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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Diese armen, alten Penner müssen wohl völlig überrascht worden sein. Vermutlich waren sie alle im Suff und merkten nicht mehr, was passierte. Trotzdem ist es sonderbar, daß kein einziger davongekommen ist. Oder wenigstens einige der Ratten getötet hat.« Er schüttelte den Kopf. »Da komme ich nicht mit.«
    »Ich habe noch nie gehört, daß Ratten tatsächlich Leute aus Hunger angreifen«, sagte Harris, um den Mann am Reden zu halten. Er war entschlossen, soviel wie möglich über die Lage herauszufinden. Er wußte nicht, warum, aber sein Unbehagen ging tiefer als das natürliche Entsetzen über die schreckliche Tragödie.
    »Das tun sie in der Regel auch nicht«, erwiderte Ferris. »Jedenfalls nicht in diesem Land. Wissen Sie, Ratten sind sehr, sehr vorsichtig. Sie können praktisch von allem leben, und sie greifen bestimmt nicht an, nur um Fleisch zu bekommen. An Leichen gehen sie heran, ja. Sie fressen Leichen. Aber einen lebenden Menschen angreifen, um Nahrung zu haben? Nein. Was uns heute morgen verwirrte, waren einige der Spuren, die wir fanden. Zweimal so großer Kot wie der von normalen Ratten. Wir haben ihn zur Analyse ins Labor geschickt, aber dort wird man vermutlich nur feststellen, daß der Kot von sehr großen Ratten stammt. Wenn jetzt in London eine Kolonie von Ratten entsteht, die größer sind als die durchschnittlichen -und Sie wissen, wie schnell sie sich verbreiten -, dann kommt noch allerhand auf uns zu. Und wenn sie Leute anfallen...« Er verstummte und schüttelte von neuem den Kopf.
    »Wie schnell vermehren sie sich genau?« fragte der Lehrer.
    »Die Weibchen können fünf bis acht Würfe pro Jahr haben, mit vier bis zwölf Jungen pro Wurf. Dann, nur Stunden später, gehen die geilen Männchen schon wieder zur Sache. Ein schrecklicher Gedanke, daß Scharen von diesen großen Viechern herumstreifen.«
    Das fand Harris auch.
    Sie gelangten zu dem Geländer und fanden eine Öffnung.
    »Passen Sie auf«, sagte Harris. »Wir suchen nur nach Anzeichen für diese Biester - wir wollen keine fangen.«
    »Keine Sorge, ich habe nicht vor, mich mit ihnen anzulegen.«
    Nachdem ihm der kleine Mann versichert hatte, daß sie auf keinem Kreuzzug waren, ging Harris beruhigt voran durch die Lücke im Geländer. Langsam gingen sie zurück zu ihrem Ausgangspunkt an der Mauer und hielten wachsam nach der geringsten Bewegung Ausschau.
    Ferris sah sie als erster. Er hatte das andere Ufer nach irgendwelchen dunklen Löchern, Kothaufen oder sonst irgend etwas abgesucht, als sein Blick auf drei Objekte fiel, die sich im dunklen Wasser bewegten. Im dunkelbraunen, schlammigen Kanalwasser waren drei kleine, schwarze Köpfe zu erkennen, die durch das Wasser glitten, entgegengesetzt zu der Richtung, in die sie gingen.
    »Sehen Sie«, sagte Ferris aufgeregt und wies hin. »Drei von ihnen.«
    Harris schaute hin. Er entdeckte die drei dunklen Umrisse sofort. Hinter ihrer perfekten Dreiecksformation kräuselte sich leicht das Wasser.
    »Folgen wir ihnen«, sagte Ferris.
    »Sie wissen anscheinend genau, wohin sie wollen«, sagte Harris über die Schulter zu dem kleinen Schädlingsbekämpfer, der Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten.
    Plötzlich tauchten die dunklen Kreaturen aus dem Wasser auf und huschten das Ufer hinauf. Zum ersten Mal konnten die beiden Männer sie in voller Größe sehen.
    »Allmächtiger, sind die gewaltig!« stieß Harris hervor.
    »So große habe ich noch nie gesehen«, sagte Ferris fassungslos. »Wir halten uns besser im Augenblick von ihnen fern, Mister. Wir wollen sie nicht, äh, aufregen.«
    »Wir müssen versuchen, ihnen zu folgen«, sagte Harris entschlossen. »Sie führen uns vielleicht zu den anderen.«
    Während er noch sprach, stoppte die Ratte an der Spitze, drehte den Kopf und blickte zu ihnen. Die anderen beiden verharrten ebenfalls und folgten ihrem Beispiel.
    Harris würde niemals das Entsetzen vergessen, das ihn erfaßte, als ihn die drei scharf und bösartig blickenden Augenpaare anstarrten. Es war nicht nur ihre Größe oder sein natürlicher Abscheu vor Ratten, was ihn erstarren ließ. Am schlimmsten war, daß sie weder fortliefen noch versuchten, sich zu verstecken. Es gab keinerlei Anzeichen von Panik. Nur drei reglose Körper, drei Augenpaare, die feindselig die beiden Menschen anstarrten, als überlegten die Ratten, ob sie zu ihnen hinüberschwimmen oder ihren Weg fortsetzen sollten. Harris wußte, daß er bei dem geringsten Anzeichen auf ersteres so schnell davonrennen

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