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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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jeden König. Sie hätte nie damit gerechnet, dass er sich so sehr auf dieses Abenteuer einlassen würde, und fühlte sich seiner Hilfe nicht würdig.
    Während sie das dünne Seil weiterhin an einem Ende festhielt, schickte Elea ihren Vogel aus, das andere Ende zu holen, das am Pfeil befestigt war. Beide Enden wurden dann an einer Eiche verknotet. Nun bestand eine Verbindung zwischen dem Verbotenen Wald und den Gärten der Burg trotz der doppelten Schutzmauer.
    Die Nacht breitete ihren Schleier aus; eine kalte Brise kam unter der Wolkendecke auf, und es blieb nur ein schmaler Lichtstreif am Horizont. Helligkeit flammte an der Spitze eines düsteren Burgturms auf, ein schwaches Leuchten im Vergleich zu den anderen Fenstern. Der Schein einer einzigen Kerze.
    Die junge Frau bewaffnete sich mit einer kleinen, flachen Tasche, die sie sich an einem Schulterriemen umhängte. Nach dem metallischen Klirren darin zu urteilen, musste sie Steighaken enthalten, mit denen Elea an den Burgmauern hinaufklettern wollte.
    » Es ist Zeit, dass ich gehe, ich warte die Nacht lieber in dem Wachtürmchen ab.«
    » Es ist Zeit, dass wir gehen«, verbesserte Andin.
    Die blauen Augen schauten ohne Widerrede zu ihm hoch.
    » Ist Muht zurück?«, fragte Andin.
    » Ja. Aber er kommt nicht in die Nähe der Prinzessinnen. Er streift nicht in der Umgebung ihrer Gemächer umher.«
    » Aber in den Gängen sehr wohl. Wir könnten ihm durchaus begegnen.«
    » Dann hätte ich keine andere Wahl, als zu fliehen, wenn es das ist, was du wissen willst«, sagte Elea und senkte den Kopf.
    » Das wäre gewiss die beste Lösung. Aber…«
    » Weißt du etwas über ihre Macht?«
    » Ja.«
    Elea blieb einen Augenblick lang stumm. Sie hatte die Frage auf gut Glück gestellt. Die Leichtigkeit, mit der Andin seine Begegnung mit Muht überstanden hatte, ließ sich also durch etwas anderes als Glück und ein Zusammentreffen günstiger Umstände erklären!
    » Ich glaube, dass sie nur das sehen, was man im jeweiligen Augenblick denkt.«
    » Wie das?«
    » Sie sehen in Bildern alles, was in dem Moment in einem Verstand vorgeht, in dem sie ihn beobachten. Wenn du Angst hast, dass sie ein Geheimnis herausfinden, dann erfahren sie im selben Augenblick davon; wenn du bewusst an etwas anderes denkst, ist es möglich, dass sie dein Geheimnis nicht durchschauen.«
    Elea sah Andin an, ohne dass es ihr gelungen wäre, ihm zu glauben.
    » Wie kannst du dir dessen sicher sein?«
    » Ich bin mir dessen nicht sicher, aber es ist mir gelungen, Muhts Verdacht auf der Burg nicht zu erregen, indem ich versucht habe, wie einer von Kortas Söldnern zu denken.«
    » Hat dir ein Scyle gesagt, wie man das macht? Du hast einen Freund unter ihnen?«
    Der junge Mann zögerte und entschloss sich dann, mit einem schelmischen Grübchen in der Wange zu antworten: » Jeder hat so seine Quellen. Das gehört zu meinen Geheimnissen.«
    Elea hatte Schwierigkeiten, diese Antwort hinzunehmen. Aber am Ende lächelte sie, da er sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen hatte. Eine ganze Weile war sie hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, Andin zu küssen, und dem, ihm den Hals umzudrehen.
    » Gehen wir?«, unterbrach er ihre Gedanken.
    Da verlor das Gesicht der jungen Frau alles Licht, das es erhellt hatte: Ihr Ausdruck wurde kriegerischer, kälter und entschlossener. Wer wird hier wem den Hals umdrehen wollen? Sie schien noch einige Sekunden zu zögern, dann zog sie ein Blasrohr aus der Tasche.
    » Lässt du mich zuerst hinübergehen?«, schlug sie vor. » Es wäre mir zwar nie gelungen, diesen Pfeil abzuschießen, aber wenn ich im Fliegen zielen muss, komme ich durchaus zurecht.«
    Andin gab nach.
    Aus dem Gepäck, das sie mitgebracht hatte, zog Elea ein Rädchen, an dem ein langer Handgriff hing. Sie befestigte es an dem straff gespannten Seil. Dann zog sie ein zweites für Andin hervor, das sie auf den Boden legte, damit er es später benutzen konnte. Sie fasste sich die Haare mit einem nachtblauen Band zu einem tief sitzenden Pferdeschwanz zusammen und umschlang sie mit einem Tuch. Dann sah sie den jungen Mann ein letztes Mal mit seltsamem Blick an, bevor sie sich die Amalyse vors Gesicht schlug: Nun drang kein Ausdruck mehr hindurch.
    Mit einem Satz packte sie den Handgriff, hängte ihre Knie mit daran, und das Gleiten begann. Das kleine Rad auf dem Seil drehte sich immer schneller. Elea ließ sich rasch kopfüber fallen, bevor sie die erste Mauer passierte, führte das Blasrohr an den Mund und

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