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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Frau in Stücke gerissen wurde. Zum Glück für Harris hatte eine Gruppe Arbeiter in einem nahen Gebäude die Schreie gehört und näherte sich jetzt den Ratten mit Hacken, Schaufeln und allem, was zur Hand gewesen war, bevor die Männer zur Stätte des Grauens gerannt waren.
    Wieder blickte die große Ratte auf, die zuvor die alte Rentnerin beobachtet hatte, und musterte die nahenden Männer. Die anderen größeren Ratten hielten in ihrem wilden Angriff ebenfalls inne.
    Das schreckte die Arbeiter nicht ab. Sie näherten sich den Ratten, schrien und schwangen ihre verschiedenen Waffen.
    Plötzlich wandten sich die Ratten geschlossen um, flüchteten und ließen nur ihre kleineren Artgenossen zurück, die dem gnadenlosen Ansturm der wütenden Männer ausgeliefert waren.
    Harris wich zurück gegen die Hauswand, als er sah, daß die Ratten in seine Richtung flüchteten. Sie huschten an ihm vorbei. Eine Ratte lief über seinen Schuh, und Harris erschauerte. Eine andere Ratte stoppte vor ihm, musterte ihn einen Sekundenbruchteil kalt und setzte dann den Weg fort. Harris klappte vor Erleichterung fast zusammen, als der letzte schreckliche Schatten durch den Zaun zum brachliegenden Grundstück verschwand. Zwei der Arbeiter wollten über den Zaun klettern und den Ratten folgen, aber Harris fand rechtzeitig die Sprache wieder, um sie zu stoppen.
    Während sie zurückkehrten, richtete der Lehrer den Blick auf das Blutbad, das die Ratten angerichtet hatten. Die alte Frau lag blutüberströmt auf dem Boden. Ihr Oberkörper hob und senkte sich unter heftigen, unregelmäßigen Atemzügen, und sie umklammerte immer noch den Besen. Erst dann sah Harris den zerfetzten, blutbesudelten Overall des kleinen Ferris. Nur an dem kaum noch sichtbaren Firmenzeichen >Ratkill< an der zerfetzten Uniform erkannte er, daß es der kleine Rattenbekämpfer war, denn die Leiche hatte kein Gesicht mehr.
    »Rufen Sie einen Krankenwagen, schnell!« sagte Harris schwach zu einem der Arbeiter, obwohl er wußte, daß es bereits zu spät für die alte Frau war.
    »Ist schon unterwegs.« Einer der Nachbarn kam heran. Die anderen tauchten jetzt langsam aus ihren Wohnungen auf und näherten sich zögernd, wobei sie immer wieder angespannt zu dem Zaun spähten, durch den die Ratten verschwunden waren.
    »Was war das?« fragte jemand.
    »Das waren Ratten«, erwiderte ein anderer.
    »Was - so große?«
    »So groß wie Hunde.«
    »Los, verfolgen wir sie«, sagte der Arbeiter grollend, der zuvor über den Zaun hatte klettern wollen. »Wir können nicht zulassen, daß so was herumläuft.«
    »Nein«, sagte Harris. Er konnte ihnen nichts von der tödlichen Krankheit sagen, die von den Ratten übertragen wurde, aber er mußte verhindern, daß sich die Männer in Gefahr begaben. »Die Polizei ist unterwegs, ebenfalls die Leute von >Ratkill<. Die sollen sich besser darum kümmern.«
    »Bis die kommen, sind die verdammten Bestien verschwunden. Ich gehe jetzt. Wer kommt mit?« Der Mann wollte zum Zaun laufen.
    Harris hielt den Mann am Arm fest. Als der Arbeiter är-gerlich herumfuhr, rasten zwei Streifenwagen in die Siedlung und stoppten mit quietschenden Reifen bei der Gruppe entsetzter Leute.
    Foskins tauchte aus dem zweiten Wagen auf und eilte auf Harris zu, während er den Blick nicht von den beiden Gestalten am Boden nahm.
    Ein Wagen der Schädlingsbekämpfungsfirma traf ein. Foskins zog den Lehrer zur Seite, damit die Leute nicht hören konnten, was sie sprachen.
    »Nun, Mr. Harris, was war los?«
    Der Lehrer berichtete kurz von den Ereignissen. Er empfand tiefes Mitleid mit dem kleinen, rattengesichtigen Ferris, dessen Pflichtgefühl zu seinem vorzeitigen Tod geführt hatte. Er, Harris, hätte jetzt dort tot liegen können, wenn Ferris nicht darauf bestanden hätte, selbst den Ratten zu folgen.
    »Wir schicken sofort einen Suchtrupp dort runter«, erklärte Foskins. »Die Männer werden über den Zaun und den Kanal hinunter gehen. Wir schicken Patrouillen den Kanal entlang und riegeln das Gebiet ab.«
    »Aber diese Kanäle sind kilometerlang. Wie können Sie da alles abriegeln?« Harris war leicht ärgerlich über Foskins' gebieterische Art und seine Gelassenheit. »Und wie wollen Sie all die Abwässerkanäle abriegeln, die unter diesem Gebiet verlaufen?«
    »Das, Mr. Harris«, sagte Foskins kühl, »ist unser Problem.«

7
    Harris war an diesem Nachmittag nicht in der Stimmung, um zur Schule zurückzukehren. Er spazierte eine Zeitlang durch die Straßen, die er aus

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