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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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anders übrig, als zu Fuß zu gehen und zu versuchen die Esel nicht zu verlieren.
    In Kalo Livadi zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus und begann die Hütte auszumisten. Ihrer Tante hatte sie gesagt, dass sie sich für eine Woche ins Frauenkloster von Ano Mera zurückziehen würde, und sie betrachtete dies noch nicht einmal als eine Lüge.
    Es dauerte auch fast eine Woche, ehe die Hütte wieder bewohnbar und das Gärtchen gerodet war. Stolz betrachtete Mando das erste Werk, das sie mit ihren eigenen Händen vollbracht hatte. Philemon und Baucis schienen zustimmend mit den Blättern zu rascheln. Sie setzte sich auf die Steinbank vor dem Haus und betrachtete ihre aufgesprungenen, rauen und verschmutzten Hände mit den tief eingerissenen Fingernägeln. Meine Mutter wäre entsetzt, dachte sie, aber mir geht es so gut wie lange nicht in meinem Leben.
    Es gibt jetzt einen Platz, der mir gehört, dachte sie, wo ich niemandem lästig fallen und niemanden um etwas bitten muss. Von da an blieb sie mehrmals im Monat einige Tage in der Hütte.
    Ein paar Monate später entdeckte sie einen Zettel auf dem Bett.
    »Gute Arbeit!«, stand nur darauf.
    Ihr Herz hämmerte und sie blickte angestrengt zum Horizont. Kein Schiff in Sicht, kein kleines Boot. Sie wusste auch nicht, ob sie wirklich wollte, dass er zu ihr in die Hütte käme. Jetzt kannte sie Anna und sie wollte, dass Lambrini in einer glücklichen Familie aufwuchs. Auch sie ließ einen Zettel liegen.
    »Danke«, hatte sie darauf geschrieben und ihre rote Korallenkette liegen lassen. Marcus würde verstehen, dass sie für Lambrini bestimmt war. Nachdem sie vor der Abbildung dieser Kette vergewaltigt worden war, wollte Mando sie nicht mehr tragen.
    Drei Jahre lang blieben sie auf diese Weise in Verbindung. Nie umfasste der Zettel mehr als fünf Wörter und nie begegneten sie einander. Wenn Marcus von seinem Boot aus den Esel an der Hütte sah, kehrte er wieder nach Paros um. Wenn Mando das Boot am Strand erkannte, lenkte sie ihr Tier wieder Richtung Mykonos-Stadt. Wenn sie dann abends in ihrem einsamen Bett lag, freute sie der Gedanke, dass Marcus jetzt auf der Stelle ruhte, wo sie vor wenigen Tagen den eigenen Leib gebettet hatte.
    Wie bescheiden man wird, dachte sie, und war zum ersten Mal in ihrem Leben zufrieden. Von Marcus' Mutter hörte sie, wie es der Familie auf Paros erging und dass Lambrini demnächst nach Paris in die Schule geschickt würde. Unsere Tochter wird also die Stadt sehen, von der ich immer geträumt habe, freute sie sich. Lambrini würde bei Mandos Bruder, ihrem Onkel Antonio, wohnen.
    Etwas besorgt dachte Mando daran, dass ihr Bruder drei Söhne hatte, aber dann beruhigte sie sich wieder. Alle drei waren erheblich älter als Lambrini und zwei schon verheiratet. Die Liebe zu Cousins wird sich wohl nicht vererben, hoffte sie.
    Von ihrer Tante erfuhr sie auch, dass Zakarati gestorben war. Mando wohnte nicht einmal hundert Schritte von ihrer Mutter entfernt, aber Zakarati war zu verbittert, als dass sie auf dem Totenbett Frieden mit ihrer missratenen Tochter hatte schließen wollen. In ihrer letzten Stunde verlangte sie den englischen Vizekonsul zu sehen, der ihr gegenüber wohnte, und diktierte diesem ihr Testament. Auf diese Weise erhielt Mando ihre Diamanten zurück. Allerdings sah sie sich gezwungen sie zu verkaufen, da sie das Erbe angenommen und somit den Schuldenberg ihrer Mutter abtragen musste.
    Aber so erfuhr sie, dass ihr Bruder Stefano ihr ein kleines Grundstück im Norden von Paros hinterlassen hatte, wahrscheinlich das Land, auf dem er sich vor den Häschern aus Jannina versteckt hatte. Irgendwann würde sie nach Paros fahren und ihren Besitz begutachten.
    Ihre Bulletins las sie immer noch regelmäßig. König Otto hatte Kolokotronis längst aus dem Gefängnis entlassen und wieder zum General gemacht. Aber auch dem alten Recken glückte es nicht, auf die politischen Geschicke des Landes Einfluss zu nehmen. Die bayrische Bürokratie war zu mächtig.
    Mando überlegte, wie dem volksnahen Kolokotronis zumute sein musste, einer absoluten Monarchie zu dienen, einer Regierung, die jeden Ansatz von Selbstverwaltung niederwalzte, genauso hohe Steuern eintrieb wie die Türken und kein Geld für Schulen, Straßen, Brücken und Häfen ausgab. Von den Idealen der Revolution war nichts übrig geblieben.
    »Immer noch Fremdherrschaft«, sagte sie zu ihrer Tante, die ihr gerade stolz mitgeteilt hatte, dass Lambrini in Paris angekommen und von Antonios

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