Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
Vom Netzwerk:
ist? Und dass Ludwig in München Gebäude errichtet hat, die dem alten Athen nachempfunden sind?«
    »Ich wusste, dass er aus Liebe zu Hellas den Buchstaben I im Namen Baierns gegen ein Ypsilon, das Y-Grec, ausgetauscht hat«, erinnerte sich Mando, »aber deswegen macht man den Sohn doch nicht gleich zum griechischen König!«
    »Irgendeinen brauchen wir ja«, seufzte Kolokotronis, »und ich hielt es für vernünftig, einen ganz jungen Prinzen auszuwählen, einen, der noch formbar ist und fähig, Grieche zu werden. Übrigens sollten Sie, mein Generalleutnant, im nächsten Monat nach Athen reisen.«
    »Warum?«
    »Es ist Ihnen doch nicht etwa entgangen, dass Athen unsere neue und endgültige Hauptstadt sein und unser König dort einziehen wird! Das wäre schon früher geschehen, wenn die Türken nicht erst im vergangenen Jahr endlich die Stadt verlassen hätten.«
    »Es ist wirklich unglaublich, wie lange sie die Akropolis besetzt gehalten haben«, nickte Mando.
    Kolokotronis berichtete, der neue König habe sofort nach dem Abzug der Türken den symbolträchtigen Auftrag gegeben den Pantheon zu restaurieren.
    »Er hat gute Ideen für die Neugestaltung von Athen«, meinte Kolokotronis.
    »Lauter kleine bayrische Häuser?«, fragte Mando spitz.
    »Seien Sie nicht so böse«, bat Kolokotronis, »ich nehme König Otto nur eins sehr übel. Dass er zugelassen hat, dass zehntausend unserer Freiheitskämpfer, die alle im Kampf gegen die Türkei zu Berufssoldaten wurden, von seinen bayrischen Beamten auf die Straße gesetzt wurden. Das war nicht nur herzlos, die meisten haben schließlich Familien, sondern auch dumm.«
    »Haben Sie Angst, dass sich diese Soldaten zu Räuberbanden zusammenschließen werden?«
    »Das haben sie natürlich bereits getan. Kann man ihnen nicht verdenken. Wobei ich selber mit den Räubern beste Erfahrungen gemacht habe«, sprach der alte Klephtenchef. »Unter ihnen fanden sich sehr viel mehr ehrenwerte Männer als unter den kalkulierenden Politikern, mit denen ich mich abgeben musste … das waren natürlich andere Zeiten. Aber es gibt auch gute Nachrichten«, lächelte er und bemerkte: »Miaulis hat wieder beigedreht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Admiral hat eingesehen, dass es nutzlos ist, gegen den Wind zu spucken, Sie verzeihen, Generalleutnant, und hat der neuen Regierung seine Unterstützung zugesagt.«
    »Das freut mich!«, rief Mando. »Unser Land braucht jeden guten Mann!«
    »Jeden guten Griechen«, brummte Kolokotronis. »Ich weiß nicht, ob ich ihm verzeihen kann, dass er unserem Freund Kapodistrias in den Rücken gefallen ist …«
    »Gott segne seine edle Seele«, sagte Mando leise, »aber der Graf war wohl der falsche Mann zur falschen Zeit.«
    »Das weiß ich auch«, knurrte Kolokotronis, »und ich bin ja froh darüber, dass Miaulis zum Vizeadmiral ernannt worden ist, auch wenn ich andern gegenüber so tue, als wäre ich empört.«
    Er setzte sich auf ein steinernes Bänkchen und musterte Mando aus seinen schönen finsteren Augen.
    »Ich freue mich so Sie zu sehen!«, rief er. »Was würde ich nicht darum geben, wenn Sie mir eine Bitte erf… nein!«, brach er ab. »Vergessen Sie, was ich eben gesagt habe.«
    »Sprechen Sie!«, erklärte Mando eifrig. Alles würde sie für diesen großen alten Mann tun, den sie schon bewundert hatte, als Pappas Mavros ihr zum ersten Mal von ihm erzählt hatte. Der Menschen wie die Fischerkinder von Naoussa, arme Berghirten, besitzlose Bauern, abhängige Seeleute und einfache Handwerker im Sinn hatte, wenn er vom griechischen Volk sprach.
    »Nein«, sagte er, »entschuldigen Sie. Es war mir herausgerutscht. Ich habe zu lange keine Frau mehr gesehen. Da vergisst man leicht seine Manieren.«
    Die er nie wirklich gehabt hat, schmunzelte Mando innerlich, und fragte sich, welchen Gefallen sie dem verehrten Helden tun könnte. Ein schneller Blick streifte ihre Brüste, dann wandte er die Augen ab und schien die unregelmäßigen Fliesen auf dem Boden zu zählen.
    »König Otto ist ein edler Mensch«, sagte er heiser, »er hat sogar eine archäologische Gesellschaft gegründet.«
    Als ob das den alten Freiheitskämpfer im Geringsten interessiert, dachte Mando, der langsam dämmerte, was er sie hatte fragen wollen. Er hatte sich wieder von ihr abgewandt und blickte aus dem Fenster.
    Soll ich oder soll ich nicht, fragte sie sich und beschloss dann, es zu tun. Sie würde sich damit nichts vergeben, ja, es wäre sogar eine Auszeichnung, dem alten Recken den

Weitere Kostenlose Bücher