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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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behüten!
    Enkil.«
    Der Reisende schlug das Buch zu. Wie konnten diese Lebenserinnerungen Prinz Andin helfen, wenn er sie doch nie in der Hand gehalten hatte? Der junge Mann wusste ganz genau, dass Frederik von Pandema sie ihm niemals zu lesen gegeben hatte. Auch nicht in den letzten Tagen, denn er hatte das Buch ja nicht mehr. Würde er wenigstens mit ihm darüber sprechen? Der König hatte zu große Angst, dass sein jüngster Sohn ihm nicht glauben würde. Die beiden sprachen immer seltener miteinander. Würde der König sich im letzten Augenblick doch noch dazu aufraffen? Oder würden allein die Feen den jungen Prinzen seinem Schicksal zuführen? Der Reisende zürnte dem König seines Landes, er machte sich auch Vorwürfe für seinen dummen Diebstahl, der die Dinge noch verschlimmert hatte. Frederiks Liebe zu seinen Söhnen, seine Angst um den jüngsten, sein Schweigen über die Zukunft und die Sorge um seine Geheimnisse hatten aus dem König einen verschlossenen Vater gemacht, vor dem man zu Unrecht zurückscheute.

Melice Orlane
    Andin hatte sich auf eine Bank aus Eichenholz geflegelt und lehnte mit dem Rücken an der weißen Wand. Den Blick hatte er auf den zusammensinkenden Bierschaum in seinem Glas gerichtet, ohne ihn recht zu sehen. Mit den Haarsträhnen, die ihm halb ins Gesicht hingen, wirkte er wie ein schmollendes, trotziges Kind.
    Einundzwanzig Tage. Seit einundzwanzig Tagen zwang ihn sein Vater, in diesem Gasthaus in Cithaya zu bleiben, das er mit Beschlag belegt hatte!
    Der Prinz konnte die niedrigen Balkendecken, die blanken runden Fenster und den pingeligen Ordnungssinn der Akaler nicht länger ertragen. Er hatte genug von dem kleinen, rothaarigen Mann, der die Zeit damit verbrachte, in einer Ecke die Gläser zu polieren, um unauffällig noch die geringste Bewegung des fremden Königs und seines Gefolges zu beobachten. Sogar das vertraute Klirren der pandemischen Rüstungen auf dem gewachsten Parkett ging ihm auf die Nerven. Und die Jubelrufe Melice Orlane!, die er seit Beginn des Nachmittags draußen hörte, trieben ihn zur Verzweiflung. Das Warten wurde ihm zu lang. Viel zu lang.
    Frederik von Pandema wollte nichts mehr vom Herumstreifen hören, auch nicht von irgendeiner anderen Laune Andins. Dem jungen Mann war es jedenfalls nicht gelungen, in ihrem Gespräch auch nur ein Wort anzubringen.
    Bei seiner Ankunft in der großen akalischen Stadt hatten die Soldaten, die Andin entgegengekommen waren, um ihn zu seinem Vater zu eskortieren, ihn unter allen möglichen Freudenbezeugungen begrüßt. Sie waren glücklich gewesen, ihren Dritten Prinzen zurückzubekommen: Der König hatte seinen Tod jetzt offiziell dementiert. Obwohl Andin sonst immer die Ungezwungenheit rühmte, mit der sein Vater jedermann empfing, hatte der Herrscher sich geweigert, mit seinem Sohn zu reden, bevor dieser nicht Kleider angelegt hätte, die seiner Stellung würdig wären. Und als Andin endlich vor ihm gestanden hatte, war es ihm sehr schwer gefallen zu glauben, dass er die smaragdfarbenen Augen von seinem Vater geerbt hatte.
    Mit ernsterer Miene denn je hatte Frederik von Pandema ihm verkündet, dass seine übergroße Nachgiebigkeit ihm gegenüber nun ein Ende hätte: Andin würde von nun an in Cithaya bleiben müssen, bis er neue Befehle empfing. Und da der junge Mann sich kategorisch weigerte, sich die Haare schneiden zu lassen, würde er dazu verdammt sein, all seine Prinzengewänder zu tragen, bis hin zur Krone! Widerspruch oder Ungehorsam würden nicht geduldet werden.
    Seitdem hatten sie kaum noch ein Wort miteinander gesprochen.
    Andin hatte noch nicht einmal Durst. Er hatte nur Lust, um sich zu beißen. Wenn er es durch schiere Willenskraft hätte bewirken können, hätte er seine Krone schmelzen lassen. Sie funkelte auf dem Tisch, der von großen Öllampen beleuchtet wurde. Andin stieß einen herzzerreißenden Seufzer aus: Trotz aller Annehmlichkeiten dieses Gasthauses hatte er das Gefühl, hier zu verschimmeln.
    »Kann ich denn gar nicht mehr darauf hoffen, einmal ein Lächeln auf den Lippen meines Sohnes zu sehen?«
    Andin drehte sich zu seiner Mutter um und wollte ihr eines schenken, aber sein Mund verzog sich beinahe zu einer Grimasse.
    »Ihr wisst sehr gut, was mir meine Lebensfreude zurückgeben würde«, antwortete er und hob die Beine von der Bank, um sich gesitteter hinzusetzen. »Sagt Vater, dass er mich gehen lassen soll. Ich habe genug davon, den Hanswurst zu spielen!«
    Er setzte sich wütend die Krone

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