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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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und stiegen erschöpft aus. Sie waren froh, die frische Morgenluft atmen zu können, nachdem sie den ätzenden Gasgestank eingeatmet hatten. Harris verspürte Übelkeit und war leicht benommen. Er lehnte sich an die Seite des Kastenwagens.
    »Zuviel von diesem Gas kann auch für Menschen tödlich sein«, sagte Howard. »Besonders in einem so engen Raum. Ein Glück, daß wir die Helme trugen. Der Fahrer ist soeben ohnmächtig geworden, nicht von der Verletzung, nehme ich an, sondern vom Gas - und er saß an einem offenen Fenster.«
    »Weiß der arme Kerl, daß er sterben wird?« fragte Harris immer noch benommen.
    »Jeder weiß jetzt von der Krankheit, Mr. Harris. Er kannte das Risiko und hätte sich schützen müssen.«
    »Nun, vielleicht hatten Sie ebenfalls Pech«, sagte Harris und wies auf den Riß in Howards Schutzanzug.
    Der Forscher erbleichte und legte eine Hand auf den Riß. »Ich glaube nicht, daß ich gebissen wurde«, sagte er, »aber ich habe überall blaue Flecke von ihren Zähnen. O Gott.« Er fummelte am Reißverschluß des grauen Schutzanzugs und zog ihn zögernd auf. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, daß die Kleidung darunter unbeschädigt war. Mit einem tiefen Seufzen lehnte er sich ebenfalls an den Wagen.
    Nach einer Weile sagte Howard: »Bringen wir den armen Kerl ins Krankenhaus, wenn es ihm auch nicht mehr hilft, und dann machen wir mit unserer Tour weiter. Diesmal werde ich jedoch mehr Schutz von Foskins anfordern. Ich meine, das war nur die erste der festgelegten Stellen. Ich hoffe, Sie haben bei den nächsten neun ein paar sichere Plätze für uns ausgesucht, Harris.«
    Harris lächelte matt. »Gibt es hier noch irgendwelche sicheren Plätze?«
    Noch dreimal an diesem Tag wurden sie von den Ratten angegriffen. Am Abend kehrte Harris sowohl geistig als auch körperlich völlig erschöpft in sein Apartment zurück. Er war wie gelähmt von den schrecklichen Geschehnissen, die die Aktion mit sich gebracht hatte. Er sank in einen Sessel und erzählte Judy von den Ereignissen des Tages. »Beim Kanal war es am schlimmsten. Es machte uns ziemlich fertig, besonders die Verletzung des Fahrers, und danach waren wir ein bißchen vorsichtiger. Vom Kanal aus fuhren wir zum Hafengebiet - ich habe die Straßen noch nie so verlassen gesehen -, setzten die Köder aus und verschwanden schnell.« Er ver-mied es, etwas von den jungen Hunden zu erwähnen, denn er wußte, wie sehr Judy Tiere liebte.
    »An einer Stelle hielten wir am Beginn einer Gasse, die zum Fluß führt, stiegen aus und trugen die Köder bis zum Ende der Gasse. Wir luden die Köder ab, wollten zu den Wagen zurückkehren, und da blockierten uns die Bastarde den Weg. Sie strömten aus einem Kellerfenster. Wir hielten nicht an, um zu überlegen. Howard rannte wie ein Blitz. Er raste zwischen den Ratten hindurch, und wir alle folgten und traten und stampften und dankten Gott für die Schutzanzüge. Wir flüchteten in die Wagen und rasten davon.
    Es ist sonderbar, aber als wir da im Rathaus saßen, Pläne machten, all die Berichte hörten, sogar meine eigenen Erlebnisse mit den Ratten aus erster Hand, war uns nicht klar, wie schlimm die Lage wirklich war. Das erkannten wir erst heute. Am Morgen waren die Straßen praktisch leer, und später wagten sich die Leute nur in Gruppen oder in Pkws und Lieferwagen auf die Straße.
    Auf alle Fälle erhielten wir nach diesen Vorfällen eine Eskorte, wie Foskins versprochen hatte. Er brachte sogar die Army ins Spiel. Zwei Wagenladungen Soldaten mit Wasserwerfern, Flammenwerfern, Gas - das ganze verdammte Zeug. Da fühlten wir uns ein bißchen sicherer.«
    »Ihr hättet nicht ohne die Army anfangen sollen«, warf Judy ein. Sie war nicht auf Harris ärgerlich, sondern auf Foskins, der das Kommando gehabt hatte.
    »Ja, ich weiß«, sagte Harris. »Aber wir haben alle den gleichen Fehler begangen. Wir haben die Ratten unterschätzt. Trotz aller Berichte haben wir sie nur als äußerst gefährliche Schädlinge betrachtet, nicht als eine tödliche Macht, zu der sie anscheinend werden. Selbst nach dem U-Bahn-Massaker und dem Angriff auf die Schule haben wir nicht damit gerechnet, an einem Tag auf so viele von ihnen zu stoßen. Sicher, ich hatte die wahrscheinlichsten
    Stellen ausgewählt - das mußte ich, wenn unser Plan wirken sollte -, doch selbst ich war nicht darauf vorbereitet, daß sie zu so großer Zahl auftauchen. Ich sage dir, Jude, wenn der Plan nicht klappt, dann wird dieses ganze Gebiet dem Erdboden

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