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Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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dieser Ort.
    Nun ist es dunkel genug; ich muss aufbrechen.
    Sie musste Andin noch für ein paar Stunden vergessen, vielleicht auch für einige Tage. Wenn sie ein Mittel fand, Prinzessin Elisa zu retten, würde Eline es nicht mehr nötig haben, Kortas tatsächliche Machenschaften vor dem König zu verheimlichen. Die Verbrechen des Herzogs würden enthüllt werden, und damit würde ein Teil der Schlacht gewonnen sein. Elea wollte hocherhobenen Kopfes in den Palast zurückkehren und die Freiheit haben, Andin zu lieben.
    » Nach dem, was du ihm gerade angetan hast, wird er nie mehr den Blick zu dir heben«, flüsterte sie sich selbst zu.
    Sie stand auf und seufzte bei der Erinnerung an ihre Träume. Im Kopf war sie ein junges Mädchen wie alle anderen: Sie träumte von Märchenprinzen und ihren schönen, weißen Streitrössern. Aber als Prinzessin ohne Krone wusste sie, dass es solche Prinzen nur in Kindergeschichten gab. Sie verdarb alles und zerstörte noch Andins geringste Aufmerksamkeit. Er würde die Geduld verlieren und fortgehen, um sich in jemanden zu verlieben, der weniger schwer zu erobern war als sie. Nein– sie wollte nicht, dass er fortging!
    Sie eilte die Stufen des Turms in die Gärten hinunter und blieb in der finsteren Nacht stehen. Die Monde waren halb von Wolken verborgen; dennoch gestattete ihr das Licht einiger Sterne, die maßlose Größe der Burg wahrzunehmen.
    Sie würde ihre Schwester Elisa retten, und wenn sie die ganze Nacht hindurch hierbleiben musste, um das Heilmittel zu finden! Und wenn alles vorbei war, würde sie bereit sein, bis ans Ende der Welten nach Andin zu suchen.
    Leicht erschöpft von den Waffenübungen des Tages, aber mit plötzlich wieder von Begeisterung erfülltem Herzen trat sie zwischen die dunklen, beunruhigend geformten Gebüsche, aus denen der Geruch von blühendem Jasmin und Weißdorn hervordrang.
    Die Mauer war glatt, die Fugen so gut ausgefüllt, dass Elea sie noch nicht einmal unter den Fingern spürte. Keine raue Stelle, kein Vorsprung, der ihr das Hochklettern erleichtern würde. Elea sah nervös wie eine Katze angesichts eines unerreichbaren Vogels zu dem erleuchteten Fenster des schwindelerregend hohen Turms empor.
    Noch außer Atem von ihrem langen Lauf strich sie fieberhaft mit den Händen über die weißen Steine. Sie würde nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben. Wie war es möglich, dass es keinen Haltepunkt und keine Schwachstelle an dieser Wand gab.
    Der Efeu? Der muss sich doch an irgendetwas festhalten?
    Elea schlich sich etwa hundert Schritt weit an der Mauer entlang. Hier gab es keine Deckung, aber das Glück lachte ihr in dieser Nacht, die finster sein wollte: Das Weiß der Burgmauern trat nicht aus dem Halbdunkel hervor, und so konnte die Anwesenheit der jungen Frau unbemerkt bleiben.
    Ihre Hände berührten Blätter, gewundene Ranken, die über die Wandfläche liefen. Elea spähte ins Dunkel. Sie nahm den leichten Glanz der Pflanzenhaut und das Strahlen der gewundenen Stängel und Ranken wahr, die sich weit ausgebreitet hatten. Mit unglaublicher Willensanstrengung war es dem Efeu gelungen, sich eigene Ritzen auszuhöhlen. Mit seinen Haftfüßen hatte er den nackten Stein angenagt, um darin zu wurzeln. Er reichte fünfzig Fuß hoch bis ins zweite Stockwerk, vor dem ein Nebenwehrgang verlief.
    Es war eine schlechte und vor allem unsichere Lösung, daran hinaufzuklettern, aber Elea hatte ihre Amalysen, die ihr Sicherheit bieten konnten. Und schließlich hatte sie keine andere Wahl.
    Sie zog sich die Stiefel aus und legte ihre Tasche ab, deren Inhalt ihr ohnehin nichts mehr nützte. Ihr Gepäck versteckte sie am Fuße des Efeus. Sie würde improvisieren müssen. Die Amalysen krochen aus dem Wams hervor und breiteten sich auf dem Körper der jungen Frau aus, die nun ihre Kletterpartie begann.
    Am Anfang war nichts leichter als das: Die Ranken waren beinahe Äste, und sie klammerten sich so fest an die Mauer wie Elea ihrerseits an den Efeu. Aber nachdem sie die ersten dreißig Fuß hinter sich gebracht hatte, spürte sie Anzeichen von Schwäche und Verwundbarkeit. Die Unauffälligkeit, die ohnehin nicht die größte Stärke ihrer gegenwärtigen Lage war, ging schlichtweg verloren. Es war das erste Mal, dass Elea auf derart desaströse Weise in einen Palast eindrang.
    Sie mühte sich ab, hing halb ins Leere; Blätter und Blüten gerieten ihr ins Gesicht. Zudem fürchtete sie ohne Unterlass, den Kopf eines Wachsoldaten über die Zinnen lugen zu sehen. Das

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