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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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erlegen.«
    »Das denkst du, aber ich weiß es besser.«
    »Was weißt du denn?«, fragte sie mild.
    »Dass er ermordet wurde! Und dahinter steckte Ali Pascha.«
    Die bleich gewordene Vassiliki öffnete die Tür einen kleinen Spalt. Das Schlüsselloch war zu klein und jetzt durfte ihr nichts entgehen.
    Fasziniert beugte sich Mando vor. Vielleicht war Stefano verrückt geworden, aber vielleicht war er wirklich auf einer heißen Spur! Dass ihr Vater eines natürlichen Todes gestorben war, hatte sie nie wirklich geglaubt. Manchmal hatte sie es sich eingeredet, weil sie sich schuldig fühlte nie nach seinen Mördern gesucht zu haben. Vielleicht würden die wahren Mörder noch entlarvt werden – aber Ali Pascha? Sie erinnerte sich daran, was ihr Pappas Mavros über Ali Pascha berichtet hatte. Dass dieser sich mit dem Sultan überworfen und Griechen als Bundgenossen gesucht und dem Land dafür seine Unterstützung beim Befreiungskampf zugesagt hatte. Das hatte Ali Pascha der damaligen Hetärie der Freunde über den Leibarzt seines Sohnes Muchtar, Jannis Kolettis, mitteilen lassen. Weshalb sollte er also angeordnet haben ihren Vater umzubringen? Das ergab keinen Sinn.
    »Ich war in Jannina«, fuhr Stefano fort, »wo sich die Söhne Ali Paschas vorzüglich mit den Türken verstehen.«
    »Was hast du denn da zu suchen gehabt?« Mandos Stimme klang schärfer als sie beabsichtigt hatte.
    »Ali Paschas Sohn Selim hatte mir ein interessantes geschäftliches Angebot unterbreitet«, flüsterte er.
    Wenigstens besitzt er noch so viel Anstand rot zu werden, dachte Mando angeekelt.
    »Das konntest du dir natürlich nicht entgehen lassen«, meinte sie nur.
    »Ich fuhr also nach Jannina und wurde sofort festgenommen. Angeblich besäße ich eine Kostbarkeit, die Selim gehörte. Wenn ich nicht sofort dafür sorgte, dass der Gegenstand in seinen Palast zurückkehrte, würde ich eines langsamen Todes sterben.« Stefano war aschfahl geworden. »Kleine Kostproben dessen, was mich erwartete, gab man mir schon.«
    »Und hast du den Gegenstand zurückgebracht? Was war es überhaupt?«
    »Erinnerst du dich noch an Vaters grünen Kasten?«, fragte Stefano. »Den, in dem sich die Zeusstatue befand, mit der du als Kind einmal gespielt hast?«
    »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«
    »Seltsam. Du bist damals ziemlich streng bestraft worden. Aber du warst noch sehr klein. Jedenfalls behauptete Selim, dass der grüne Kasten aus seinem Palast gestohlen worden sei.«
    »Wie kann das sein, wenn er Vater gehörte? Dann müssen entweder du oder Antonio ihn geerbt haben!«
    »Kannst du dich denn erinnern, dass auf der Testamentseröffnung von einem grünen Kasten die Rede war? Ich nicht, also könnte Vater ihn vor seinem Tode an Ali Pascha gegeben haben, was ich nicht glaube. Ich vermute eher, dass …«
    Vassiliki stürzte ins Zimmer.
    Was er vermutete, konnte Stefano also nicht mehr sagen. Er hatte von Selim erfahren, dass der grüne Kasten ursprünglich Ali Pascha gehört hatte, der ihn dem Sultan leihweise überlassen hätte, dieser habe ihn sich aber stehlen lassen. Irgendwann wäre das kostbare Stück auf unbekannte Weise in die Hände der Mavrojenous-Familie gefallen, ehe es viele Jahre später wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt wäre. Vor kurzem wäre es aus dem Palast entwendet worden und Selim zweifelte nicht daran, dass dabei abermals ein Mavrojenous-Spross seine Hände im Spiel gehabt hätte.
    Stefano wusste weder etwas von den frühen Aktionen der Hetärie noch von der Rolle, die sein Vater in diesem Geheimbund gespielt hatte. Aber so weit er zurückdenken konnte, war der Kasten im Besitz seines Vaters gewesen. Er vermutete also, dass sich sein Vater irgendwann in Konstantinopel den Kasten unrechtmäßig angeeignet hatte. Dieses war dem Löwen von Jannina zu Ohren gekommen, worauf er seine Häscher auf Nikolaos Mavrojenous angesetzt und sich wieder des grünen Kastens bemächtigt hätte. Und jetzt trachtete Ali Paschas Sohn wegen des grünen Kastens dem Sohn von Nikolaos Mavrojenous nach dem Leben.
    »Eine Nachricht von Graf Kapodistrias!«, rief Vassiliki eifrig.
    Mando hielt die Hand auf, aber Vassiliki schüttelte den Kopf.
    »Mündlich, ein Bote ist eben vorbeigekommen. Der Graf bedauert die ausgefallene Theatervorstellung und bittet dich ihn übermorgen in die Schauburg zu begleiten. Mein Hühnchen, wir müssen sofort deine Garderobe in Ordnung bringen!«
    Mandos Augen leuchteten, auch wenn sie es seltsam fand, dass ihr

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