Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
Bedingung gestellt: Wenn du sterben solltest, Elea, dann wäre ich dazu verdammt, ihn zu heiraten.«
» Dazu müsste er erst all meine Gefährten töten, denn sie würden einer nach dem anderen meine Maske übernehmen, um den Kampf fortzusetzen«, murmelte Elea zur Antwort.
Eline lächelte sie an. Sie beneidete sie darum, derart treue Freunde zu haben, dass sie nicht einmal für den Fall ihres Verschwindens an ihnen zweifelte.
» Ist sie von einem Tag auf den anderen so geworden?«, fragte Elea leise.
» Nein«, räumte Eline ein. » Sie ist zunächst für eine Nacht eingeschlafen. Danach hat sie nie mehr erwachen können, und alles ist mit ihr dem Tode entgegengedämmert. In letzter Zeit wird es erschreckend. Sie ist mal mehr, mal weniger krank. Alles hängt von meinem Verhalten ab– und von dem Trank, den mir Korta gibt.«
» Was für ein niederträchtiges Rabenaas!«, stieß Elea zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. » Aber hat denn niemand ein Heilmittel gefunden? Hat der König keine fähigen Ärzte gesucht?«, rief sie dann.
» Doch«, antwortete Eline und mäßigte ihren Ton.
Sie blickte besorgt zur Rechten, wo die Zwischenwand zu Mistras Zimmer verlief, und sogar zu der anderen Tür, die auf den Gang führte, an dem alle drei Zimmer lagen.
» Mindestens hundert Ärzte haben sie bereits untersucht«, fuhr sie leiser fort. » Die besten des Königreichs und weitere aus den Nachbarländern. Ich bin überzeugt, dass einige von ihnen die Lösung gefunden hatten. Mehrere sind aufgebrochen, um eine seltene Pflanze zu suchen, aber keiner ist je zurückgekehrt– und wenn doch, waren die Sarikeln da, um die gewitztesten zu verschlingen. Die Kunde von deinem Wissen ist bis zu mir durchgedrungen, aber vor allem kannst du mit deinem Vogel über die Burggräben gelangen.«
» Nicht ganz. Mein Vogel ist mein Lehrmeister, und Joran ist nicht auf dem Laufenden darüber, dass ich hier bin.«
» Wie konntest du dann hierher vordringen?«, rief Eline.
» Das spielt keine Rolle, ich bin hier, das ist alles, worauf es ankommt«, antwortete Elea und trat näher an Elisa heran.
Bei ihrer Annäherung kam es zu einem seltsamen Phänomen– es war, als ob plötzlich ein Heiligenschein aus Licht und Farben Elea umgab. Die junge Frau hatte nichts Magisches an sich; zumindest wohnte ihr nichts Magisches inne. Sie begriff sehr schnell, was vorging, und nahm die Halskette ab. Das Strahlen ging von dem Füllhorn aus. Wie eine Sonne wärmte sein Feuer den Körper, der in eisiger Dunkelheit gefangen war. Einen Moment lang glaubte Elea, dass Elisa erwachen würde, aber da die Prinzessin nicht verwundet war, hatte das Füllhorn nicht die Macht, sie zu heilen. Es durchbrach nur die optische Täuschung und verscheuchte den bösen Zauberbann, der den schlafenden Körper umgab.
» Sie steht unter Ibbaks Bann.«
» Was willst du damit sagen?«, fragte Eline.
» Joran hat mir gesagt, dass der Geist des Bösen auf dieser Burg ist…«
» Auf dieser Burg?«, rief Eline verblüfft und sah sich um.
» Er verbirgt sich in den unteren Gewölben, aber Elisa muss sich in seinem Einflussbereich befinden.«
Sie dachte plötzlich, dass die Strahlen ihres Füllhorns vielleicht ihre Anwesenheit verraten könnten. Aber bei ihrem ersten Besuch auf der Burg hatte keinerlei Hexerei sie umgeben. Ihr Zweifel brachte sie dennoch dazu, das Schmuckstück in ihrem Wams verschwinden zu lassen; das düstere Leichentuch bedeckte Elisa von neuem.
» Wir können also nichts tun!«, brach es plötzlich aus Eline hervor.
» Das habe ich nicht gesagt. Der Zauberbann, der Elisa umgibt, geht auf Ibbak zurück, und sein seltsamer Anblick verwirrt den Geist, aber er trägt nicht zu diesem Zustand bei.«
In den azurblauen Augen jagte eine Frage die nächste, und als Elea Eline die Herkunft ihres Füllhorns erläuterte, schien darin mit bewundernswertem Glauben ein neues Licht der Hoffnung aufzukeimen.
» Werden ihr immer dieselben Kleider angezogen?«
Elea setzte sich auf die Bettkante neben das nun wieder getrübte Gesicht.
» Nein, aber die Gewänder wechseln die Farbe, sobald sie sie berühren. Ich habe Mistras Kleiderauswahl überwacht und Elisa häufig selbst umgezogen, ja, ich habe ihr sogar meine eigenen Kleider übergestreift, um sicherzugehen.«
Elea hatte die Handschuhe abgelegt und strich mit der Hand über das Gesicht der Prinzessin. Sie hatte kein Fieber. Behutsam öffnete sie Elisas Augen: Die graublauen Iriden waren zurückgewandt und
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