Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
sagte er. »Das System ist notwendig und es funktioniert .« Er betonte die Worte, als seien sie eine wissenschaftliche Tatsache, keine persönliche Meinung, und seine selbstbewusste Haltung reichte, um den Reporter zufrieden zu stellen.
Sofort wurde dieser von einem Kollegen abgelöst. »Eine neue Studie der DS Berkeley besagt, dass fünfundachtzig Prozent der Sechzehnjährigen sich DS-Unterricht nur auf freiwilliger Basis wünschen. Was halten Sie davon, Mr Freeman?«
»Jedes Kind verdient eine sichere, kostenfreie, qualitativ hochwertige Schulausbildung. Und genau das stellen wir zur Verfügung«, antwortete mein Vater. »Mit achtzehn Jahren oder nach bestandener Abschlussprüfung sind die jungen Leute geistig undemotional reif genug, um sich gegen eine weitere DS-Erziehung zu entscheiden. Aber bis dahin bin ich nicht bereit, einem Kind die notwendige Schulbildung vorzuenthalten.«
Ich hörte meinem Vater fasziniert zu. Seine Antworten bestanden wie immer aus festen Floskeln, sodass keine Pausen entstanden, in denen er über die Fragen nachdenken musste. Er reagierte auf bestimmte Schlüsselworte und benutzte ausgefeilte Sätze, die er für solche Medienevents vorbereitet hatte. Ebenso gut hätte man eine Aufnahme abspielen können: effizient, schnell, ohne jedes Gefühl.
Wir drei standen noch eine halbe Ewigkeit dort draußen, erlaubten den Fotografen uns abzulichten und den Journalisten, meinen Vater abwechselnd in den Himmel zu loben oder anzugreifen, so wie es immer war, wenn Dad öffentlich irgendwo auftrat. Als wir es endlich bis in die verwinkelte Hotellobby geschafft hatten, gab Mom unsere Mäntel ab. Ich betrat währenddessen den riesigen Festsaal, in dem über hundert runde Tische warteten. Goldene Kronleuchter hingen von der Decke und hüllten alles in ein warmes, funkelndes Licht. Ich hatte eine besondere Schwäche für diese eleganten, langarmigen Lüster, die Leuchtkugeln anstelle von Kerzen trugen. Unser Tisch befand sich an der gleichen Stelle wie immer, nämlich ganz vorne bei der Bühne, wo Dad seine übliche Rede halten würde, die auf ein erfolgreiches DS-Jahr zurückblickte und ein noch erfolgreicheres versprach.
Paul und seine Schwester Becky saßen bereits am Tisch. Becky tippte in ihr Handy und Paul schob gähnend ein Cocktailhäppchen mit Käsewürfel auf seinem Teller herum. Ich setzte mich neben ihn und konnte geradezu fühlen, wie ihm bei meinem Anblick die Kinnlade herunterfiel.
»Madeline«, sagte er. Ich antwortete mit einem gezwungenen Lächeln, wie erfreut ich war, ihn zu sehen. Daraufhin ließ er seinen Blick an meinem Kleid herunterwandern und stellte fest: »Du siehst echt hübsch aus.« Ich versteifte mich. Mein Lächeln, alsich ihm für das Kompliment dankte, ähnelte diesmal mehr einer Grimasse. Seine Schwester schaute gerade lange genug von ihrem Handy hoch, um meine Reaktion zu bemerken.
»Die Farbe steht dir wirklich gut«, fügte Paul hinzu. Ich lief rot an.
»Paul, hör auf zu sabbern«, bemerkte seine Schwester und warf mir einen verständnisvollen Blick zu. Jetzt setzten sich ihre Eltern gegenüber an den Tisch und meine Eltern platzierten sich rechts und links von mir. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Paul mich immer noch anstarrte, und ich seufzte. Warum reichte ein flüchtiger Blick von Justin, um bei mir Herzrhythmusstörungen auszulösen, während ich von Pauls Aufmerksamkeit nur nervöse Zuckungen bekam?
»Wie läuft die Schule?«, fragte mich Pauls Mutter, Meredith Thompson. Ich wollte gerade antworten, als mein Vater sich einschaltete.
»Sie gehört zu den besten drei Prozent ihres Jahrgangs«, sagte er. »Im Moment schaut sie die Angebote der Elitecolleges von der Ostküste durch.«
»Sehr beeindruckend«, stellte Pauls Vater Damon fest. »Aber kein Wunder, schließlich hat sie gleich zwei perfekte Vorbilder, zu denen sie aufschauen kann.« Ich nickte ihm höflich zu. Damon war der Sheriff unserer Stadt, der beste Kumpel meines Vaters und ganz nebenbei mein Bewährungshelfer. Letzteres war ein Freundschaftsdienst für meinen Dad.
Ein Kellner im schwarzen Frack stellte Brot und Salat auf unseren Tisch.
Meredith legte eine Hand auf Pauls Arm. »Unser Junge hat letzten Monat mit der Ausbildung an der Polizeiakademie angefangen. Er fährt schon bei Damon mit und schaut sich alles ab.«
Paul grinste in meine Richtung, um sicher zu gehen, dass ich diese Nachricht auch richtig würdigte. Ich unterdrückte ein Seufzen. Kein Wunder, dass Dad ihn
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