Die Rebellin von Leiland 2: Das Gift des Herzogs (German Edition)
gehören!
» Ich… Sie… Aber das ist ja noch nicht alles!«, rechtfertigte er sich heftig. » Vic spaziert den lieben langen Tag in einem völlig unpassenden Aufzug herum, und das mit einem Mann, der aus dem Nichts aufgetaucht ist, noch dazu in einem menschenleeren Wald!«
» Aber ich trage immer diese Kleidung!«, begehrte die junge Frau auf. » Du zwingst mich, mich so zu kleiden, wenn ich nicht die Maske bin!«
» Na ja… von nun an bist du zu groß dafür, ich will dich nicht mehr in diesen Kleidern sehen! Wir sind nicht mehr in Zhol!«
Joran wandte sich wieder Imma zu.
» Urteilt das Gericht diesmal zu meinen Gunsten?«, fragte er leicht säuerlich.
» Ich würde es mir nie herausnehmen, auch nur über einen von Euch beiden ein Urteil zu fällen. Ihr seid mein Gastgeber, der liebenswürdigste und großzügigste, dem ich nur hätte begegnen können, und ich weiß, wer Victoria ist. Aber es ist erstaunlich, dass ein junges Mädchen von Fall zu Fall als kleines Kind oder als Frau betrachtet wird. Sagt, mein Freund, habt Ihr erst durch den Umweg über Andins Blick bemerkt, dass sie erwachsen geworden ist?«, neckte sie ihn freundlich.
» Papa nennt das demire – das ist das akalische Wort für ›Eifersucht‹«, warf Chloe ein, der es gelungen war, bis dahin von allen vergessen worden zu sein.
Imma drückte die Schulter des Kindes leicht, als sie hörte, wie Jorans Atmung sich beschleunigte. Er hatte sich wieder zu Elea umgedreht, die vor Lachen prustete. Sie waren alle drei gegen ihn! Seine Schülerin bot ihm keck die Stirn, Imma appellierte an sein Gewissen, und Chloe, die schon mit der Frauenschar verbündet war, warf ihre ganze Unschuld in die Waagschale!
» Du hast gute Fürsprecherinnen, Vic, nutze das. Geh, verkleide dich als Maske, wir brechen gleich auf! Liebe Imma, Ihr habt gewonnen, ich habe nichts mehr zu sagen.«
» Ihr schreit nicht mehr?«, fragte Imma mit zärtlichem Erstaunen. » Ich danke Euch. Meine Ohren sind sehr empfindlich geworden, seit ich die Sehkraft verloren habe«, rechtfertigte sie sich, um seine Freude zu dämpfen. » Victoria, gestattest du mir, dir zwei Ratschläge zu erteilen und eine Bemerkung zu machen?«, bat sie dann, indem sie Elea die Hand hinstreckte.
» Lauten die Ratschläge etwa, dass auch ich Korta nicht unterschätzen soll, und dass ich mich etwas leiländischer kleiden soll, da ich Zhol schon vor sieben Jahren verlassen habe?«, fragte Elea, ohne ihr die Hand zu geben.
Imma glaubte zu verstehen, dass die junge Frau den Verlauf ihres Tages für sich behalten wollte, und nahm ihr das, was sie für einen Ausdruck von Schamhaftigkeit hielt, nicht übel.
» Da denkst du an das Richtige«, antwortete sie. » Und meine Bemerkung betrifft ein Versprechen an Sten, das du nicht gehalten hast.«
Elea erinnerte sich auf einmal daran, dass sie dem Riesen versprochen hatte, das Füllhorn der Feen einzusetzen, um ihn zu heilen und seine Genesung zu beschleunigen. Sie biss sich auf die Lippen; es war unverzeihlich, dass sie es vergessen hatte!
» Du hast gerade noch Zeit, es zu tun.«
Elea entfernte sich im Laufschritt.
» Ich wusste doch, dass ich ihr etwas vorzuwerfen habe«, murmelte Joran laut genug, um von Imma gehört zu werden.
» Das ist der einzige Fehler, den sie wirklich begangen hat. Sten war derjenige, der ihr Verschwinden bemerkt hat«, erinnerte ihn die blinde Hexe.
Sie wandte sich zu Jorans Schnaufen um.
» Sie sind füreinander geschaffen. Warum seid Ihr so verbissen darauf bedacht, sie voneinander zu trennen? Je weiter Ihr sie auseinanderreißt, desto mehr werden sie leiden und sich ihrem Kummer hingeben.«
» Füreinander geschaffen …«, wiederholte Joran nachdenklich und musterte Imma.
Seine Stimme war wieder ernst und warm geworden. Unwillkürlich bewunderte er die leichten, schwarzen Locken, die die Schultern der Hexe umspielten. Der Wind hob ihr Haar an und ließ es über den locker sitzenden Kragen ihres gefältelten roten Hemds tanzen.
Füreinander geschaffen.
Imma reichte Joran nicht einmal bis zur Schulter und dennoch wünschte sich Joran mehr und mehr, sie in die Arme zu nehmen. Ihre Blindheit schmerzte ihn, aber sie war auch seine Chance. Imma verkörperte reine Sanftheit, er schiere Gewalttätigkeit, sie verfügte über die Schönheit der Hölle, er über ihre Hässlichkeit. Wie lächerlich das doch alles ist!
» Ist die Liebe gezwungenermaßen unvermeidlich, wenn man füreinander geschaffen ist?«, fragte er sich laut.
»
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