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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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einheimische Unternehmen vor der Konkurrenz vom Festland schützten, und darum Coles Idee mit kaum verhohlener Skepsis begegneten, bildeten eine mindestens ebenso große Gruppe wie die Anhänger der Whig-Partei, mit deren Hilfe Peel vor drei Jahren durch die Aufhebung der Kornzölle dem Freihandel den Weg geebnet hatte. Cole spürte, noch eine kritische Bemerkung, und die Stimmung würde endgültig kippen – gegen ihn.
    »Die Ausstellung«, sagte er entschlossen, »wird Englands Position im internationalen Wettbewerb keineswegs schwächen. Sie wird im Gegenteil Großbritanniens Überlegenheit über alle anderen Völker unter Beweis stellen, nicht nur als führende Industrienation, sondern auch als der fortschrittlichste Staat der Welt. Wir haben mit einer solchen Veranstaltung die einmalige Chance, Industrie und Handel der britischen Nation zu noch glänzenderen Triumphen zu führen.«
    Cole hielt in seiner Rede inne und richtete seinen Blick auf den Prinzgemahl. Doch der wich seinem Blick aus und kaute auf den Lippen, während er in der Hand unablässig seinen goldenen Füllfederhalter drehte. Cole beschloss, alles auf eine Karte zusetzen. Lieber riskierte er, dass man ihn vor die Tür warf, als sang- und klanglos unterzugehen.
    »England«, fuhr er darum fort, »darf sich nicht auf alten Lorbeeren ausruhen. Andere Staaten, allen voran die Vereinigten Staaten von Nordamerika, aber auch Preußen und Frankreich, haben in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht.«
    »Hört, hört!«, bellte Sir Robert Peel, als wäre er im Parlament. Cole ließ sich nicht beirren. »Wenn England nicht aus seiner Selbstzufriedenheit erwacht, droht uns der Verlust unserer Vormachtstellung in der Welt. Die Ausstellung ist ein Signal, um jene Kräfte zu neuem Leben zu erwecken, die unser Land in der Vergangenheit so groß gemacht hatten. Haben wir den Mut, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen.«
    Robert Peel wollte etwas sagen, doch Albert kam ihm zuvor. Er hob den Blick und sah Cole in die Augen. »Sie haben eingangs etwas gesagt, was mir sehr gefiel. Wie war die Formulierung noch gleich? Die Erde in ein Paradies verwandeln?«
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Königliche Hoheit«, bestätigte Cole, von der Reaktion des Prinzgemahls selbst überrascht. »Wir haben die einmalige historische Chance, die materiellen und sozialen Verhältnisse in diesem Land näher an das Ideal eines Paradieses auf Erden heranzuführen, als die Menschheit es sich je erträumt hat. Von nichts Geringerem wird die Weltausstellung Zeugnis geben.«
    »In der Tat«, murmelte Albert, »ein sehr reizvoller Gedanke, ein Gedanke, der in der Tat seine Reize hat. Helfen Sie uns, Mr. Cole, damit wir uns eine Vorstellung machen können, ich meine – ein Bild. An wie viele Exponate oder Ausstellungsstücke haben Sie gedacht?«
    »Um eine runde Zahl zu nennen: einhunderttausend!«
    »Einhunderttausend?« Um Alberts Augen begann es nervös zu zucken. »Wer soll das bezahlen? Eine solche Veranstaltung wird Millionen verschlingen – Millionen!«
    »Die Ausstellung wird sich selbst finanzieren, Königliche Hoheit.Wir werden beträchtliche Einnahmen haben. Eintrittsgelder, Kataloge, Standmieten der Aussteller.«
    »Sicher, aber bis es so weit ist? Wer trägt das Risiko der Finanzierung?«
    »Das ist die entscheidende Frage«, bestätigte der Handelsminister. »Grundbedingung muss sein, dass keine öffentlichen Gelder verwendet werden. Ich kenne unsere Freunde von der Presse, sie werden jede Form staatlicher Subvention unter Korruptionsverdacht stellen.«
    Cole wusste, dies war ein überaus heikler Punkt. Staatliche Begünstigung galt seit dem Sieg der liberalen Whig-Partei über die protektionistischen Tories als Sündenfall schlechthin, und wenn die neue Regierung sich einem Vorwurf niemals aussetzen durfte, dann diesem. Doch er hatte über die Frage des Prinzgemahls bereits vor der Konferenz nachgedacht, und er hatte eine Antwort parat.
    »Private Subskriptionen, Königliche Hoheit, werden das Risiko absichern. Die Teilnehmer der Ausstellung, die den größten Nutzen davon haben, die Unternehmer unseres Landes, werden die Veranstaltung finanzieren.«
    Albert schlug erneut die Augen nieder, und wieder begann er an seiner Lippe zu nagen. Cole konnte sich vorstellen, was im Innern dieses Mannes vor sich ging. Der Prinzgemahl war ein Zauderer, der auf jede Bemerkung reagierte wie ein Blatt im Wind, aber dumm war er nicht. Ohne Zweifel sah er einerseits die Chance, die

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