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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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und fragte ihn dann, ob er sich auch ihres Falls annehmen würde. Sie könne ihm zwar nur einen kleinen Vorschuss zahlen, wäre aber bereit ihn im Falle eines Sieges fürstlich zu entlohnen.
    »Haben Sie ein geräumiges Haus in Nauplia gefunden?«, fragte Vlachos, deutete auf ein Feldbett in der Ecke seines Büros und setzte hinzu: »Wenn ich bei Ihnen ein Zimmer und meine Mahlzeiten erhalten kann, würde mir dies als Vorschuss zunächst genügen.«
    Mando dachte schnell nach. Das Haus mochte zwar erbärmlich sein, aber geräumig genug war es. Ihr kam eine Idee: Wenn sie Zimmer vermietete, konnte sie das von der Regierung zugesagte Taschengeld aufbessern.
    Zunächst murrte Vassiliki wegen der zu erwartenden zusätzlichen Arbeit. Als ihr Mando aber versprach ein junges Mädchen einzustellen, das die schweißtreibenden Tätigkeiten übernehmen würde, erklärte sich Vassiliki sogar bereit, Mieter ausfindig zu machen. Nach Vlachos zog ein Tischler namens Jorgo ein, der im Gegenzug für drei Monatsmieten alle Zimmermannsarbeiten und Reparaturen im Haus übernahm. Eines Tages stellte er Mando ein junges Mädchen vor, erklärte, Poppy habe keine Angehörige und suche gleichfalls ein Dach über dem Kopf. Sie sei eine begnadete Näherin und könne Vassiliki auch bei anderen Aufgaben zur Hand gehen.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Mando am Abend zu ihrer Dienerin. »Ein Blinder kann doch sehen, dass zwischen den beiden was los ist. Mein Haus ist kein Bordell!«
    Vassiliki kniff eines ihrer Vogelaugen zusammen und nickte: »Wie das Haus deiner Tante in Mykonos!«
    »Was willst du damit sagen!«, fuhr Mando auf. »Marcus und ich haben einander geliebt!«
    Seit Monaten hatte sie zum ersten Mal seinen Namen ausgesprochen. Ein scharfer Schmerz schnitt ihr durch die Eingeweide und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte: »Ich liebe ihn immer noch und ich habe ihn verloren! Ach, Vassiliki!«
    »Vielleicht liebt Poppy ja auch Jorgo«, meinte die Dienerin. »Vielleicht kannst du die beiden glücklich machen, wenn du das Mädchen einstellst.«
    Heftig schüttelte Mando den Kopf. Wenn sie schon nicht glücklich war, sollte es auch niemand anders in ihrem Haus sein. Während sie einsam mit der Hand zwischen den Beinen in ihrem Bett lag, sollten zwei Verliebte im Stockwerk darüber sich ihrem schändlichen Treiben hingeben? Niemals! Doch Vassiliki ließ nicht locker. Poppy war jung, kräftig und genau die richtige Unterstützung für sie.
    Den Ausschlag gab Aristoteles Vlachos. Er hatte Poppy das Haus verlassen sehen und Mando entsetzt gefragt, was die junge Frau gewollt hätte. Sie sei gerichtsbekannt, verriet er, und weder er noch Mando könnten mit so einer Person unter einem Dach leben.
    »Siehst du«, sagte Mando befriedigt zu Vassiliki, »ich habe ihr ja gleich angesehen, dass sie so eine ist! Von wegen Liebe!«
    Als Jorgo am Abend mit Poppy kam, um ihre Entscheidung zu hören, setzte Mando ihr arrogantestes Gesicht auf und erklärte, ihre Position in der Gesellschaft verbiete es, eine Frau wie Poppy auch nur anzusehen. Poppy brach in Tränen aus und Jorgo verließ mit finsterem Gesicht das Haus. Vassiliki folgte den beiden.
    Wenig später kehrte sie mit Poppy an der Hand zurück, schob sie zu Mando hin und sagte zu dem Mädchen: »Los, jetzt erzähl mal deine Geschichte!« Und bevor Mando Einwände geltend machen konnte, fuhr sie ihren Schützling an: »Benimm dich nicht wie deine Mutter, sondern hör zu!«
    Stockend erzählte Poppy, wie ihr Dorf von Türken überfallen und sie mit einigen anderen Mädchen in das Lager der Soldaten gebracht worden wäre.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was die Männer mit dem armen Kind gemacht haben!«, unterbrach Vassiliki die Erzählung. »Dass sie dies überlebt hat, ist ein Wunder!«
    Im Gegensatz zu den meisten anderen Mädchen hatte sie überlebt. Es gelang ihr, zu flüchten, aber als sie in ihr Dorf zurückkehrte, fand sie ihr Elternhaus verschlossen vor. Durch die Tür hörte sie ihre Mutter sagen, sie habe keine Tochter mehr. Die Mädchen von Suli seien von der Klippe gesprungen, um ihren Peinigern zu entgehen, und jedes anständige griechische Mädchen hätte sich nach einer solchen Schande zumindest entleibt.
    »Poppy hatte also die Wahl zwischen drei Möglichkeiten«, sagte Vassiliki. »Sie hätte zu den Türken zurückgehen, sich das Leben nehmen oder sich auf eigene Faust durchschlagen können. Ich finde es sehr mutig, dass

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