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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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weniger als die älteren Männer verdienten, hatten sich beklagt. »Wenigstens haben wir jetzt eine Gewerkschaft.«
    Vor kurzem hatte James Larkin eine irische Gewerkschaft gegründet, deren Mitgliederzahl rasch wuchs. Ob die Gewerkschaft sich allerdings auch für Frauen einsetzen würde, blieb abzuwarten. »Es heißt, die Gewerkschaft sei für die Gleichberechtigung der Frau«, sagte Willy. »Ich vermute allerdings, dass die meisten Gewerkschafter genauso wenig wie die Arbeitgeber scharf darauf sind, dass Frauen den gleichen Lohn erhalten. Dafür bräuchte man eine Frauengewerkschaft.«
    »Die gibt es nicht.«
    »Ich weiß.« Willy überlegte. »Beklagst du dich nur oder willst du etwas ändern?«
    »Vielleicht.«
    »Das ist gefährlich.« Unruhestifter wurden gewöhnlich entlassen. Willy wartete darauf, dass Rita etwas sagte. Doch sie schwieg und er fuhr fort: »Einige Anführer der Sinn Fein sind Frauen.«
    Arthur Griffith hatte nach der Zeitung The United Irishman die Partei Sinn Fein gegründet. »Wir selbst«, bedeutete der Name. Griffith hatte die Idee gehabt, englische Waren möglichst zu boykottieren und in Irland herzustellen. »Wir brauchen wirtschaftliche Unabhängigkeit«, erklärten seine Anhänger. »Damit zeigen wir, dass Irland als freie, unabhängige Nation existieren kann.« Seitdem war die Sinn Fein zu einem Sammelbecken für Gruppen geworden, die sich den umfassenden, aber gewaltlosen Widerstand gegen die englische Herrschaft zum Ziel gesetzt hatten.
    »Du bist Mitglied der Sinn Fein, oder?«
    Willy nickte.
    »Warum bist du eingetreten?«
    »Aus vielen Gründen. Der Buchhändler MacGowan, also der Bruder von Father MacGowan, hat mich dazu ermutigt. Es hat sich eigentlich ganz natürlich ergeben. Ich möchte einfach, dass die Engländer aus Irland verschwinden.«
    »Ich werde darüber nachdenken.« Rita nickte. »Tritt die Sinn Fein auch für das Wahlrecht der Frauen ein?«
    »Du willst auch noch das Wahlrecht für Frauen? Ich wusste gar nicht, dass du so radikal bist.«
    »Das bin ich auch nicht. Aber als ich anfing, über die Löhne nachzudenken, dachte ich, dass Frauen doch auch gleich wählen könnten. In England fordern das schon viele.«
    »Lass es lieber, Rita, zumindest vorerst.«
    »Warum?«
    »Aus zwei Gründen. Erstens ist es besser, immer nur für eine Sache zu kämpfen. Zweitens wollen wir das Frauenwahlrecht in Irland noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Briten es wollen. Die Forderung sollte aber aus Irland kommen.«
    Rita dachte darüber nach. »Vielleicht liegt dir gar nichts am Frauenwahlrecht«, sagte sie nach einer Weile.
    »Das hast du gesagt.«
    »Aber ich werde trotzdem über die Sinn Fein nachdenken. Danke fürs Kino.«
    »Hat es dir gefallen?«
    »Nicht besonders. Aber es war interessant.«
    »Wenigstens warst du einmal da, solange es das Kino noch gibt. Ich glaube, Joyce wird es nicht mehr lange halten können. Ich begleite dich nach Hause.«
    »Kommst du noch mit rein?«
    »Nein.«
    ***
    Es war bereits spät, als Father Brendan MacGowan vom Rotunda-Hospital aufbrach. Sein Besuch war erfolgreich gewesen. Jetzt überlegte er stirnrunzelnd, welchen Weg er gehen sollte. Die beste Strecke führte die Parnell Street entlang, eine belebte Straße, die den Stadtteil im schrägen Winkel von Nordosten nach Südwesten durchquerte und am Rotunda Hospital am oberen Ende der Sackville Street vorbeiführte. Doch vor zwei Jahren war diese Straße bei ihm in Ungnade gefallen und er mied sie nach Möglichkeit. Er mied sie, seit Tom Clarke dort ein Tabakwarengeschäft eröffnet hatte.
    Er mochte Tom Clarke nicht.
    Sein Bruder, der Buchhändler, kannte Clarke und war vor Jahren in Amerika sogar mit ihm befreundet gewesen. Doch das war, bevor Clarke in England Bomben gelegt hatte und eingesperrt worden war. Jetzt war er nach Irland zurückgekehrt.
    Die langen Jahre in einem englischen Gefängnis hatten ihn körperlich verändert. Er war abgemagert, hatte schütteres Haar und wirkte zwanzig Jahre älter, als er war. Doch hinter den in Metall gerahmten Brillengläsern glomm ein kaltes Feuer, das dem Priester überhaupt nicht gefiel. Auch sein Bruder hatte sich von Clarke abgewandt und war nicht mehr mit ihm befreundet. Clarkes Tabakladen hatte sich zu einem Treffpunkt der Fenier entwickelt, der IRB, der Irischen Republikanischen Bruderschaft. Niemand wusste, was diese Leute ausheckten. Man wusste nicht einmal, wer der Bruderschaft angehörte, so geheim war sie. Hätte man beobachtet,

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