Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Fragen? Nein? Gut. Dann nehmen wir die Sache in Angriff.« Er wandte sich an Harris und sagte leise: »Darf ich Sie zu einem Drink einladen, Mr. Harris?«
    Sie gingen in ein Pub, das soeben für den abendlichen Ansturm geöffnet hatte. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen nach dem strahlenden Sonnenschein des späten Nachmittags an das Halbdunkel in der Gaststätte gewöhnt hatten. »Was möchten Sie trinken?« fragte Foskins an der Theke und zog seine Brieftasche.
    »Bier vom Faß.«
    »Ein Pint Bier und einen Gin Tonic, bitte.«
    Sie fanden eine stille Ecke und setzten sich auf Bänke, die mit Kunstleder bezogen waren.
    »Prost«, sagte Foskins.
    »Auf Ihr Wohl«, erwiderte Harris.
    Sie tranken und schwiegen einen Augenblick lang.
    »Ich bin überrascht«, sagte Harris dann.
    »Worüber?«
    »Daß Sie immer noch das Sagen haben.«
    »Ah, das. Wie ich Ihnen schon am Telefon erklärte, Mr. Harris, die Öffentlichkeit wollte einen Kopf rollen sehen. Ich trug die Verantwortung und war somit die einzige Möglichkeit.« Er lächelte matt. »Man muß immer einen Sündenbock finden, so ist das nun mal.« Foskins zuckte die Achseln und lächelte den Lehrer an. »Aber ich bin zu gut in meinem Job, und man kann nicht auf mich verzichten. Wissen Sie, mein einziger Fehler war es, den Feind zu unterschätzen. Ein schlimmer Fehler, das gebe ich zu. Er hatte zweifellos weitreichende Konsequenzen. Aber unter den gegebenen Umständen war es ein Fehler, der zwangsläufig passieren mußte, finden Sie nicht? Ich meine, solche Dinge geschehen nicht alle Tage, oder?«
    »Bestimmt nicht.« Harris trank Bier und spürte Foskins' Blick auf sich gerichtet.
    »Sie waren bei unserer letzten Begegnung auch ziemlich sauer auf mich«, sagte Foskins.
    Plötzlich erkannte Harris, warum er in das Unternehmen mit einbezogen worden war. Er war in Wirklichkeit nicht so wichtig - seine Hilfe war nicht unbedingt nötig. Foskins war von der Öffentlichkeit schlecht behandelt worden. Ungerecht und nicht gebührend gewürdigt. Man hatte seinen Kopf gefordert, und seine Vorgesetzten hatten sich nach des Volkes Stimme gerichtet. Jedenfalls nach außen hin. Und er, Harris, hatte ihn ebenfalls verachtet. So stellte er auf symbolische Weise die Öffentlichkeit dar. Er war Foskins' jetziger Kontakt mit der Bevölkerung, die ihn verhöhnt und für unfähig gehalten hatte. Und jetzt wollte er der Öffentlichkeit das Gegenteil beweisen. Durch ihn. Foskins wollte zeigen, daß er immer noch das Kommando führte und sehr, sehr fähig war.
    Viel Glück! dachte Harris.
    »Nun, es sieht aus, als hätten wir heute einen ziemlichen Durchbruch geschafft.« Foskins setzte sich zurück und lächelte breit. »Ich weiß nicht, weshalb wir nicht eher auf die Idee kamen. Möchten Sie noch ein Bier?«
    »Lassen Sie mich das übernehmen.« Harris trank sein Glas leer und erhob sich. »Das gleiche?«
    Foskins nickte, und Harris holte die Getränke. Als er zum Tisch zurückkehrte, war Foskins in Gedanken vertieft. Er blickte auf und musterte Harris fast, als wäre er ein Fi minder.
    »Danke«, sagte Foskins. »Nun, ich glaube, wir haben die Nuß geknackt, finden Sie nicht auch? Ja, die Dinge werden bald wieder normal sein. Sie werden wieder in Ihrer Schule sein, ich werde wieder in mein Amt eingesetzt, nicht offiziell, natürlich, oder vielleicht zu einer anderen Abteilung versetzt. Jedenfalls nicht unehrenhaft entlassen.« Er nippte an seinem Gin Tonic. »Sagen Sie mal, warum lehren Sie eigentlich im East End? Es gibt doch viele angenehmere Viertel.«
    »Ich bin im East End aufgewachsen.«
    »O und Sie leben immer noch hier?«
    »Nein, ich habe ein Apartment in der Nähe von King's Cross.«
    »Verheiratet? Bestimmt.«
    »Nein, noch nicht.«
    »So. Ich war mal verheiratet.«
    Foskins trank wieder und wirkte gedankenverloren. Harris war leicht irritiert, weil die Unterhaltung eine so melancholische Wendung angenommen hatte.
    »Glauben Sie, daß man rechtzeitig das richtige Virus herausfinden wird?« fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Oh, ja. Kein Problem. Diese Jungs könnten glatt eine Möglichkeit finden, wie sich Flöhe Masern holen. Die Zeit ist dabei der wichtige Faktor. Wissen Sie, wie schnell sich diese verdammten Ratten vermehren? Fünf bis achtmal pro Jahr. Und ihre Nachkommen sind binnen drei Monaten zeugungsfähig. Sie sind Lehrer, Sie können das ausrechnen; wenn wir die verdammten Ratten nicht bald erledigen, werden sie die ganze Stadt belagern. Noch ein

Weitere Kostenlose Bücher