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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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sah, daß es in ihrer Diele von Ratten wimmelte - die Frau rannte die Treppe hinauf und sprang aus dem Schlafzimmerfenster auf die Straße.
    Auf die wohl ungewöhnlichste und unglaublichste Weise kam jedoch ein Zeitungsjunge mit dem Leben davon. Auf seiner morgendlichen Runde wählte er eine Abkürzung über ein Trümmergrundstück und war auf einmal inmitten von dreißig oder vierzig gewaltigen Ratten. Erstaunlich kaltblütig für einen 14jährigen Jungen ging er ruhig zwischen den Ratten hindurch und achtete darauf, auf keine zu treten. Aus einem nicht ersichtlichen Grund ließen sie ihn passieren, ohne ihn anzugreifen. Niemand hätte dem Jungen seine Geschichte geglaubt, wenn nicht Leute auf dem Weg zur Arbeit von der Straße aus den Jungen - und die Ratten - gesehen hätten. Es gab keine Erklärung für das Phänomen, keine logische Begründung.
    Die Leute in Stephney, wo die meisten der grausigen Ereignisse passierten, hatten Angst - und Wut. Sie machten die Behörden für die ganze Situation verantwortlich und verwiesen darauf, daß dieses Viertel nie richtig saniert worden war. Alte Trümmergrundstücke waren seit dem Krieg vernachlässigt worden; Abfall von Märkten und Müllkippen war nie schnell genug beseitigt worden. Alles Brutstätten für Ungeziefer und Schlupfwinkel für Schädlinge. Der Stadtrat schob die Schuld auf die Regierung und warf ihr vor, daß die Untersuchungen des Gesundheitsministeriums nicht gründlich genug durchgeführt wurden; daß nicht genügend Geld für die Seuchenbekämpfung zur Verfügung gestellt wurde; daß für das Projekt zuwenig Zeit und Arbeit bewilligt wurde; daß nicht genug Sorgfalt aufgewendet wurde, um die völlige Ausrottung der Schädlinge sicherzustellen.
    Die Regierung bildete eine Untersuchungskommission, die zu dem Schluß gelangte, daß dem Unterstaatssekretär Foskins letzten Endes die Schuld anzulasten sei.
    Foskins übernahm die Verantwortung und trat zurück, weil er wußte, daß man das von ihm erwartete. Die Firma >Ratkill< wurde ebenfalls heftig kritisiert. Man warf ihr Nachlässigkeit vor, und sie wurde von der Regierung öffentlich gerügt, aber die Firmenleitung erklärte, daß man es mit einer unbekannten und unberechenbaren Spezies von Schädlingen zu tun habe. Sie baten um eine weitere Chance, das drohende Problem lösen zu dürfen, und erhielten die Information, daß alle Schädlingsbekämpfungs-Organisationen des Landes eingeschaltet werden würden, um damit fertig zu werden, und daß alle in ständiger Verbindung zusammenarbeiten müßten.
    Es wurde ein politischer Streitfall. Die Labour Party bezichtigte die Konservativen - die Partei, die an der Macht war -, daß sie sich nie wirklich um die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse gekümmert und die Sanierung der Slums vernachlässigt hätte. Sie hätten zugelassen, daß sich Abfall in den Straßen häufte, und sie hätten niemals die Pläne (der Labour Party, als sie die Regierung stellten) für ein völlig neues Netz von Abwasserkanälen durchgeführt, um Londons großes Problem mit der Müllbeseitigung in den Griff zu bekommen. Die Konservativen konterten, daß die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse nicht plötzlich schlechter geworden seien, als ihre Partei die parlamentarische Verantwortung übernommen hatte, daß sie jedoch unter der vorherigen Labour-Regierung zunehmend Schaden erlitten hätten. Sie zitierten Pläne von riesigen, neuen Sanierungsprojekten, nicht nur in Londons East End, sondern in jedem ärmeren Bezirk der Stadt.
    Alle östlichen Strecken der U-Bahn wurden vorübergehend geschlossen, bis sämtliche Tunnel gesäubert waren. Die meisten Leute weigerten sich jedoch, überhaupt irgendeine Strecke der U-Bahn zu benutzen, und in den Hauptverkehrszeiten herrschte Chaos auf den Straßen.
    Die Hafenarbeiter streikten und weigerten sich, im Hafen und in den Docks zu arbeiten, wo die Gefahr anscheinend am größten war. Die Männer der Müllabfuhr weigerten sich, ihr Leben bei der Beseitigung von Abfall zu riskieren, in dem die tödlichen Schädlinge sein konnten. Zur Lösung des Problems wurden Soldaten eingesetzt - zu einer solch gefährlichen Zeit konnte nicht zugelassen werden, daß sich der Müll zu Bergen ansammelte. Die städtischen Kanalarbeiter ließen sich nicht überreden, ihre Arbeit in den Abwasserkanälen fortzusetzen.
    Als bekannt wurde, wie viele Menschen an der Krankheit gestorben waren, die von den Ratten übertragen wurde, spitzten sich die Dinge zu, und die Lage

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