädlingsbekämpfer den gleichen Gedanken hatte.
    Doch plötzlich wandten sich die Ratten um und verschwanden durch ein Loch in dem alten Holzzaun, der diese Seite des Kanals von einem Grundstück abtrennte.
    »Gott sei Dank«, sagte Ferris und atmete tief durch. Und als er sich wieder etwas gefangen hatte: »Was ist jenseits des Zauns?«
    Harris überlegte kurz und versuchte, sich die Umgebung in Erinnerung zu rufen. »Nun, da ist ein Stück Brachland - wir können das Unkraut von hier aus sehen -und dann...« Er kratzte sich an der Wange und dachte nach. »O nein! Mietskasernen. Jenseits des brachliegenden Grundstücks sind Blocks mit Mietwohnungen. Glücklicherweise werden die meisten der Kinder in der Schule sein, obwohl einige um diese Zeit zum Mittagessen heimkommen könnten. Ich nehme an, daß die Ratten auf dem Weg zu den großen Müllcontainern sind, die zu den Mietblocks gehören. Wir müssen schnell dorthin, nur für alle Fälle.«
    Als Harris auf dieser Seite des Kanals an dem Eisenzaun entlanglief, um eine Lücke zu finden, nahm er eine Bewegung im Wasser wahr. Er sah eine größere Gruppe schwarzer Umrisse durch das Wasser gleiten, diesmal aus der anderen Richtung als die ersten drei Ratten. Er stellte noch fest, daß es mindestens sieben Ratten waren, dann rannte er hinter Ferris her, der sofort losgelaufen war, als er die furchterregende Meute gesehen hatte.
    Während Harris rannte, warf er einen Blick zurück und sah, daß die nassen Ratten durch dasselbe Loch im Zaun huschten wie die anderen.
    Als die beiden aufgeregten Männer die Straße erreichten, hielt Harris den kleinen Schädlingsbekämpfer zurück.
    »Laufen Sie zu einem Telefon und rufen Sie die Polizei an«, sagte er und rang um Atem. »Sie soll Kontakt mit Ihren Leuten aufnehmen und sie so schnell wie möglich herschicken. Ich gehe zu den Wohnhäusern, und Sie kommen nach, wenn Sie telefoniert haben. Da gibt es eine kleine Brücke über den Kanal, nicht weit entfernt in dieser Richtung. Folgen Sie mir um Himmels willen so schnell wie möglich. Ich möchte nicht allein auf diese Horde treffen!«
    »Hören Sie mal, Kamerad, Rattenbekämpfung ist mein Job«, entgegnete Ferris heftig. » Sie alarmieren die Polizei. Ich werde herausfinden, wohin die Ratten ziehen, und ich werde wissen, wie ich die Sache anzupacken habe. Ich bin kein Held, aber was geschehen muß, sagt einem der gesunde Menschenverstand, nicht wahr?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte der kleine Mann im Laufschritt davon.
    Warum streiten? dachte Harris und hielt Ausschau nach einer Telefonzelle.
    Die Ratten liefen schnell durch das Gestrüpp. Jetzt schlossen sich Gruppen von kleineren Artgenossen an. Sie gelangten an einen anderen Holzzaun, der die städtische Siedlung von dem brachliegenden Grundstück trennte. Sie strömten durch die vielen Lücken im Zaun und bahnten sich einen Weg zu den großen Müllbunkern, die zu jedem Block der Mietshäuser gehörten. Abfall aller Art wurde von den Mietern von allen Etagen aus in die Müllschlucker geworfen und landete in großen Containern, die jede Woche von der städtischen Müllabfuhr geleert wurden. Viele Haustiere wurden auf diese Weise begraben, wenn ihr Leben durch einen Unfall endete oder wenn sie in zu hohem Alter eingingen. Kartoffelschalen, Eierschalen, Essensreste, Papier - alles was in den Müllschlucker paßte, wurde auf diesem Wege beseitigt, vermischte sich und verrottete eine Woche lang, bis die Container geleert und die Abfälle im Müllwagen zermahlen wurden. Am Ende der Woche war der Gestank abscheulich, und die Mieter ermahnten ihre Kinder, von den verrottenden Türen der Keller fernzubleiben.
    Zum ersten Mal besuchte eine große Gruppe Ratten diese Stätte während des Tages. Für gewöhnlich waren tagsüber zu viele Kinder da, und ihr Lachen, Schreien, Kämpfen und Lärmen aus reiner Freude am Krach schreckten die menschenscheuen Tiere ab. Die Nacht war ihr Verbündeter.
    Aber nun zeigten sie eine neue Kühnheit. Angeführt von den größeren, dunkleren Ratten, einer Spezies, die plötzlich unter ihnen aufgetaucht war, um sie zu beherrschen und einzuschüchtern, hatten sie neuen Mut gefunden. Oder wenigstens eine neue treibende Kraft.
    Bis jetzt unbemerkt, eilten sie in einer langen Reihe an den Wänden der Gebäude vorbei, bis sie einen Müllbunker erreichten, wo sie vor vielen Nächten

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