Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
Gesicht gesagt hat, habt ihr alle die Frechheit zu erwarten, dass ich die einzigen Menschen verrate, die mich je geliebt haben, um euch bei eurer Revolution zu helfen?«
»Augenblick mal, ich …«
»Und als Nächstes«, fuhr ich fort, »wenn ich zugestimmt habe, euer magischer Schlüssel zu Dads Schatztruhe voller bescheuerter Mailadressen zu sein und dafür vermutlich ins Gefängnis komme und von meiner Familie ausgestoßen werde, was macht ihr dann? Tätschelt ihr mir den Kopf und sagt ›Dankeschön, kleine Maddie‹? Bekomme ich einen Orden als Rebellin des Jahres, den ich mir in meine Zelle hängen kann? Sorry, aber irgendwie klingt das alles nicht sehr überzeugend.«
Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. In gewisser Weise war es eine Erleichterung, endlich die volle Wahrheit zu wissen. Vielleicht würde ich damit sogar meine absurde Schwärmerei für Justin in den Griff bekommen. Wenigstens kannte ich jetzt den Grund, warum er so viel Zeit mit mir verbracht hatte. Ich hatte mir nie erklären können, warum eine so erstaunliche Person wie Justin mich überhaupt beachtete. Entschlossen machte ich auf demAbsatz kehrt und marschierte die Straße hinunter, aber er folgte mir. Ich konnte seinen Blick im Rücken fühlen.
»Es stimmt nicht, dass ich dich benutzt habe«, sagte er.
»Lass mich in Ruhe«, gab ich zurück, doch da hatte er mich schon wieder eingeholt.
»Hörst du jetzt vielleicht mal zu? Scott hat doch keine Ahnung, was ich fühle.«
Ich machte eine wegwerfende Geste. »Warum hast du mir nicht gleich die Wahrheit gesagt, bei unserem ersten Treffen in der Lerngruppe? Schließlich erzählst du doch immer, dass man aus sich rauskommen sollte.«
Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Na ja, um die Wahrheit zu sagen, hast du mich ein bisschen eingeschüchtert.«
Ich blieb stehen und starrte ihn an. »Ich habe dich eingeschüchtert?«
Justin wandte den Blick ab und erklärte: »Was du damals mit fünfzehn geschafft hast … Ich habe jedes Detail deiner Aktion studiert.« Er sah mich mit echter Bewunderung an. »Meine Eltern haben über dich gesprochen, als seiest du eine Märtyrerin. Du warst lange Zeit mein Vorbild, könnte man sagen.«
Mein Kopf fühlte sich ganz leer an. Mir war nie die Idee gekommen, dass ich als Vorbild dienen könnte oder dass es Leute gab, die auf meiner Seite standen. Die ganze Zeit hatte ich nur die negativen Folgen zu sehen bekommen.
»Wir haben versucht, deine Onlineaktivitäten weiter zu verfolgen. Aber wie Scott gesagt hast, warst du ziemlich gut darin, anonym zu bleiben.«
»Ihr habt mich ausspioniert?«
»Nun ja, wir mussten sichergehen, dass du noch immer …«, er dachte einen Moment über die richtige Wortwahl nach, » … offen für Vorschläge warst. Und außerdem wussten wir nicht, wer du wirklich bist, wie du aussiehst.« Er grinste. »Wir habenfast drei Jahre gebraucht, um dich zu finden. So viel Zeit haben wir noch nie in eine einzelne Person gesteckt. Und natürlich hast du Recht, ich hätte von Anfang an ehrlich zu dir sein sollen. Aber …«
Er unterbrach sich und wandte den Blick ab. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er wirkte geradezu verlegen. Oder nervös. Er trommelte mit den Fingern auf sein Hosenbein.
»Du hast mich zu sehr verwirrt«, sagte er schließlich.
Ich hob fragend die Augenbrauen. »Wie meinst du das?«
Justin seufzte und ich sah förmlich, wie seine letzten Barrieren bröckelten und seine Schultern ergeben nach unten sackten. »Weißt du noch, als wir uns das erste Mal getroffen haben? Da war ich auf einen Jungen eingestellt. Ich war nicht sicher, wie alles zusammenhing, aber zumindest hatte ich nicht mit Kevin Freemans Tochter gerechnet.«
Die Erinnerung brachte mich zum Lächeln. War es wirklich so schwer zu glauben, dass ein Mädchen genauso rebellisch sein konnte wie ein Junge? Justin starrte auf seine Schuhe.
»Als mir klar wurde, wer du warst …«
Seine Erklärung stockte schon wieder, als würde er über die eigenen Worte stolpern. Nie zuvor hatte ich ihn so unsicher erlebt. Er fuhr sich mit den Händen über die Baseballkappe. Als er mich wieder anschaute, ließ sein Blick meinen Magen flattern.
»Ich wusste plötzlich nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Wenig hilfreich war auch, dass du …«
Wieder verstummte er.
»Was?«, hakte ich nach.
Er sah mich vielsagend an. »Du bist sehr hübsch, Madeline. Falls dir das nicht bewusst sein
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