Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
er sich verlegen mit der Hand über den kahlgeschorenen Nacken fuhr. »Jetzt, da ich weiß, dass du jemanden liebst, Andin, kann ich dir sagen, dass ich diese Prophezeiung der Feen schon immer absurd fand.«
Die Königin versteifte sich ein wenig. Aber Philip war noch nicht fertig:
»Ja, Mutter, und ich habe beinahe Freudensprünge gemacht, als Andin uns schrieb, dass Prinzessin Elisa in ihrem langen Schlummer lag. Ich habe mich ein wenig um ihre Gesundheit gesorgt, das durchaus, ich will ihr ja nichts Böses. Aber ich lege keinen Wert darauf, sie zur Frau zu nehmen.«
»Ich dachte, ihr Vorname gefiele Euch?«
»Ja, aber man heiratet doch niemanden um seines Vornamens willen! Ach, Andin, langsam beneide ich dich wirklich! Du wirst mich für eifersüchtig halten, aber deine Lage ist mir immer angenehmer als meine vorgekommen. Ich bin seit meiner Kindheit dazu verpflichtet, entweder endlos irgendeiner jungen, schönen und reichen Närrin den Hof zu machen oder aber ohne Murren eine unbekannte Prinzessin zu heiraten. Dich hat man wenigstens lieben lassen, wen du wolltest«, knurrte er noch.
Trotz des finsteren Blicks seiner Mutter fuhr er fort:
»Ich könnte noch nicht einmal davonlaufen, wenn sie hässlich ist!«
Andin runzelte ein wenig die Stirn und suchte in seinem Gedächtnis nach einer bestimmten Formulierung:
»Unter dem Strahl des Füllhorns der Feen hat sie mich an die Tage des beginnenden Herbsts denken lassen, wenn das Azurblau sich im Farbenspiel der Gewitter verfängt, ein leichter Schatten sich ausbreitet und über die abgeernteten Weizenfelder dahinrollt.«
Sogar die Königin hatte sich überrascht zu ihm umgedreht.
»Ich wusste gar nicht, dass Ihr so poetisch veranlagt seid, Andin.«
»So hat Elea mir Prinzessin Elisa beschrieben«, antwortete er noch ganz verträumt.
Philip wusste nicht gleich, was er noch sagen sollte, aber er versuchte, die Beherrschung zurückzugewinnen:
»Ich bezweifle, dass die Beschreibung sehr unvoreingenommen ist. Außerdem ist Elisa sicher so launisch und oberflächlich wie die meisten jungen Adligen, denen zu begegnen ich bisher die Ehre hatte.«
»Und Ihr, Ihr seid vorurteilsbeladen«, gab die Königin zurück.
»Aber Mutter, wie soll sie denn Eurer Meinung nach sonst sein? Verhätschelt und abgeschottet auf ihrer Burg hat sie alles, was sie begehrt, und weiß nichts vom Elend. Um sie herum drängen sich sicher so viele Leute, die ihr alles abnehmen, dass sie sich niemals die Hände schmutzig machen musste!«
»Nun gut, eine solche Kindheit habe ich auch erlebt, und ich glaube nicht, dass ich launisch und oberflächlich bin.«
Philip spürte, dass er ins Fettnäpfchen getreten war.
»Das wollte ich damit ja auch nicht sagen…«
»Nein, natürlich nicht. Ihr seid meine Kinder, daher bin ich in Euren Augen vollkommen; aber auch Eure Frauen werden eines Tages Mütter sein, zumindest wünsche ich Euch das.«
Die sanfte Celiane von Pandema hatte mit ihrer für eine Frau tiefen, gedämpften Stimme die jungen Prinzen zum Schweigen gebracht. Wie die beiden nur dreinsahen!
»Was habe ich den Feen getan, um einen Mann und Söhne zu verdienen, die derart mürrisch sind, wie Ihr es gerade seid?«, rief sie aus und ließ die spitzenbesetzten weiten Ärmel schwingen. »Wo steckt Cedric denn? Hoffentlich bringt er ein wenig Freude in diese Familie zurück!«
»Er hat die Gänseländer verlassen«, verkündete Philip leise. »Aber er ist erst vor zwei Tagen an Bord des Schiffs gegangen. Er wird in Leiland zu uns stoßen.«
»Hat er seine Schmuggler gefunden?«, fragte Andin mit einem leichten Lächeln und strich mit den Fingern über sein Glas, das feucht von Bier und Kondenswasser war.
»Anscheinend wird Vater gut zu tun haben, wenn er wieder nach Hause kommt.«
»Dann wird er Euch ja in Ruhe lassen, und das wollt Ihr doch, nicht wahr?«, erwiderte die Königin.
»Mir wäre es lieber, er täte es jetzt.«
Die Königin seufzte tief und stand auf. Bis heute waren nur Andin und sein Vater schwierig gewesen. Aber wenn Philip jetzt seinerseits starrköpfig wurde, konnte die Reise ja heiter werden!
»Ihr seid diejenigen, die launisch und oberflächlich sind! Ich habe Euch viel zu sehr verwöhnt«, sagte sie abschließend und wollte gehen.
»Mutter. Ich bin schlecht gelaunt und ich bitte Euch, mir zu verzeihen. Ich weiß gut genug, dass ich keine Wahl habe. Vielleicht ist Eure Prinzessin gar nicht so schlecht. Auf jeden Fall ist sie nach dem Tode ihres Vaters von
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