Die Rebellen von Terra
den Riemen vom Gewehr ab.
Mit einem lautlosen Satz sprang er den Posten an, schlang den Riemen um seinen Hals und drückte ihn zu Boden. Die Sache hatte genauso geklappt, wie seine Ausbilder es ihm wieder und wieder versichert hatten.
Als der Posten sich nicht mehr regte, huschte Kana zu seinen Kameraden zurück.
»In Ordnung?«
»Ja«, beantwortete er Reys Frage und befestigte den Riemen wieder am Gewehr.
Sie stießen auf keine weiteren Posten. Bald hatten sie den richtigen Punkt oberhalb des Forts erreicht.
Das reparaturbedürftige Hauptgebäude war von einer Anzahl kleinerer Hütten umgeben. Die ganze Anlage wirkte stümperhaft und ohne jeden militärischen Wert.
Im Tal erklangen die schrillen Pfiffe der Horde. Kana nahm eine Explosiv-Patrone zur Hand und warf sie auf eine der Buschhütten. Lodernde Flammen stiegen auf und verwandelten das Fort in ein wahres Inferno. Die Cos liefen völlig kopflos hin und her. Das besiegelte ihr Schicksal – allerdings nicht von Seiten der Horde.
Aus den dunklen Schatten löste sich etwas und stieg in die dunkle Nacht auf. Es kreiste über dem Fort und warf Bomben ab. Dann flog es ein Stück weiter und warf Bomben auf die Horde.
Die Abteilung oberhalb des Forts feuerte auf den seltsamen Flugkörper. Unter dem konzentrierten Feuer begann das Ding zu schwanken und zog einen langen Feuerstrahl hinter sich her, als es irgendwo in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
9
Im Morgengrauen war die Horde im Besitz des Forts, aber sie hatte die Besitzergreifung teuer bezahlen müssen. Etwa ein Viertel der Horde war den Bomben zum Opfer gefallen.
»Woher hatten die Cos diesen Flugkörper?« fragte Mic, der den verletzten Arm in einer Schlinge trug. Diese Frage beschäftigte jeden.
Dieser Flugkörper war der Beweis, daß sich Fremde im Fort der Cos aufgehalten haben mußten – entweder, um sie im Kampf gegen die Horde zu unterstützen, oder lediglich als unbeteiligte Zuschauer. Die Männer suchten in den noch immer schwelenden Hütten und Gebäuden nach Anhaltspunkten über den Flugkörper, aber die Flammen hatten ganze Arbeit getan.
»Der Flugkörper ist auf alle Fälle schwer getroffen worden«, sagte Rey. »Er konnte sich kaum noch in der Luft halten und muß irgendwo abgestürzt sein.«
»Wahrscheinlich existieren mehr von der Sorte«, versetzte Mic. »Dämonen des Weltraums! Mit diesen Dingern können sie uns jederzeit ganz nach Belieben fertigmachen. Warum haben sie sie eigentlich nicht schon früher eingesetzt?«
»Vielleicht reicht ihr Nachschub nicht«, brummte Kana. »Vermutlich haben wir dieses Ding aufgescheucht, als wir die Hütten in Brand setzten. Ich glaube auch, daß es irgendwo abgestürzt ist.«
Vom Fort aus führte ein Weg schnurgerade nach Westen. Im Fort selbst lagen nur tote Cos; weitaus weniger, als die Horde gerechnet hatte.
»Wahrscheinlich war das lediglich ihre Nachhut«, bemerkte Hansu.
Sie trugen die Toten an eine freie Stelle und verbrannten sie mit ihren Patronen zu Asche. In einer unterirdischen Kammer fanden sie eine Zisterne, Säcke mit Korn und getrocknete Früchte. Medico Crawfur erklärte, das Korn wäre für Menschen ungenießbar. Die getrockneten Früchte boten eine willkommene Abwechslung zu den eintönigen Rationen.
Am dritten Tag stellten sie sich erneut in Marschformation auf und schlugen den Weg nach Westen ein. Jetzt war keine Rede mehr von einer baldigen Rückkehr nach Secundus. Sie wußten, daß sie nur noch von einem Tag zum anderen rechnen konnten.
»Wir können nur die Zähne zusammenbeißen und hoffen«, brummte Mic, der seinen Platz zwischen Kana und Rey hatte. »Wenn wir nur endlich mal dieses verdammte Bergland hinter uns hätten!«
Der Weg stieg immer noch an. Bald war Kana an der Reihe, den Posten der Vorhut einzunehmen. Stellenweise stießen sie jetzt auf verschneiten Boden.
Kana und Soong kamen durch einen Bergpaß zu einem Abhang. Etwa eine Meile unter ihnen lag ein blauer See mit einer recht üppigen Vegetation. Am Seeufer lag ein kleines Dorf mit Steinhäusern. Aus den Schornsteinen stiegen keine Rauchwolken auf. Das Dorf konnte vor einer Stunde verlassen worden sein – oder auch vor einem Jahrhundert.
Der Spähtrupp zog sich auseinander und begann den Abstieg. Es dauerte nicht lange, bis sie am Seeufer standen.
Soong deutete auf tiefe Spuren im weichen Uferstrand.
»Boote – kann noch nicht lange her sein, seit sie abgefahren sind.«
Sie konnten weder Boote noch irgendwelche Lebewesen im Tal
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